Der Konsum psychoaktiver Substanzen ist seit Jahrtausenden ein Bestandteil der menschlichen Kultur. Während Alkohol in großen Teilen der Welt gesellschaftlich akzeptiert und weit verbreitet ist, hat Cannabis – trotz der zunehmenden Liberalisierung der Gesetzgebung in vielen Ländern – oft noch den Ruf des Gefährlichen und Unbekannten.
Dieser Artikel wirft einen umfassenden Blick auf beide Substanzen, vergleicht sie hinsichtlich ihrer Auswirkungen auf den Körper und klärt über mögliche kurzfristige und langfristige Schäden auf.
Wirkmechanismen und unmittelbare Effekte
Alkohol und Cannabis wirken auf unterschiedliche Weise auf das zentrale Nervensystem (ZNS). Ethanol, der wirksame Bestandteil von Alkohol, ist ein zentral wirkendes Nervengift und beeinflusst verschiedene Neurotransmitter im Gehirn, insbesondere das GABA-System, was zu einer Dämpfung der Nervenaktivitäten führt.
Die Cannabispflanze, die aus Hanfsamen gezüchtet wird, enthält hingegen psychoaktive Cannabinoide, von denen Tetrahydrocannabinol (THC) das bekannteste ist. Diese Stoffe interagieren mit dem sogenannten Endocannabinoid-System des Körpers, das wichtige Funktionen wie Stimmung, Appetit und Schmerzwahrnehmung reguliert.
Kurzfristige Auswirkungen
- Alkohol: Euphorie, Enthemmung, Beeinträchtigung der motorischen Fähigkeiten, aber auch Übelkeit und im schlimmsten Fall Alkoholvergiftung.
- Cannabis: verändertes Zeitempfinden, Entspannung, vermehrter Appetit und sensorische Verstärkung, jedoch auch Paranoia und Angstzustände.
Unmittelbare gesundheitliche Risiken
Bei übermäßigem Trinken kann es zu einer akuten Alkoholvergiftung kommen, einem lebensbedrohlichen Zustand, der im schlimmsten Fall zum Tod führen kann. Cannabiskonsum hingegen führt nicht unmittelbar zu lebensgefährlichen Zuständen: Während alleine in Deutschland jährlich zehntausende Menschen aufgrund von Alkoholmissbrauch sterben, gibt es keine Cannabis-Toten.
Allerdings kann Marihuana bei Menschen mit einer Disposition für psychotische Erkrankungen zur Auslösung oder Verschärfung dieser Zustände führen.
Langzeitschäden
Obwohl am Kiffen niemand unmittelbar stirbt, können der regelmäßige und langfristige Konsum sowohl von Alkohol als auch von Cannabis ernsthafte Gesundheitsprobleme verursachen:
Alkohol
Die langfristigen Schäden durch Alkoholkonsum können verschiedene Organsysteme im Körper beeinträchtigen. Besonders dieLeber ist stark gefährdet, da sie den Alkohol abbauen muss. Dies kann zu verschiedenen Lebererkrankungen führen, wie einer Fettleber, Alkoholhepatitis oder sogar einer Zirrhose, einer irreversiblen Schädigung des Lebergewebes.
Auch das Gehirn kann langfristige Schäden durch Alkoholkonsum davontragen. Chronischer Alkoholmissbrauch kann zu kognitiven Beeinträchtigungen, Gedächtnisstörungen, Denkproblemen und sogar zu Demenz führen. Zudem erhöht Alkoholkonsum das Risiko für psychische Störungen wie Depressionen und Angststörungen.
Ein weiteres weit verbreitetes Problem ist das Alkoholabhängigkeitssyndrom, auch bekannt als Alkoholismus. Menschen, die über einen längeren Zeitraum regelmäßig Alkohol konsumieren, können eine körperliche und psychische Abhängigkeit entwickeln, die ohne professionelle Hilfe schwer zu überwinden ist.
Neben Leber- und Gehirnschäden sowie dem Risiko einer Abhängigkeit erhöht übermäßiger Alkoholkonsum auch das Risiko für verschiedene Krebserkrankungen, wie etwa Mund-, Rachen-, Speiseröhren- und Leberkrebs.
Cannabis
Durch das Rauchen von Cannabis kann es zu einer Beeinträchtigung der Lungenfunktion kommen, ähnlich wie beim Rauchen von Tabak. Dies kann zu chronischer Bronchitis, Atemwegserkrankungen und einem erhöhten Risiko für Lungenkrebs führen. Gerade wenn man – wie es meist üblich ist – Marihuana zusammen mit Tabak konsumiert. Es ist also wichtig, den Konsum von Cannabis in dieser Form zu begrenzen oder zu vermeiden.
Darüber hinaus kann der langfristige Cannabiskonsum – wie eben erwähnt – auch negative Auswirkungen auf die psychische Gesundheit haben. Insbesondere bei Menschen mit bereits bestehenden psychischen Erkrankungen wie Depressionen, Angststörungen oder Schizophrenie kann der Konsum von Cannabis zu einer Verschlechterung der Symptome führen. Es besteht auch die Gefahr, dass der Cannabiskonsum die Entstehung von psychischen Erkrankungen begünstigen kann.
