Seit vielen Jahren sehen sich Eltern immer wieder der Frage ausgesetzt, wie sie ihre Kinder am besten erziehen können, damit aus ihnen selbständig denkende, kritische und selbst- sowie fremdbewusste Menschen werden.

Immer wichtiger wird bei der Erziehung heutzutage vor allem auch für umweltbewusste Eltern der Aspekt der Nachhaltigkeit. Und zwar in zweierlei Hinsicht: Zum einen sollte der Erziehungsstil selbst ein nachhaltiger sein, also einer, der dem Kind eine beständige Grundlage bietet, auf derer es eine gesunde Persönlichkeit aufbauen kann. Zum anderen sollte die Nachhaltigkeit als Wert des eigenen Lebens, das einen bewussten Umgang mit der Umwelt einschließt, Teil der modernen Erziehung sein, die auf eine neue, friedlichere und gesündere Welt abzielt.

Sich Zeit für die Kinder nehmen

Eines der großen Probleme der modernen und digitalisierten Zeit ist der Faktor der Zeit selbst. Viele Eltern sind beide voll berufstätig und stecken ihre Kinder in Ganztagsschulen, bringen sie in Kindertagesstätten oder bei den Großeltern unter. Den Großteil der Erziehung übernehmen sie damit gar nicht mehr selbst, sondern verlagern ihn, vielleicht sogar ganz unbewusst, auf andere. Wenn die Kinder dann ein Verhalten an den Tag legen, das den Ansichten und Überzeugungen widerspricht, welche Eltern als Wünsche und Ansprüche an die Persönlichkeitsentwicklung des Kindes stellen, herrscht Verzweiflung. Dabei haben sie sich dieses Verhalten selbst zuzuschreiben. Großeltern, Betreuer und Aufpasser haben nun einmal ihre eigenen Vorstellungen und projizieren diese wohl oder übel irgendwie auch auf das Kind, das bei ihnen untergebracht ist. Nicht ohne Grund heißen die „Aufpasser“ in Kindergärten & Co. eben nicht Aufpasser oder Betreuer, sondern Erzieher.

Es gilt daher, zunächst einmal von festgefahrenen Wünschen Abstand zu nehmen und sich aus dem Kopf zu schlagen, dass ein Kind genauso wird, wie man sich das wünscht. Letzten Endes wollen die meisten reflektierenden Eltern das ja auch gar nicht – selbständig soll das Kind denken, eigene Ansichten entwickeln und sich kritisch mit denen der Eltern auseinandersetzen, sich mitteilen und mit den Eltern kommunizieren. Um dafür Raum zu schaffen, ist es aber natürlich wichtig, Zeit für die Kinder zu haben. Diese Zeit bietet außerdem die Möglichkeit den Grundstock der Möglichkeiten zu legen, aus denen die Kinder ihre eigenen Werte nachhaltig entwickeln können. Im Klartext kann das heißen: wer sich für ein Kind entscheidet, sollte sich darüber bewusst sein, dass es dem Kind nicht gerade zugutekommt, wenn beide Eltern nur spätabends zu Hause sind und dann, vollkommen geschafft von der Arbeit, keine Nerven mehr haben, sich intensiv der Erziehung zu widmen.

Keine Frage des sozialen Hintergrunds

Kinder zu einem nachhaltigen Umgang mit ihrer Umwelt anzuleiten sollte unabhängig vom jeweiligen sozialen Hintergrund möglich sein. Über die eigene Erziehung hinaus können sie beispielsweise in Vereinen oder bei verschiedenen öffentlichen Aktivitäten mehr über die Natur oder den Schutz von Tieren und Pflanzen lernen. Für Eltern, die zuhause keinen eigenen Garten haben, kann auch ein Waldkindergarten zur Unterbringung der Sprösslinge eine sinnvolle Maßnahme sein.

Unser Land sorgt mit verschiedenen Mechanismen dafür, dass die Teilnahme an solchen Aktivitäten nicht zwangsläufig vom vorhandenen Budget der Eltern abhängig ist. Staatliche Unterstützungen und Hilfen, wie etwa das Kindergeld, das für grundlegende Ausgaben für die Kinder vorgesehen ist oder der Kinderzuschlag, der bei besonderer Bedürftigkeit gezahlt wird, sind darauf ausgerichtet, Eltern zu entlasten. Zudem können bei den kommunalen Trägern zusätzliche Leistungen wie Zuschüsse zur Teilnahme am sozialen oder kulturellen Leben beantragt werden. Dies kostet manchmal vielleicht etwas Überwindung, doch diese Hilfen sollen dafür sorgen, dass Kinder aus einem sozial schwachen Umfeld nicht von solchen Möglichkeiten ausgeschlossen sind.

Empathiefähigkeit bringen alle Menschen von Natur aus mit. Wo sollte sie besser zur Geltung kommen, als in jener Natur selbst? fotolia.de © rastlily (#142008475)

Kindern Nachhaltigkeit näherbringen

Letzten Endes lebt kein Mensch gerne in einer Wegwerfgesellschaft. Wer sich den langfristigen Folgen blinden Konsums bewusst ist und ehrlich zu sich selbst ist, kann derartige Verhaltensweisen nicht gutheißen. Leider verschließen viele einfach die Augen und kümmern sich um „ihre eigenen“ Probleme, vergessen dabei jedoch, dass Umweltbelastung & Co. in letzter Konsequenz als Probleme auch auf jedes Individuum zurückfallen. Kindern schon in jungen Jahren einen nachhaltigen Lebensstil zu vermitteln, ist daher gerade für die kommenden Generationen in Zeiten der Klimaerwärmung essentiell. Außerdem ist es auch gar nicht so schwierig, wie viele denken, denn Kinder verschließen die Augen in aller Regel noch nicht so gekonnt wie Erwachsene. Wer hat es nicht schon erlebt, dass der oder die Kleine plötzlich anfängt zu weinen, nur weil etwa der Hund sich verletzt hat oder in einer Dokumentation gezeigt wurde, wie Hühner geschlachtet werden, bevor sie auf dem Teller landen.

