In den Themenbereichen des Secret Wiki begegnen mir immer wieder Menschen, die anders denken als der Mainstream. Das begrüße ich grundsätzlich, doch auf die Spitze getrieben hat das leider auch eine Schattenseite. Welche verrate ich dir in diesem Beitrag.

Die Schattenseite hat mit Schubladen zu tun – und zwar mit dem Fakt, dass einige Menschen aus alternativen Bereichen die Dinge in meinen Augen zu schnell in eine ihrer vorgefertigten Schubladen werfen.

Rein in die Schublade und zu

Das Problem dabei: Die Leute denken nicht mehr richtig nach. Sie hören ein Stichwort und schon schmeißen sie die Information in ihre entsprechende, langjährig gepflegte Schublade.

Ein paar Beispiele:

  • Jemand erzählt etwas über Politik. Der alternative Schubladendenker hat sofort im Kopf, dass „Politiker nur Marionetten sind und Wahlen ja eh nix bringen“.
  • Jemand erzählt etwas über die westliche Medizin. Der Schubladendenker öffnet die Schublade „Westliche Medizin ist Bullshit“ und hört dem Gegenüber gar nicht mehr richtig zu.
  • Jemand erzählt etwas über eine große Firma. Der Schubladendenker schmeißt das Gehörte in seine Kapitalismus-Schublade, macht diese zu und ist dementsprechend nicht mehr offen für Neues.

Das Gute und Schlechte an Vorurteilen

Die Schubladen des Schubladendenkers sind eng verknüpft mit seinen Vorurteilen.

Vorurteile sind nicht per se schlecht. Ich habe mal gehört, dass sie unserem Gehirn helfen Energie zu sparen. Vor allem bei den vielen Reizen, die wir heute täglich erfahren, ist es wichtig, gewisse Filter zu haben. Von daher sind Vorurteile in gewisser Weise sogar hilfreich.

Doch in meinen Augen wird es gefährlich wenn man seine Vorurteile niemals kritisch hinterfragt. Denn, wie schon Heraklit wusste: Die Veränderung ist die einzige Konstante im Universum.

Man selbst verändert sich, das Umfeld um einen ändert sich und überhaupt verändert sich die ganze Welt (zur Zeit sogar sehr schnell).

Wenn sich das Umfeld verändert, dann muss sich auch der Mensch anpassen. Dementsprechend müssen alte Vorurteile aktualisiert oder sogar über Bord geworden werden.

Deshalb plädiere ich hierfür:

Vorurteile gehören regelmäßig auf den Prüfstand.

Stefan Seidner-Britting

Natürlich muss man nicht täglich alles prüfen. Aber vielleicht ist es augenöffnend sich die eigenen Vorurteile 4 mal im Jahr anzuschauen. Oder, wenn man schon bewusster ist, einfach im Alltag wachsam zu sein, mit welchen Maßstäben man da eigentlich misst / wertet / einsortiert.

Die Schublade öffnet sich

Dem Schubladendenker würde der Vorurteil-Prüfstand vielleicht Folgendes bringen:

  • Er würde sehen, dass es auch in der Politik ehrenhafte Menschen gibt, die wirklich für eine Sache brennen und sich nicht verbiegen oder bestechen lassen.
  • Er würde einsehen, dass die westliche Medizin im Notfall eine sehr viel bessere Wahl als zum Beispiel die Homöopathie ist.
  • Er würde erkennen, dass er selbst Teil des Kapitalismus ist, weil er sicher auch ein Smartphone einer großen Firma nutzt (faire Alternativen siehe hier). Vielleicht würde er erkennen, dass er mit seinem Konsumverhalten bestimmen kann, wohin sein Geld wandert. Und dann würde er sich und sogar sein Umfeld dazu bringen lokal einzukaufen.

Natürlich gibt es in jeder Szene Schubladen-Denker, nicht nur in der alternativen Szene. Doch es kommt mir so vor, dass es in letztgenannter relativ gesehen mehr Schubladen-Denker gibt als in anderen Bereichen (extreme Gruppen mal ausgenommen).

Woran liegt das? Meine Vermutung: Man will hier bewusst anders sein als der Mainstream, identifiziert sich voll mit seiner alternativen Ansicht und lehnt andere Ansichten schneller ab.

Was ich sagen will: Bleibt offen für Neues. Prüft eure Vorurteile regelmäßig. Bildet euch weiter. Animiert euer Umfeld das ebenfalls zu tun.

LG
Stefan