Ein weiteres Risiko des langfristigen Cannabiskonsums ist – genau wie beim Alkohol – die Entwicklung einer Abhängigkeit. Es kann zu einem starken Verlangen nach Cannabis kommen, welches das tägliche Leben beeinträchtigen kann.
Eine Abhängigkeit von Cannabis kann auch dazu führen, dass andere Bereiche des Lebens vernachlässigt werden, wie Arbeit, Schule oder soziale Beziehungen. Das Klischee des faulen Kiffers, der überhaupt nichts mehr auf die Reihe bekommt, ist nicht ganz aus der Luft gegriffen: Menschen, die von Marihuana abhängig sind, bestätigen dieses Bild häufig.
Abhängigkeitspotenzial und Entzug
Der menschliche Körper reagiert auf regelmäßige Zufuhr bestimmter Substanzen mit einer Anpassung seiner chemischen Prozesse, was bei Entzug dieser Substanzen zu spürbaren und teils gefährlichen Entzugserscheinungen führen kann. Auch bei Alkohol- und Cannabisgebrauch sind solche Phänomene dokumentiert. Das Verlangen, den Konsum fortzusetzen, um unangenehme Entzugssymptome zu vermeiden, ist ein Kernmerkmal der psychischen Abhängigkeit.
Alkoholabhängigkeit und Entzugssymptome
Alkoholabhängigkeit kann sich schleichend entwickeln. Sie ist durch eine zunehmende Toleranz gegenüber den Wirkungen des Alkohols sowie durch das Auftreten von Entzugssymptomen gekennzeichnet, wenn der Körper nicht die gewohnte Menge Alkohol erhält. Die Entzugssymptome reichen von mild bis lebensgefährlich:
- Zittern der Hände und anderer Körperteile.
- Starkes Schwitzen und Herzrasen.
- Übelkeit und Erbrechen.
- Halluzinationen, sowohl visuell als auch auditiv.
- Epileptische Anfälle.
- Delirium tremens, ein Zustand, der Desorientierung, tiefgreifende Verwirrung und heftige körperliche Reaktionen einschließt.
Durch die direkte Beeinflussung des zentralen Nervensystems und die Verschiebung des Neurotransmitter-Gleichgewichts kann der Alkoholentzug, insbesondere ohne medizinische Unterstützung, schwerwiegende Folgen haben.
Cannabisabhängigkeit und Entzugssymptome
Cannabisentzug ist im Vergleich zu Alkohol oft weniger akut, doch bedeutet das nicht, dass er unproblematisch ist. Körperliche Entzugserscheinungen können sein:
- Schlafstörungen, die von Insomnie bis hin zu unruhigen Träumen reichen können.
- Schweißausbrüche und Kälteschauer.
- Verminderte Appetitzunahme, was zu Gewichtsverlust führen kann.
- Kopfschmerzen.
- Verdauungsprobleme.
Psychische Komponenten des Cannabisentzugs:
- Erhöhte Reizbarkeit und Stimmungsschwankungen.
- Angstzustände.
- Depressive Verstimmungen.
- Konzentrationsstörungen.
Es ist wichtig zu beachten, dass die Schwere und Dauer der Entzugssymptome von zahlreichen Faktoren abhängen, wie der Dauer des Konsums, der konsumierten Menge und der individuellen Disposition. Während der Alkoholentzug eine sofortige und professionelle medizinische Betreuung erfordern kann, ist Cannabisentzug meistens ambulant und mit psychosozialer Unterstützung zu bewältigen.
Ungeachtet der Unterschiede erfordern beide Zustände ein hohes Maß an Verständnis und unterstützenden Maßnahmen, um den Betroffenen einen sicheren Weg aus der Abhängigkeit zu ermöglichen.
Politik und Gesetzgebung
Obwohl sowohl der Cannabiskonsum als auch der Alkoholkonsum Gefahren bergen, gibt es verschiedene Ansätze im Umgang mit den beiden Substanzen:
- Alkoholpolitik: Trotz der bekannten Risiken ist Alkohol in den meisten Ländern legal und breit verfügbar. Auch, wenn es viele Alkoholunfälle gibt, darf man oft bis zu einer bestimmten Promillegrenze noch am Straßenverkehr teilnehmen.
- Cannabispolitik: Die Legalisierung und Regulierung von Cannabis ist ein komplexes und umstrittenes Thema; einige Länder und Bundesstaaten haben Wege gefunden, Cannabis für medizinische oder sogar Freizeitzwecke zu legalisieren. In Deutschland ist Marihuana seit dem 1. April 2024 legal. Welche Auswirkungen die Legalisierung haben wird, ist nach dieser kurzen Zeit noch nicht absehbar.
Zusammenfassung des Vergleichs
Wenn man Cannabis und Alkohol gegenüberstellt, ist es wichtig, eine nüchterne Betrachtung der Faktenlage anzustreben. Beide Substanzen haben das Potenzial, Menschen Schaden zuzufügen, ebenso wie sie gesellschaftliche Herausforderungen darstellen. In der Liste der gefährlichsten Drogen, die eine Forschungsgruppe von 100 Medizinern aus Deutschland aufgestellt hat, landet Alkohol auf Platz 4 – gleich hinter Crack, Methamphetamin und Heroin. Cannabis hingegen liegt erst auf Platz 16.
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