Genau diese Empathie, die von Natur aus im menschlichen Gehirn angelegt ist, ist der entscheidende Punkt beim Erlernen nachhaltiger Lebensmodelle. Wäre jeder Mensch nur auf das eigene Wohl aus, nähme er keinerlei Rücksicht auf das Leben anderer. Innerhalb weniger Jahre wäre dann aber vermutlich auch kein Leben mehr vorhanden. Schon Kinder sind also in der Lage Entscheidungen zu treffen, bzw. sich Gedanken dazu zu machen, welche Handlungen im Sinne des Wohles der Gemeinschaft sind, die auch Tiere und Pflanzen, also die gesamte Natur inkludiert.

Erziehungsmethoden, die Kindern Spaß machen

  • Um Kindern Nachhaltigkeit spielerisch näherzubringen, kann beispielsweise beim Einkauf im Supermarkt den Kindern eine Rolle zugedacht werden. Warum Kinder nicht die Eier aussuchen lassen, auf denen vorne eine 0 statt einer 2 steht. Sie werden vermutlich irgendwann von selbst hinterfragen, warum diese Eier besser oder anders sind. Dass die Hühner mit der 0 von glücklichen Hühnern stammen und die mit der 2 von eingesperrten Hühnern, versteht jedes Kind. Dabei lernen Kinder weiterhin, dass die Eier nicht „aus dem Kühlschrank“ kommen, sondern Produkte echter Lebewesen sind.
  • Gerade auch alltägliche Produkte, wie die Kleidung, die auch jedes Kind morgens anzieht oder die Möbel auf denen es sitzt, haben eine Geschichte. Kinder nehmen oft einfach hin, was als gegeben erscheint und lernen erst später, das nichts einfach nur „ist“, sondern von den Menschen meist erst gemacht werden muss und dabei eine Reihe von Abläufen und Prozessen durchläuft. Erklären Eltern ihren Kindern, dass nachhaltige Kleidung aus guten Materialien nicht nur für die Produzenten sinnvoll ist, sondern auch dem eigenen Körper gut tut sowie die Natur im Gleichgewicht hält, nehmen diese die Aufklärung mit in ihr späteres Leben und teilen sie freiwillig vielleicht auch schon mit Klassenkameraden in der Schule.
  • Um Wissen über den Umgang mit der Natur zu vermitteln und Kindern beizubringen, dass die meisten Dinge, die man zum Leben braucht, nicht nur im Supermarkt, sondern eben auch in der Wildnis vorhanden sind, sollten Eltern regelmäßig mit ihren Kindern in den Wald gehen oder im Garten zum Beispiel ein Gemüsebeet anlegen. Auch ein Bewusstsein darüber, dass nicht alles, was nicht mehr funktioniert, gleich weggeschmissen und ersetzt werden muss, sondern oftmals auch einfach repariert werden kann, ist wichtig. Eine kleine Reparaturwerkstatt, in der Kinder sich austoben und gemeinsam mit den Eltern experimentieren und basteln können, bringt Spaß und dient dazu, nachhaltige Werte zu vermitteln.

Werte ohne Dogmen vermitteln

Wichtig bei der Vermittlung all dieser Werte ist eine Freiheit von Normen und Dogmen. Nachhaltige Erziehung sollte wie ein Samen sein, der gelegt wird und im Geiste des Kindes von selbst gesund heranreifen und mit dessen eigenen Reflexionen angereichert werden kann. Wer sich als Elternteil also sagt, dass seine eigenen Werte der absoluten Wahrheit entsprechen, tut sich damit keinen Gefallen. Oft erkennen Eltern ja selbst irgendwann, dass gewisse eigene Annahmen und Einsichten später und gerade dann, wenn Kinder Teil des Lebens werden, falsch waren oder revidiert werden müssen. Es gilt daher vielmehr, die Kinder auf einen richtigen Weg vorzubereiten. Diesen Weg gehen müssen sie allerdings selbst gehen.

Um Werte undogmatisch zu vermitteln, sollten immer Möglichkeiten und Optionen aufgezeigt werden. Wer Kindern sagt, dass diese oder jene Handlung richtig ist, sollte auch erklären können, dass gegenteiliges Handeln möglich ist, aber mitunter eben diverse negative Auswirkungen haben kann. Eltern sollten außerdem immer in der Lage sein, Dinge erklären zu können, denn Kinder hinterfragen oft und wollen vieles genau wissen. Die Voraussetzung dafür ist natürlich, dass Eltern selbst wissen, warum genau sie nachhaltig leben und gewisse Werte vertreten.

Das Vermitteln der richtigen Werte ohne Dogmen und Normen zahlt sich bei der Entwicklung eines gesunden Bewusstseins aus. fotolia.de © djoronimo (#174505563)

Quelle für erstes Bild: fotolia.de © bunyarit (#123607801)