Fühlst du dich sehr oft extrem von Geräuschen gestört, auch wenn sie noch so klein und unbedeutend sind? Dann bist du vielleicht ein Misophoniker oder eine Misophonikerin. 

Ich schreibe diesen Blogartikel, weil ich aufmerksam machen möchte auf die Geräuschempfindlichkeit und den Umgang mit anderen Menschen, der meiner Meinung nach rücksichtsvoller sein sollte.

Was ist Misophonie?

Was ich bis jetzt herausgefunden habe: die Misophonie ist keine anerkannte Krankheit. Es ist eine Überempfindlichkeit gegenüber bestimmten Geräuschen. Der Auslöser kann sehr individuell sein, es zeichnet sich jedoch ab, dass die Aversion nur gegen spezifische Geräusche herrscht und bei der Wahrnehmung eine sehr starke emotionale Reaktion auslöst. Auch physische Symptome sind möglich.

Ist dieser Zustand häufig?

Die Forschung weist darauf hin, dass mehr Frauen als Männer Misophoniker sind und ungefähr einer von fünf Menschen in ihrem Leben die Symptome hat. Es ist noch nicht abschließend geklärt, wie diese Sensibilität entsteht, es wird aber davon ausgegangen, dass die Gehirnstruktur von Betroffenen anders ist und auch Genetik ein Faktor sein kann.

Typische Trigger sind: Essgeräusche, Kugelschreiberklicken, Papierrascheln, Nägelklackern, Reiben oder Kratzen oder ähnliches. Die Misophonie äußert sich in einem intensiven Wut- oder Ekelgefühl, der Herzschlag beschleunigt sich. Manche Menschen können ihre Emotionen nicht kontrollieren, dafür aber ihre Äußerungen. 

Anderen Menschen fällt selbst die Kontrolle der Äußerung schwer, und sie reagieren impulsiv auf die Geräuschquelle. In den schlimmsten Fällen können Betroffene Tätigkeiten nicht mehr ausüben oder sich nicht im gleichen Raum wie die Lärmquelle aufhalten. Misophonie wird für die Betroffenen auch verglichen mit einem Radio, das jemand auf maximale Lautstärke eingestellt hat, obwohl die störenden Geräusche oft nicht einmal wirklich laut sind.

Was kann helfen?

In manchen deutschen und österreichischen Supermärkten gibt es die “stille Stunde”. Diese bedeutet eine Lärm- und Beleuchtungsregulierung innerhalb einer Stunde am Nachmittag. Vor allem das Piepen der Kassen und laute Radiomusik sind für viele Menschen beim Einkauf ein Stressfaktor. Autisten oder Hochsensible sowie Menschen, die zu Migräne neigen, können in dieser Zeit reizarm einkaufen. 

Für den Alltag von geräuschsensiblen Menschen empfehlen sich Noise Canceling Kopfhörer. Diese haben extra eine Funktion, um die äußerliche Geräuschkulisse nahezu vollständig auszublenden. Natürlich sollte beim Tragen dieser Kopfhörer trotzdem auf die Umwelt und den Straßenverkehr geachtet werden.

Meine Erfahrungen

Schlimm finde ich das Essen im Kino. Ich gehe gerne und oft ins Kino und habe auch Verständnis, wenn andere dabei Popcorn essen, wobei ich mich lieber ohne Ablenkungen auf die Leinwand konzentriere. Einige essen ihr Popcorn aber mit offenem Mund und das triggert meine Geräuschempfindlichkeit ungemein und kann mir sogar den Genuss eines guten Films verderben. Ich fühle mich mit meinem Zustand so oft unverstanden und möchte gar nicht wütend sein.

Außerdem hat mir als Kind auch das Kehren eines Besens auf Beton nahezu physisch Unbehagen verursacht und ebenso das Feilen von Nägeln.

Quellen für diesen Artikel: https://my.clevelandclinic.org/health/diseases/24460-misophonia

https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC8760222/

https://www.amplifon.com/de-ch/ohrenkrankheiten/andere-ohrenerkrankungen/misophonie