Neulich saß ich mit zwei Freundinnen beim Kaffee, als eine der beiden zu mir meinte: „Weißt du, du hast da so einen Spruch auf Facebook geteilt, für den ich dich hätte schlagen können. „Nur du selbst kannst dich glücklich machen“ – das ist ja wohl der größte Schwachsinn, den ich je gehört habe!“

Daraufhin entbrannte eine heftige Diskussion – im Fokus stand die Frage, kommt das Glück von innen oder von außen?

Wie einflussreich sind die äußeren Umstände auf unser Glück?

Wahrscheinlich würde niemand leugnen, dass die äußeren Umstände Einfluss auf unser Befinden nehmen können und dies oft auch tun. Wenn der/die Liebste sich in jemand anderes verliebt, die Eltern auch im Erwachsenenalter nur an einem herumnörgeln oder die Kündigung im Briefkasten liegt, führt kaum jemand Freudentänze auf. Das ist ganz normal und zutiefst menschlich. Das Glück, wie auch immer wir es genau definieren mögen, hängt aber nicht davon ab, sondern es ist bereits in uns selbst. Oder eben nicht.

Ich will an dieser Stelle nicht darüber philosophieren, was Glück eigentlich ist (das wäre mindestens einen oder besser mehrere Artikel wert). Setzen wir Glück dem Verständnis halber einfach mit der Fähigkeit gleich, mit sich selbst im Reinen zu sein, eine gute Beziehung zu sich selbst zu haben und Dankbarkeit auch für die kleinen Dinge empfinden zu können. Das alles sind Faktoren, die uns niemand geben oder nehmen kann.

Nur wir selbst sind in der Lage, die Beziehung zu uns selbst zu pflegen und zu verbessern und auch in schweren Zeiten zu erkennen, dass es trotz des schlimmsten Unwetters auch Sonnenstrahlen gibt, die alles andere als selbstverständlich sind. Und das ganz unabhängig davon, wie die äußeren Umstände gerade sind. Ich gebe zu, dass mir der besagte Spruch, der für so viel Ärger sorgte, besser gefallen würde, wenn er “Nur du bist für dein Glück verantwortlich” lautete – aber der Sinn bleibt derselbe, egal, wie man es dreht und wendet.

Machen Geld, Ruhm und Schönheit wirklich glücklich?

Dass das Außen nichts oder zumindest sehr wenig mit dem persönlichen Glück zu tun hat, sehen wir häufig in den News rund um sogenannte „Stars und Sternchen“. Wer so viel Geld hat, gut aussieht und von allen umschwärmt wird, der MUSS doch glücklich sein! (Im Gegensatz zu uns Otto Normalverbrauchern, wir haben ja wenigstens Grund, uns zu beschweren!) Und dann liest man von Drogenmissbrauch, Depressionen und sogar Selbstmord in der Promiwelt. Teilweise sogar, obwohl es eine/n tolle/n Partner/in und Kinder gab.

Käme das Glück also von außen, dürfte es solche traurigen News gar nicht geben. Dann wären es auschließlich die ärmeren, weniger begünstigten Menschen, die depressiv und selbstmordgefährdet wären, während die Reichen und Schönen den Himmel auf Erden leben würden.

Okay, zugegeben, die Welt ist nicht immer nur schwarz oder weiß. Aber hören wir nicht auch immer wieder von Menschen, die es im Leben alles andere als leicht haben und denoch von sich behaupten, glücklich und zufrieden zu sein? Die etwa eine schwere Krankheit als Segen wahrnehmen und für jeden Tag dankbar sind, weil sie so intensiver leben und fühlen?

Und wer kennt dagegen nicht die Leute, denen es eigentlich gut geht und die trotzdem immer meckern, sich beschweren und unzufrieden sind? Wie oft kommen dann Aussagen wie „wenn ich mehr Geld hätte…. Wenn er oder sie zu mir zurückkäme… Wenn ich befördert würde… Ja, DANN…“

Das Gute genießen und das Negative vorbeiziehen lassen

Die Erfahrung zeigt: Das Leben und der eigene individuelle Glückspegel werden NICHT besser oder höher, wenn das Konto voll oder die Exfrau wieder da ist. Wer vorher unglücklich war, wird es auch dann sein, wenn nach außen hin alles stimmt – vielleicht nicht sofort, aber nach einiger Zeit holt uns die eigene Unzufriedenheit wieder ein. Es geht gar nicht anders. Nur wenn wir unsere Beziehung zu uns selbst und dem Leben verbessern, können wir dauerhaft und konstant Glück und Zufriedenheit erleben. Und ja, ich bin überzeugt, dass wir das lernen können. Wenn wir es denn wollen.

Das alles heißt natürlich nicht, dass wir gleichgültig dem gegenüber sein sollen, was uns im Außen begegnet. Verliebt sich der/die Angebetete in jemand anders oder geht uns der so stark ersehnte Traumjob durch die Lappen, haben wir das Recht, wütend, traurig, enttäuscht oder einfach angepisst zu sein. Und umgekehrt dürfen wir natürlich auch unser Glück von außen verstärken lassen – ein schöner Abend mit Freunden oder ein aufregendes Date, das den Puls in die Höhe treibt, sind nur zwei der vielen guten Gründe, sich richtig toll zu fühlen und, ja, glücklich zu sein.

Menschen sind soziale Wesen und sollen Kontakte pflegen, die ihnen gut tun. Alles andere wäre unnatürlich, und niemand sollte sich aufgefordert fühlen, von nun an als Eremit in den Bergen zu leben und dort das Glück in sich selbst zu suchen (wer sich natürlich dazu berufen fühlt, soll gerne seinen Weg gehen – ich bin aber sicher, dass die meisten Menschen einen weniger extremen Zugang bevorzugen).

Aber wer nicht immer nur auf einen externen Retter wartet, sondern Verantwortung für sein Leben und sein Glück übernimmt, kann die schönen Momente in vollen Zügen genießen und gleichzeitig auch damit klarkommen, wenn das Leben mal nicht so läuft, wie er es sich vorstellt, weil er tief in seinem Innersten trotzdem Frieden, Liebe, Vertrauen und Dankbarkeit spürt – und, seien wir mal ehrlich, wollen wir das nicht alle?