Wer mich kennt, weiß, dass ich genau hinhöre, was gesagt wird und welche Bedeutung das Gesagte hat. Es ist deshalb unvermeidlich, dass ich meine Meinung zum allgegenwärtigen „Alles gut“ kund tun muss. Sie fällt nicht gut aus, das kann ich schon mal verraten.
Erstmal eine Bestandsaufnahme: „Alles gut“ wird gegenwärtig (September 2017) nach meiner Beobachtung vor allem in diesen Situationen verwendet:
- Als „Frage“ zur Begrüßung von anderen Menschen: „Alles gut?“
- Als Antwort, wenn man gefragt wird, wie’s einem geht: „Alles gut.“
- Als Ersatz für „Kein Problem“ oder „Keine Ursache“.
Nehmen wir die einzelnen Punkte mal auseinander.
„Alles gut?“ als Pseudo-Frage
„Alles gut?“ als Frage ist ein Witz. Es ist eine Pseudo-Frage. Aus folgenden 3 Gründen:
- Eine Grundregel der guten Kommunikation ist es, offene anstatt geschlossener Fragen zu stellen. Auf geschlossene Fragen kann der Gegenüber nur mit „Ja“ und „Nein“ antworten. Das macht ein Gespräch flach. Im schlimmsten Fall zerstört es das Gespräch, weil nach dem „Ja“ oder „Nein“ eine Pause entsteht. Eine sinnvolle offene Frage zur Begrüßung ist „Wie geht’s dir?“. Auch das viel kritisierte „How are you?“ im Amerikanischen ist noch besser als „Alles gut?“. Weil es immerhin eine offene Frage ist.
- Was ist mit „Alles gut?“ gemeint: Alles gut bei einem selbst? Alles gut in der Welt? Das Problem ist schnell identifiziert: Der Frage „Alles gut?“ fehlt ein Verb und ein Objekt!
- Lass mich raten, was man erwartet, wenn man jemand anderen „Alles gut?“ fragt. Es ist sicherlich ein „Ja“. Das macht die Frage zu einer Pseudo-Frage. Der Fragesteller ist nicht wirklich an seinem Gegenüber interessiert. Wahrscheinlich weil er zu sehr mit sich selbst beschäftigt ist.
Mein Rat: Hör auf „Alles gut?“ zu fragen. Wenn du ernsthaft interessiert bist, wie es deinem Gegenüber geht, frage ihn etwas wie „Wie geht’s?“. Wenn du nicht interessiert bist, sag einfach nur „Hallo“.
Übrigens: Wenn mich jemand „Alles gut?“ fragt, lautet meine ehrliche Antwort
„Vieles“
oder „Nein, nicht alles“.
Probier das mal aus, wenn du das nächste mal „Alles gut?“ gefragt wirst. Ich garantiere dir, dass du verdutzt angeschaut wirst – und dass das Gespräch trotz geschlossener Frage weitergeht 😉
„Alles gut“ als Antwort
Überlege mal, was es bedeutet, wenn jemand auf „Alles Gut?“ mit „Ja“ antwortet. Oder wenn jemand auf „Wie geht’s?“ mit „Alles Gut“ antwortet. Streng genommen (und das bin ich in diesem Beitrag bewusst), behauptet der Antwortende dann allen Ernstes, dass bei ihm alles gut sei.
Das nehme ich niemandem ab, nicht mal dem Dalai Lama! Ich kenne so einige Menschen und weiß, dass bei keinem alles gut ist. Vielleicht ist vieles gut, aber es gibt immer Baustellen in gewissen Lebensbereichen. Also hör auf dich selbst zu belügen!
Ein Zusatz könnte die Antwort „Alles gut“ sinnvoller gestalten:
„Im Moment ist alles gut.“
Diese Antwort würde ich manchen Menschen abkaufen. Denn es gibt natürlich Momente, in denen man sich wirklich gut fühlt, im Flow ist, und dann ist tatsächlich im Moment alles gut.
„Alles gut“ als Ersatz für „Kein Problem“
Eins gleich vorneweg: „Kein Problem“ ist nicht besser als „Alles gut“. Denn warum sollte ich von Problemen sprechen, wenn die Sache schon in Ordnung ist?
Nehmen wir an, eine Frau sitzt in einem Café. In einem unachtsamen Moment stößt sie mit ihrem Ellbogen an ihre Kaffee-Tasse. Die halbvolle Tasse verteilt sich klirrend und zerbrechend auf dem weißen Boden. Die junge Kellnerin eilt herbei und sagt „Alles gut“. Ist das so? Sie (oder wer auch immer) muss doch jetzt den Boden wischen und die zerbrochene Tasse zusammenkehren. Da ist doch nicht alles gut! Besser wäre es in meinen Augen, wenn sie etwas sagt wie „Ich bringe das in Ordnung“ und die Kundin sich dafür bedankt.
„Alles gut“ ist in diesem Zusammenhang streng genommen eine Lüge. Es ist ein zwanghaftes Glattbügeln und Schönreden von teilweise nicht schönen Dingen. Hör auf es zu benutzen. Sag lieber etwas wie
„Es ist in Ordnung“,
„Es ist okay“,
oder „Schon gut“ (da steckt zumindest kein allumfassendes „Alles“ drinnen).
Fazit
Hör auf „Alles gut“ zu benutzen.
„Alles gut?“ ist eine feige Pseudo-Frage, „Alles gut“ eine unehrliche Antwort. Verwende auch kein „Alles klar“, das ist nicht besser.
Kommuniziere so ehrlich mit deinen Mitmenschen, wie du kannst. Anregungen dazu stehen in diesem Artikel.
Liebe Grüße
Stefan
PS: Ich bin gespannt auf deine Meinung zu diesem (vermutlich) kontroversen Artikel.
