Kannst du eine alte Sage erzählen? Was ist eine alte Besonderheit deiner Heimat? Weise Menschen aus anderen Ländern sind vor Jahrzehnten zu uns gekommen, und als sie wieder nach Hause kamen, sagten sie: Die haben nichts in den Herzen, nichts in den Füßen.

Und doch leben wir Reste von Traditionen. Wir wissen nur nicht, wo sie herkommen. Wenn wir viel Emotion in Weihnachten legen, liegt das an alter Tradition. Erinnerungen an unsere Wurzeln sind verborgen und körperlich fühlbar.

Die Extreme „Schere im Kopf“ – oder aggressiver Nationalismus

Verborgen, weil das damnatio memoriae, das Verbot des Erinnerns bei Todesstrafe, bereits zur römischen Zeit für die eroberten Gesellschaften und selbst für Römer galt. Aber die alten Vorfahren lebten schon von Weihnachten bis Nikolaus, was wir jetzt noch rudimentär feiern: Es war die All – mende – die Liebe zur Gemeinschaft. Und wenn wir das wissen, werden wir uns besser fühlen.

Es geht nicht einfach nur darum, sich besser zu fühlen mit seinen Wurzeln. Sich mit seinem Land verbunden zu fühlen, kann der eigenen Entwicklung sehr nützen. Es kann aber auch anders sein.

Eine alte Dame fragte mich einmal: „Germanen? Darf man sich wieder damit beschäftigen?“ Die Zensur steckt leider tief und das gerade in den Köpfen politisch aufmerksamer Menschen.

Denn schnell führt der Hang zu den alten Vorfahren in die Dualität, etwa in nationalistische Gedanken, und richtet sich gegen „die Linken“, obwohl wir sehen, wie „Identitäre“ jede Identität mit den deutschsprachigen Ländern vermissen lassen.

Wenn eine Burschenschaft „Germania“ ein Vernichtungs-Lied gegen Juden gesungen hat, ist das Frevel an den Germanen selbst, denn Vernichtung durfte bei ihnen auch im Ansatz nicht sein, das zeigen die alten Rituale gegenüber dem Kriegsverlierer.

Das weibliche Denken in früherer Zeit

Im Buch „Männer sind anders, Frauen auch*“ von Robert Gray wird klargestellt, dass Frauen nicht so gern gewinnen. Sie möchten, dass alle zusammen gewinnen. Sie relativieren ihre Aussagen, wenn sich zeigt, dass sie im Streit Recht haben. Ähnlich war es in der damals weiblich bestimmten Gesellschaft, obwohl die Friedfertigkeit regional verschieden war. Gegenüber dem Verlierer gab es stets eine Entschuldigung, es gab auch (vor den Wanderbewegungen) keine Eroberung von Land.

Falschen – etwa von Wagner-Opern oder von den Nazis herrührenden – Vorstellungen möchte ich durch Information entgegentreten.

Der Respekt vor der Natur und den Menschen hatte einen besonderen Wert. So durfte man beispielsweise nicht alle Steine aus einem Bach nehmen, nur einen Stein. Wir sehen, wie sich heute manche Deutsche im Urlaub ihre Taschen voll laden mit Steinen, so wie sie an einem Büfett die Taschen für ihren Proviant füllen, ohne zu fragen – eine Unart des Benehmens in der Fremde, die in der Alten Zeit wohl nirgends denkbar gewesen wäre.

In der internationalen Wirtschaft setzt sich dieses Verhalten der Deutschen fort – wie ihnen jedenfalls vorgeworfen wird.

Diese Einstellung des Abgreifens und Einsackens darf nicht sein.

Die Fackel der eigenen Entwicklung und des Erinnerns

Die Verehrung des Lichts dius war damals wichtiger als die Verehrung irgendeines Gottes.

Feier bedeutet Feuer und das fehlte bei keinem Fest. Die Fackel der eigenen Entwicklung sollte der Mensch am Leben halten, und sie sollte ihn reinigen. Die Arbeit am Selbst hatte System, sie war niedergelegt in der Lebensleiste, einem Kerbholz, das Positives und Negatives aufnahm. Nach dem Tod sollte das Gemeinschaftsmitglied wieder in die Almende zurück kehren, wobei die Trauergemeinde sich ihm wohl mehr verbunden fühlte, als man sich heute vorstellen kann. So glaubte man durchaus an eine lichtvolle Evolution der Gemeinschaft.

Der Weisheitslehrer Sun Bear hatte während eines Aufenthalts in Deutschland einen Traum: Er fand einen halb verwesten Wolf und setzte ihn wieder zusammen. Danach war ihm klar, dass die Deutschen ihre Tradition wieder finden werden.

Wir machen uns heute wieder Gedanken über unsere Werte. Sich erinnern kann heilen. Sich nicht erinnern kann gefährlich sein.

Mein Buch „Das Vermächtnis der Alten Zeit“ wird nach einer Anzahl von Bestellungen gedruckt und kostet bis zum Jahresende noch 20,20 Euro.