PPS: Weitere hilfreiche Anregungen zum Thema Kommunikation findest du auf unserem Wiki unter https://secret-wiki.de/wiki/Kategorie:Kommunikation
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Dieser Beitrag kommt “ genau zur rechten Zeit“ für mich, nachdem ich in den vergangenen Tagen stets und ständig die Worte “ alles gut“ hörte – ich mochte und mag sie schon lange nicht mehr hören- und nun zu häufig im Zusammenhang mit einem Trauerfall.
„Was stimmt da nicht“ keimte da in mir- nichts ist gut und je trauriger die beteiligten Fanilienmitglieder, Freunde, Mittrauernden waren, desto häufiger vielen diese Worte, manchmal ganz schnell als Botschaft gesagt: frage bloss nicht nach, ich halte den Schmerz kaum aus…
Da frage ich mich: Haben wir uns alle so weit voneinander entfernt, dass Schmerz, Trauer, Unsicherheit etc. das Pseudonym “ alles gut“ erfordern?
Ich hoffe und wünsche, dass “ Alles gut wird“ in dieser Welt – und bitte auch im Miteinander und in der Kommunikation.
Ja, wie auch später im Kommentar von „U“ bemerkt: „Alles gut“ wird manchmal verwendet, um nichts loszubrechen, das die wirklichen Gefühle zeigen könnte, oder das man eventuell nicht unter Kontrolle hat.
Hallo!
Ich kenn das als Variante – hab mich nach Schweden zu Verwandten gefluechtet vor dem neuen Luegen-‚Deutschland‘ (ala DDR, Version 2.0) , wo ich nun seit fast 16 Jahren in einem Vorort von Stockholm wohne.
Da gibt’s auch so typische Redensarten wie: ‚hur mår du?‘ (wie gehts dir?) – wird als stereotype Antwort erwartet ‚bra‘ (=gut).
Dann ist man – im Vorbeigehen(!) – ‚zugehörig‘, ohne dass man die Leut ueberhaupt kennt per konventionalisiertem ‚tjena‘ (Bedeutung ungefähr von: ‚Hallo Freund‘ – eigtl.’Genosse‘ – der man quasi vorauseilend ist) – wehe wenn man sich kritisch stellt – dann ist die vorauseilende Pseudofreundschaft aus ! – aber der Unterton der da oft mitschwingt ist luegenhaft – konventionell, das ist also maniriert, nicht ehrlich!
Ich hab das schon öfter kritisiert und dann ernte ich nur Betretenheit.
Kenn ich noch als Schueler, wo die Erwachsenen gefragt haben: ‚wie gehts‘ – und als Antwort ‚gut‘ erwartet wurde – wehe es kam mal eine andere Antwort: Stirnrunzeln war die Folge.
Dann auch per Tätigkeit in der Firma.
Schien mir als Loyalitätsbekundung gemeint zu sein: dass man ‚mitgeht bzw. zum Mitgehen bereit, auf Bereitschaft dazu eingestellt ist.
Später erlebte ich vorauseilendes Du-zen – ohne dass man die Leut vorher gekannt hat (so befremdlich wie das plötzliche Sie-zen von Lehrern her in der Schule ab Alter 16 Jahre: plötzlich war man ein ‚Herr‘, der man nicht sein konnte – naja, das Deutsche ist voller Absurditäten (wie die nachträglich erlebte ‚Volljährigkeit‘ von 21 auf 18 Jahre per neuem Gesetz), deren Pendants einem in der fremden Sprache gottlob noch wenig auffallen können, man kann sich deshalb frei fuehlen – so lang man nicht ‚dazu gehörig‘ aufgefasst wird. Wenn man nicht so gut versteht, lebt sichs besser!
Gruss
Rolf
Immerhin scheint ihr in Schweden noch eine (auf dem Blatt) offene Frage zu stellen statt einer geschlossenen.
Stefan Seidner, ich stimme Dir uneingeschränkt zu.
Klasse beschrieben, lieber Stefan. Dem ist nichts mehr hinzuzufügen!! Ich bin selbst auch schon öfter in diese „Alles gut“-Falle getappt. Will ich mir auch abgewöhnen.
Vielen Dank an Dich und Dein Team für die immer guten Artikel auf Secretwiki. Bin ja schon einige Jahre auf Deiner Seite und immer wieder begeistert.
Herzliche Grüße
Moni
Danke für das tolle Lob für unsere Arbeit am Secret Wiki – hab ich grad schon an das Mitschreiber-Team weitergeleitet.
Danke für den Beitrag. Mir geht es ziemlich auf den Keks, dieses „alles gut“. Besonders wenn ich das „Gute“ gar nicht in Frage gestellt hatte. Es ist, als würde mir aber dies unterstellt werden. Oder als ob mir ein schlechtes Gewissen unterstellt wird.
Besser kann ich damit umgehen wenn ich gerade wegen eines Schlechten Gewissens ein Gespräch aufsuche und mir wird gesagt, alles gut.
Leider höre ich die Floskel als solches immer häufiger, auch wenn von meiner Seite aus betrachtet manchmal der Zusammenhang fehlt.
Ich beobachte gerade welches von meinen Verhaltensweisen ein „alles gut“ bei anderen auslöst.
Und siehe da: es sind meistens Erklärungen. Wahrscheinlich welche die keiner hören will. Aha.
Neulich beim Bäcker:
Bäcker: Sind sie jetzt dran, sie stehen so weit weg?
Ich: Ja, ich dachte ihr Kollege wäre für frühstück zuständig, deshalb stehe ich hier.
Bäcker: „alles gut“
Vielleicht erinnert meine Aussage an eine Rechtfertigung. Rechtfertigungen erinnern an schlechtes Gewissen und schlechtes Gewissen löst vielleicht aus mich trösten zu wollen. (Oder das alles gut wird benutzt um mein Gelaber zu stoppen)
Um es also mal positiv zu sehen:
Ich lerne gerade durch das „alles gut“
von anderen mich weniger zu erklären.
Freut mich, dass du das analysierst und dich dadurch vielleicht auch selbst besser kennen lernst.
Generell sollte gelten, die Situation ist wie Sie ist … Am ende ist alles Gut, wenn der Mensch es wirklich als gut empfindet, oder eher als gut, weil man an der Situation nichts verändern kann ( Beispiel die Tasse )
Man kann sich über die Tasse und den Fleck auch beschweren, am Ende ändert es an der Situation nur sehr wenig.
Nur der Mensch nutzt die Worte “ alles gut “ sehr gern , um sich , mit sich selbst nicht beschäften zu müssen. Weil das ist unangenehm, und die Menschen gehen leider immer den einfachsten Weg ! Beste Grüße 🙂 Hab ich jetzt gewonnen , schmunzel 🙂 Liebe Grüße , super Blog !
Genau, der Weg des geringsten Wiederstandes – dafür taugt „Alles gut“ gut.
Danke auch für die Sichtweise „Es ist gut/okay, weil ich an der Situation nichts verändern kann“ – und für das Lob zu unserem Blog.
Die Gewinner ziehe ich am Mittwoch per Zufall 🙂
Danke! Du hast mir aus dem Herzen gesprochen! Schön, daß es noch jemand gibt, der Wert auf vernünftige Sprache legt und dem auch noch der Sinn der Worte wichtig ist!
Diese Pseudo-Sätze sind einfach nur noch nervig und zerstören eine wunderbare Sprache und vor allem auch das ernsthaft gemeinte Miteinander, da alles noch oberflächlicher wird, als es sowieso schon ist!
Ja, das stimmt, Deutsch ist eine wunderbare, präzise Sprache. Und wir sollten sie nicht verwässern.
Da sage ich: Alles gut. Ich glaube man benutzt „Alles gut“, wird einfach dem Gegenüber in den Mundgelegt, damit keine Beschwerde kommt. Ich empfinde es oft sogar als unverschämt, je anchdem, was ist in dem Moment.Allerdings kenne ich dieses „Alles Gut“ auch um etwas ein zukreisen, als Begrenzung eines Auszugs einer eventuellen negativen Antwort.
Schön das Dir Themen einfallen die jeden Nerven.
Gruß
Danke für den Hinweis auf eine weitere Verwendung: „Alles gut“ sagen, damit keine kritischen Themen angesprochen werden, zur vornhereinigen Beschwichtigung sozusagen.
Hi Stefan, herzlichen Dank für diesen Artikel. Ebenso für deine Ideen mit Secret Wiki und Buchtipps. Ich stosse immer wieder auf Anregungen aus deinem Blog, die mich weiter bringen.
„Alles gut“ zu vermeiden ist für mich persönlich sehr wichtig. Das „Alles gut“ lässt keinen Platz für die Schattenseiten des Lebens. Wenn ich die Schattenseiten verdränge werden sie gross und grösser. Immer stärkere Schutzmechanismen brauche ich dann, um sie in Schach zu halten. Erst das Aktzeptieren hilft mir, den Schattenseiten ihren Platz zu geben. Und erst dann kommen die „richtigen“ Sonnenseiten auch.
Es ist mir wichtig, auch meinen Kindern zu zeigen, dass beide Seiten zum Leben gehören. Dies fällt mir eben ein, da „Alles gut“ etwas ist, das wir den Kindern mal schnell so sagen, um sie zu trösten.
Liebe Grüsse an dich und deine Familie
Hi Monika,
Ich bin dankbar für deinen wertvollen Kommentar. Das mit dem Nicht-Zulassen des Schattens ist sehr treffend beschrieben – und eine tolle Ergänzung zu meinem Beitrag!
Und ja, dieser Artikel hier besagt, dass sich „Alles gut“ ursprünglich entwickelt hat, um Kinder zu trösten.
Ich finde es schon dramatisch genug, dass viele Deutsche bereits ihre kleinen Kinder belügen, indem sie sie mit den Worten „alles gut“ zu trösten versuchen… Ein trauriges oder verletztes Kind wird nie das Gefühl haben, dass gerade im Moment alles gut ist. Bei diesen Worten sträuben sich mir regelmäßig die Nackenhaare, erst recht, wenn versucht wird, junge Menschen damit abzulenken. Welche Mentalität sich dadurch doch bereits von klein an in unsere Lebensweise säht…nicht ehrlich mit sich selbst und dem Gegenüber sein können, da Offenheit und Ehrlichkeit in Bezug auf Schwächen doch gar nicht mehr erwartet werden. Zumindest nicht im Smalltalk-Bereich. Das ist für mich falsche Freundlichkeit, jemanden nach seinem ‚Befinden‘ zu fragen, weil man es eben so macht, aber bitte bloß nichts Genaueres hören wollen, da man wahrscheinlich selbst genug mit eigenen Problemen beschäftigt ist. Also ein schnelles ‚Alles gut‘ zum Verabschieden, und jeder bleibt bei sich…
Danke für diese wertvolle Ergänzung, Britta. Ich bin mittlerweile selbst Vater und sehe öfters andere Kinder. Es ist schon krass wie oft sich die Kleinen „alles gut“ anhören müssen. Wenn ein Kind zum Beispiel hingefallen ist, wie wäre es dann mit einem ehrlichen „Das wird schon wieder“ ?
Die Frage „Wie geht’s?“ ist aber auch nicht gerade das Gelbe vom Ei, besonders wenn ich das Sprechzimmer des Arztes betrete. Ihm gegenüber werde ich definitiv keine bejahende Antwort formulieren können, denn ansonsten wäre ich nicht bei ihm. Ich persönlich habe mir die Frage Was gibt es Neues oder Gutes? ausgesucht. In der Vergangenheit habe ich sie sehr oft meinen Kolleginnen gestellt, wenn ich vermutete, dass sie mal wieder geärgert wurden.
„Was gibt es Gutes“ ist eine Suggestiv-Frage, die die Richtung der Antwort schon vorgibt. Kann man sinnvoll einsetzen denke ich.
Bei „Wie geht’s“ muss in meinen Augen auch nicht zwangsweise etwas Positives als Antwort kommen – Hauptsache ist, dass eine ehrliche Antwort kommt. Der Arzt erwartet das sicherlich auch, sonst könnte er dir ja gar nicht helfen.
Es wird in meiner Erfahrung fast ausnahmslos automatisch erwartet dass die Antwort auf „Wie gehts“ ein „Danke gut!“ ist.
Wenn was anderes geantwortet wird, ist die fragende Person oft schon wieder ausser Hörweite oder geht gar nicht auf eine andere Antwort ein.
Ich sage oft dazu „—gerne gut und ich nehm’s wie’s kommt…“ 😀
Die Reaktion ist meist ein verdutztes Gesicht.
Das ist auch mal eine raffinierte Antwort 🙂
Nervige Pseudo-Debatte !
Alles gut ? kenne ich von meinen eritreischen und syrischen Freunden, die gräßliches hinter sich haben und mich mit dieser Frage grüßen. Antwort. alles gut. Bayerisch : basst scho.
WAS zum Henker ist daran verwerflich? Unehrlich ?? Gelogen ? Falsch ?
Will ich näheres erfahren , hindert mich die Höflichkeit mit der Türe ins Haus zu fallen und dem anderen ein Gespräch aufzudrängen. Ich achte auf Signale des Interesses und dann los………
Diese Menschen halten sich gerade aufgrund ihrer Erfahrung mit pesönliche m zurück und sprechen nur in geschützter Atmosphäre, wie es in ihnen ausschaut. Alles gut ist eine wohlwollende Distanz, die niemand brutalstehrlich durchbrechen soll, wenn das nicht gewünscht ist.
Wären die Diskutanten wirklich so ehrlich und tiefgründig grundgut, wie sie sich hier geben, könnten sie dem Alles gut einer Servierkraft auch eine deeskalierende, die Luft bereinigende Absicht unterstellen.
Lieber als Ok. Ok. Alles gut !
„Basst scho“ ist in meinen Augen ehrlicher als „alles gut“, auch wenn es ähnlich wenig Gehalt hat. Man sagt damit, dass es einem durchschnittlich geht, anstatt dass man sich mit „Alles gut“ in die eigene Tasche lügt.
> WAS zum Henker ist daran verwerflich? Unehrlich ?? Gelogen ? Falsch ?
Dazu 2 aktuelle Beispiele aus Gesprächen, die ich diese Woche geführt habe:
„Alles gut“ ist eine reine Floskel. Und ich sage: Lieber keine Floskel, als eine Floskel.
Und wenn du den anderen nicht kennst und nichts von ihm wissen willst, dann frag ihn halt einfach nichts. Und wenn du es doch ehrlicherweise wissen willst, dann frage „wie geht es dir?“.
Hallo Stefan,
vielen Dank für Deinen Artikel. Ich lebe außerhalb Europas und war nach einem Jahr im September wieder in Deutschland. Dieses „Alles gut“ ist mir in Stuttgart, wie in Düsseldorf und in Berlin und Hamburg aufgefallen, privat, im Geschäft wie geschäftlich.
Für mich war das jedesmal eine beschwichtigende, fast schon verlegende bzw. verlogene Antwort, so habe ich es empfunden und interpretiert.
z.B. ist mir in einem Geschäft eine Hose runtergallen, die ich anprobieren wollte. Die Verkäuferin hat sofort diese German Magic Words rausgehauen. „Alles gut“. Wie, alles gut?, sie meckert mich an und schmeisst mich aus dem Geschäft oder „Alles gut“, das kann jemdem einmal passieren.
Dahinter steckt für mich ein größeres gesellschaftliches Problem, welches in dreierlei Richtung geht, einmal, wie in den o.g. Fall, ich werde Dich nicht bestrafen, Dir kein Knöllchen geben oder eine Steuernachforderung zu senden, Dich nicht ungerecht behandeln, 2. keine Angst, ich schlage Dich nicht oder klaue Dein Handy und 3. es könnte besser sein in meinem Leben, aber ich bin ohnmächtig bzw. hilflos.
Für mich ist „Alles gut“ der Zustand der deutschen Gesellschaft.
Wie gesagt, für mich so empfunden.
Liebe Grüße aus Fernost
Hallo Jörg,
ja, als Außenstehender (nicht in Europa-Lebender) kann man sicherlich noch viel besser erkennen, wie diese 2 Wörtchen Einzug in die deutsche Sprache gehalten haben. Vielleicht gehen sie so schnell wieder weg wie sie gekommen sind.
Wir haben uns zu sehr an die Anwendung von Floskeln gewöhnt. Diese sind ein Ausdruck der abnehmenden Empathie in der Alltagsgesellschaft. Keiner hat Zeit. Niemand interessiert die Geschichte zum Mensch. Es wird Zeit für die punktuelle Entschleunigung.
Keiner hat Zeit, aber jede(r) könnte sie sich nehmen…
Vielen Dank für diesen Artikel. Ich habe für mich schon oft gedacht….was soll das ständige „Alles gut“, macht für mich überhaupt keinen Sinn. Mir begegnet(e) das vorwiegend in einer weiteren Variante. Ich spreche offen über Dinge die mich stören, die ich für nicht gerecht empfinde, ich sage offen das was mir nicht gefällt ( das kommt bei vielen Leuten nicht an ). Es werden oft Antworten gegeben, die a) nicht zum Thema passen oder b) ausweichend sind. Das „Alles gut“ kommt als Abschluss, ich interpretiere das so, dass man die Diskussion beenden möchte. Viel lieber wäre mir, wenn man ehrlich sagen würde: Hey, das interessiert mich nicht oder ich möchte darüber nicht diskutieren oder ganz einfach Du nervst.
P.S. Darf der Artikel in Facebook geteilt werden?
Genau, „Alles gut“ dient dann als unehrliche, dahin gesagte Floskel.
Ja, du darfst den Artikel gerne auf Facebook teilen!
Habe ”Alles gut“ gegoogelt und siehe da, ich bin nicht der einzige, der diese Floskel furchtbar findet. Das ist gut zu lesen. Was mir auch immer öfter auffällt ist ”Genau“ am Anfang jeder Antwort oder jedes Satzes. Wann hat das denn angefangen? Was sagt Ihr dazu?
Nein, du bist hier in guter Gesellschaft 😉 Ich war mir ja vorm Veröffentlichen des Artikels nicht so ganz sicher, ob ich Gegenwind zu diesem Blog-Artikel bekomme. Bis jetzt weht hier nur Rückenwind.
„Genau“ wird häufig verwendet, stimmt. Vermutlich um Gemeinsamkeiten hervorzuheben, sich zugehörig zur Gruppe oder zum Anderen zu fühlen. Ich überlege grad: Ich verwende es auch, aber vorrangig nur dann, wenn der andere genau das sagt, was ich auch denke/sage/fühle.
Schön auf den Punkt gebracht!
Ich hab es in Südafrika so erlebt: Da fragt man „How’s it?“ Ich hab es anfangs als echte Frage aufgefasst: How was it? Habe dann von der gerade gemachten Erfahrung erzählt. Ich war neu auf der Schule, Austauschschüler, jeder Moment war spannend. Recht schnell zeigte sich, dass so eine ausführliche Antwort gar nicht erwartet wurde …
„How is it?“ als Floskel, ja…
Zum Glück gibt es Menschen, die wirklich an dem Befinden ihrer Mitmenschen interessiert sind.
„Wie geht es DIR?“ statt „Wie geht’s“ ist für mich die noch persönlichere und direkteste und auch einfühlsamere Art der Frage. Auch wenn der Befragte spürt, dass der Frager ein echtes Interesse hat. Was man natürlich am Tonfall und auch in der direkten Hinwendung zum Anderen spürt. Und danach ist ein wirkliches Zuhören UND gegebenenfalls ein Nachfragen wichtig. Ein echtes Zuhören ohne gleich parallel zum Erzählten nach eigenen Geschichten zu kramen. 🙂
Danke für diesen hilfreichen Zusatz, Paulina. Ich werde ausprobieren, ob meine Frage mit „dir“ noch besser ankommt. Freue mich, dass ich auch von euch lernen kann ?
Also diese „Alles gut“ Floskel nervt mich schon seit Jahren ganz gewaltig. Ich weiß nicht genau, wie und wann sie „entstand“, aber plötzlich war sie da. Vorher sagte man „alles in Ordnung“ oder „alles ok“ oder auch mal „alles ist gut“. Und irgendwann nur noch „alles gut“. Mir kommt das irgendwie vor, als wollte man sich ein Wort (das „ist“) sparen und dadurch die „Mundfaulheit“ nur noch mehr fördern. Zudem fällt mir auf, dass gerade dann dieses „Alles gut“ gesagt wird, wenn eben gar nichts „gut“ ist. Also auf meiner „Abneigungs-Skala“ steht diese primitive, automatisierte Floskel ganz weit oben.
Ja. Ich finde es wichtig von der Abneigung zu einer (alternativen) Lösung zu kommen. Zum Glück gibt es ja ein paar gute Ideen in meinem Beitrag und auch in einigen Kommentaren.
Geht mir ganz genau so.
Also ich habe diese Floskel „Alles gut“ nie so verstehen können, für mich hört sich das so ein bisschen an, als wolle ich mein Gegenüber mit dieser Frage beschwichtigen. Ich selbst würde nie jemanden so diese Frage stellen, wenn ich wirklich wissen möchte, wie es meinem Gegenüber geht.
Allerdings muss es auch nicht unbedingt immer so negativ behaftet sein, ich erlebe es z.B. auf der Arbeit, dass ich auch hin und wieder freundlich gefragt werde, ob „Alles gut“ ist und meine, es interessiert den Frager wirklich, er möchte aber nicht die Distanzzone durchbrechen. Hinzu kommt, dass vielleicht auch gar nicht die Zeit dazu da ist und mit der Frage „Alles gut?“ zeigt derjenige schon, dass er sich für mein Befinden interessiert.
Schön wäre, wenn wir uns mehr Zeit nehmen würden und unseren Gegenüber fragen: „Wie geht es dir?“
Hallo zusammen,
ich erlebe „alles gut“ als Beschwichtigungsformel.
Ich versuche mit nachbarn über die Mittagsstunde und Staubsaugerlärm (mehrfach täglich) zu reden.
Vernünftig, und sachlich, wie sich das unter Erwachsenen gehört.
Ich höre ein „alles gut“. Geschehen ist nix, das Gespräch hätte ich mir sparen können.
Egal- alles gut, nicht wahr?!
Beste Grüße
Ja, ein typischer Fall. Vielleicht hilft es, deinen Nachbarn zu sagen, was der Lärm bei dir auslöst, wie du dich damit fühlst. Und welches Bedürfnis du hast. Also gewaltfreie Kommunikation.
Alles gut?!
Alles gut? Alles gut?, Alles gut?
Phrasen in uns so wie Blut,
fließen diese in unserem Sein,
Interesse am anderen, doch nur zum Schein.
Nur das eben gedankenlos was gesagt,
doch nicht aufrichtig und echt gefragt.
Ohne nachgedacht zu haben,
entstehen sinnlose Phrasen!
Wer aufrichtig fragt, will wissen wie es dem Mensch wirklich geht,
bewusst und sich nicht in Oberflächlichkeiten bewegt.
Dieser versteht die Antwort auch wenn nicht so gut,
in dessen Körper fließt das Blut,
was umspült das wirkliche Sein,
und es schlägt ein Herz und keins aus Stein!
Danke für den Anstoß
denn dadurch konnte dieses Gedicht entstehen!
de Zi Le
Wow, Danke für deine poetische (Zusammen)Fassung meines Blog-Beitrags. Echt interessant welche Wellen das mittlerweile schlägt.
Hallo Stefan,
ein Vorschlag wie wäre es denn eine Rubrik einzurichten mit Poesie oder Aufsätzen die natürlich spiritueller Natur sind? Ich würde mich gern daran beteiligen! Ich denke das es da bestimmt viele Menschen gibt, die gern so manchen spirituellen Gedanken manifestieren würden in Form einer lyrischen Abhandlung!
Mit vielen Grüßen de Zi Le
Ja, darüber können wir reden. Ich schreib dir jetzt gleich eine Mail. LG, Stefan
Herzlichen Dank für diesen Blog! Herzlichen Dank für all Eure Beiträge. Ich bin im Jahr 2003 aus Deutschland geflüchtet! Seit einiger Zeit treffe ich Leute aus Deutschland, die diese gruselige Floskel verwenden! Heute habe ich gegoogelt und Euch alle gefunden! Dafür bin ich froh! Herzliche Grüße an jeden, der hier einen Beitrag verfasst hat!
Ja, bin auch dankbar dafür, dass es so viele Menschen gibt, da das ähnlich kritisch sehen. Krass, dass es 2003 noch gar nicht verbreitet war. Das zeigt, wie schnell sich Floskeln etablieren können…
oh…ein Gedicht? Da hätte ich auch eines. <3
Moin und hallo,
ich bin zufällig auf diesen blog gestoßen – tja, auch ich sage sehr häufig ALLES GUT? (bis jetzt).
Nur für mich sind diese 2 Wörter nur eine Kurzfassung für: „Wenn Dir jetzt dadurch oder zuvor nicht schlimmeres passiert ist/Du gesund+heile bist/Du Deinen Weg weiter gehen kann ==> ja dann ist ALLES GUT, denn es hätte ja auch schlimmer sein können.“
Da aber dies eine sehr individuelle Interpretation dieser Redensart ist und dies wohl viele falsch verstehen, werde ich mich bemühen, diese nicht mehr zu verwenden.
Wenn jeder es so verstehen würde wie du, wäre das schon mal besser, ja.
Die Menschen reden nur noch in Whatsapp- Sprache miteinander. Weil sie nicht mehr wissen, wie man miteinander redet.
“ Lieber einfach mal die Klappe halten“ ist meine Antwort, wenn ich „ALLES GUT?!“ gefragt werde.
Ja, die Quantität der Kommunikation nimmt durch SmartPhones vielleicht zu, doch nicht zwangsweise die Qualität.
Klappe halten ist für mich keine Option, weil ich den anderen dann nicht auf seine magere Frage hinweisen würde 😉
Guter Artikel, nur eine Anmerkung: Nach LG steht kein Komma.
Danke.
Laut Duden-Band 9 ist das wohl echt so. Doch spätestens wenn die Grußformel und der Name in einer Zeile stehen (keine Seltenheit mehr in Zeiten von Messenger-Kommunikation), dann finde ich, dass ein Komma zwischen Gruß und Name stehen sollte.
LG, Stefan 😉
Ich kann diese Phrase inzwischen auch nicht mehr hören und bin mangels Alternativen auf die Google Suche gegangen und dann hier gelandet.
Kann der Grund für dieses „Alles gut“ nicht auch sein, das heutzutage leider wirklich sehr vieles bis ins kleinste Detail zu Tode besprochen wird und so ein „Alles gut“ dann wieder die klare Ansage wäre, das man darauf einfach keine Lust mehr hat und derjenige doch bitte machen soll, was er für richtig hält?
So wie mit dem Missgeschick im Cafe, wenn die Kundin sich dann wortreich entschuldigt und um einen Lappen bittet, um das Malheur selbst zu beseitigen, die Kellnerin dann sagt „nein, nein, ich werd das gleich weg wischen“ und die Kundin dann wieder „sind sie sich sicher? Das wär mir aber eigentlich unangenehm, wenn Sie das jetzt machen, bitte geben sie mir doch einfach den Lappen“ … usw.
Gut, dann wären wir zwar endlich wieder in einer zwischenmenschlichen Interaktion, aber das würde die Kellnerin doch keinen Monat durchstehen, bei jedem Missgeschick in eine wortreiche Debatte verwickelt zu werden 😉
Daher suche ich eigentlich für solche Fälle immer noch eine Alternative für dieses unsägliche „alles gut“, was eben aussagt, das man nicht weiter darüber sprechen möchte und man es so machen möchte, wie man es selber will (z.B. Fleck aufwischen).
In diesen Fällen wäre in meinen Augen „Es ist in Ordnung…“ oder „Es ist okay (dass ich das aufwische)“ eine gute Alternative, die die Kellnerin sagen könnte.
Möchte auch noch was zu diesem „Alles Gut “ sagen. Da gab es letztes Jahr im Radio eine Vorstellung eines neuen Filmes, der in den 80 er Jahren spielt.Dort wird auch oft „Alles Gut“ gesagt. Die Moderatorin zitierte dann einen Filmkritiker, der meinte, das so in den 80 ern niemand gesagt haben könne. Denn die Redewenung “ Alles Gut“ ist ein Spruch ,der erst in den letzten 10 Jahren aufgekommen ist .
Es gibt hier in der Region aber noch andere Redewendungen, die mich regelmäßig auf die Palme bringen. Wenn sich hier zwei Leute nach einem Gespräch verabschieden, dann sagen sie fast immer „Tschüß, ich wünsch dir was ! “
Was, wird aber nie gesagt. Und die Leute reden hier sowieso schon so wenig.
Als Neujahrsgruß hört man hier ausschließlich: “ Gesundes Neues ! oder Frohes Neues !
Das Jahr muß man sich dazudenken.
Ja, diese Floskel ist schon so etabliert, dass es einigen gar nicht mehr auffällt.
Bei „Ich wünsch dir was“ könnte man ja ein bisschen provokant entgegnen „Was wünscht du mir?“ 🙂
Zum Glück gibt’s noch Gleichdenkende und ich bin nicht allein. Ich hasse diese Redewendung und könnte kotzen wenn ich sie höre. Ich habe eine richtige Zwangsneurose dafür entwickelt.
Mittags streite ich mich mit meinem Chef, abends rufe ich ihn an, um die Sache aus der Welt zu räumen und das erste was ich höre ist „a**es g*t“. Selbst wenn es nur deeskalierend gemeint war, finde ich es doch sehr unpassend,
Mir geht das wahnsinnig auf die Nerven. Oben habe ich gelesen „Weg des geringsten Wiederstand“ (obwohl es Widerstand heißen müsste) trifft es ziemlich gut. Bloß nicht den kleinsten Gedanken aufkommen lassen, dass etwas nicht in Ordnung sein könnte.
Zum Glück findet man immer Gleichdenkende – wenn nicht ums Eck, dann wenigstens übers Internet 😉
Ja, das ist in meinen Augen fehlende Ehrlichkeit, fehlender Mut authentisch zu sein – und somit Gefühle zu zeigen und sich im Endeffekt verletzbar zu machen. Das ist eventuell der Grund warum sich diese Floskel so etabliert hat. Keine Zeit mehr für Gefühle, „alles gut“, und Tschüss…
sehr gut getroffen, und das war schon 2017. jetzt in 2019 scheint es noch schlimmer zu werden. Das sieht mir nach Massenhypnose aus. Wenn ich machmal gefragt werde, „wie es mir geht?“ antworte ich meistens „Jeden Tag besser“. Immer großes Staunen. Die Kommunikation scheint mir in vielen Bereichen stark gestört zu sein. Da hilft nur immer einen klaren KOpf behalten und in der Gegenwart zu leben. Henry
Meine Hoffnung ist ja, dass dieser Artikel dazu beiträgt, dass die Verbreitung von „Alles gut“ abnimmt – und/oder das Bewusstsein wächst.
„Jeden Tag besser“ ist auch eine raffinierte Antwort. Ich bin dankbar für eure vielen guten Kommentare hier!
Liebe Grüße, Stefan
Prima, endlich wird mal darüber geschrieben. Ich habe schon öfters danach gegooglet und dachte mir : sag mal nervt nur mich das so, oder gehts andern genau so. Das Gleiche ( nur zur Anmwekung) habe ich auch bei der Haribowerbung gemacht, in der sie Kindersprache nachmachen und der alte **** sagt: eine Insel voller Kokosnüsse, und bei Insel das L so ekelhaft ausspricht, dass man kotzen könnte, mittlerweile glaube ich sogar hat Haribo das geändert denn zur Zeit sehe ich bei dem Wort Insel sein L ganz normal, aber bei youtube findet man es noch. Über das Thema wurde auch viel diskutiert, ich dachte ok, auch hier bin ich nicht alleine genau wie mit dem * alles gut*. Ich arbeite mit Kunden , wenn die Kunden in meinen Laden kommen frage ich sie: möchten Sie einen Tee oder ein Wasser als Antwort kommt: ALLES GUT!!!…. ich platze jedes mal.
WAS BITTE ist daran gut wenn ich dich frage ob du ein Wasser willst, wieso antworten die nicht : Nein, danke, nee du, ich hab kein Durst oder heißt alles gut, sie wollen doch was???
Ich frage dann immer extra: Was alles gut? wollen Sie nun ein Wasser? Oder ich sage gehen Sie schonmal die Treppe hoch ich komme gleich, Antwort : Alles gut, da dreh ich hohl, denn was bitte ist das für eine Anwort, ahhhhh ahhhhh. Ich sag ich geh schonmal voraus kommen Sie einfach nach! Antwort : Alles gut.
und dann sagen sie das * alles* auch noch so extra betont lang ausgesprochen.
so: aaaallles guuuut. Bei einer Kundin habe ich in einer Stunde 7 mal alles gut gezählt. Das ist krank, richtig krank.
Danke, dass du deine Erfahrungen mit uns teilst. Ich finde es super von dir, dass du dich nicht mit dieser Floskel abspeisen lässt, sondern nachfragst. Damit werden ein paar deiner Kunden sicherlich angeregt über die Sinnlosigkeit ihres dahingesagten „Alles gut“ nachzudenken.
Wenn ich „Alles gut?“ gefragt werde und mit „Vieles“ antworte, reagieren die meisten Leute verdutzt. Und ich merke dann oft, wie der Groschen bei ihnen langsam fällt.
Auf geht’s in eine ehrlichere Kommunikation! Übrigens gibt es (mittlerweile) auch einige andere kritische Artikel über „Alles gut“. Einfach mal googeln.
Mich stört die Frage „Alles gut?“ schon lange.
Ich finde sie lenkt das Gespräch sofort auf negative Dinge. Denn man kann sie nur mit einem nein beantworten. Tut man das, folgt zwangsläufig die Frage „Warum nicht?“ oder „Was ist nicht gut?“. Dann muss man aufzählen: Der Oma gehts nicht gut, man hat die und die Sorgen usw. – Dinge, die oft vermutlich gar nicht entscheidend sind.
Auf die Frage „Wie geht es Dir/Euch?“ kann man dagegen trotz der Dinge, die nicht gut sind, oft guten Gewissens mit „gut“ antworten, weil es einem Summa summarum eben gut geht bzw. man es so empfindet.
Ja, sehe ich ähnlich wie du. Ich überlege gerade, ob ich schon mal jemand mit „Ja“ auf die (Pseudo)Frage „Alles gut?“ hab antworten hören… Kann mich grad an keinen Fall erinnern. Vielleicht verstehen die Gefragten unterbewusst dann doch, dass nicht alles gut sein kann und antworten entsprechend.
Hallo, Stefan
Hallo, „Leidensgenossen/innen“
Endlich spricht mir jemand aus der Seele….
Diese selbstbelügende Schönrederei geht mir schon lange auf den Zeiger (vornehm ausgedrückt )
Eine Cousine hat Krebs mit mehreren Rückfällen. …wenn man sie fragt, wie es ihr so geht, bzw. OB ES IHR SOWEIT GUT GEHT….was kommt da als Antwort?
Man höre und staune….ALLES GUT….
Ich kann’s nicht mehr höre
Danke für diesen Blog, Danke für die ganzen anderen Kommentare, ich fühle mich jetzt nicht mehr alleine
Micha
Hallo Micha,
schön, dass du zu uns gefunden hast.
Je mehr Leute sich bewusst werden, was sie den ganzen Tag sagen / denken, desto mehr ist unserer Welt geholfen.
Liebe Grüße, Stefan
Ich bin gestern auf diese Seite gestoßen (über Google) und habe heute nochmal reingesehen. Ich bin froh, dass es den Austausch über diese Themen gibt und hoffe, dass viele Leute endlich anfangen zu reflektieren, was sie so den ganzen Tag sagen und vor allem auch, von anderen übernehmen!
Wieviel Macht hat so ein Wort…Gestern -Heute – Hier und Dort?
Im „Kommunikations-Zeitalter“ juckt das kaum mehr. Fluten von Worten und Wortneubildungen – Müll. Das Ozonloch scheint in den Köpfen zu sein. Dort fängt Umweltbeschmutzung an.
Floskeln und „In-Wörter“, gesellschaftliches BlaBla. Die schöngeistige Sprache ist auf „Fast Food“ Gewäsch reduziert. Null Nähwert.
„Yes we can!“ – Aussagen und viele trotteln hinterher. Schafmentalität.
Deutsch – eine der gehaltvollen Sprachen – versumpft im Einerlei.
Jeder Depp gibt seinen „Senf“ im Internet ab, ohne im Geringsten vorab nachzudenken:
Sinnhaftigkeit?
„ALLES GUT!“ -???
Runtergebrochen, Worte sind Nahrung.
Verträglicher NährWERT?
Wer auch immer das liest, ich möchte dich wissen lassen: Dein Beitrag zählt.
Es muss nicht „Alles gut“ sein. Unzufrieden?
Der perfekte Ansatz und Antworten zugleich. Nur so kommt eine Veränderung.
„Alles gut?“ – Nein, unzufrieden.
Was wird wohl als Antwort vom Gegenüber kommen?
Probiere es mal aus!
Sprachlos Gesichter.
Auch gerne genommen:
„Früher was Alles besser!“ – eine landläufige Aussage.
Wenn Früher alles so viel besser war…Anders ausgedrückt „Alles gut“ war…Weshalb hat es sich „Alles“ so massiv geändert? Weil es eben noch nicht „gut“ war!
Gegenfrage: Was war denn Alles (?) so viel besser? Weshalb?
Die Antwort liegt in der Frage: Weshalb?
Eben nur die Hälfte.
„Alles gut“ – „Alles“ – ist die Lösung. Einfach „gut“ weglassen.
Frage: “ Alles gut?“
Antwort: Nein, unzufrieden – mit Allem!
(Und das mit einem Lächeln.)
Mut zur Ehrlichkeit, denn das ist die wahre Natur: Unzufriedenheit. Das ist der Motor zur Veränderung.
Mut zur neuen Fragestellung: Alles friedlich? Alles zufrieden?
(Wieviel Macht hat so ein Wort – mit Lächeln.)
Frieden -ein Wort-, ob gedacht oder gesprochen, „Alles gut“ macht. (Lächeln nicht vergessen!)
Ich akzeptiere – im Frieden mit der Unzufriedenheit- und Alles ist gut, selbst die Unzufriedenheit.
Fazit:
„Alles gut?“
Nö, unzufrieden. (Lächeln!)
Wieviel Macht hat so ein Wort mit lächeln?)
Danke für deine fast schon poetischen Ausführungen. „Früher war alles besser“ höre ich zum Glück selten, sonst hätte ich dazu sicher auch einiges zu sagen.
„Mut zur Ehrlichkeit“, damit ist es schön auf 3 Worte runtergebrochen.
einen „Alles-Gut“-Beitrag gezielt im Netz gesucht (weil selbst so genervt davon) und hier gefunden. Vielen Dank!!
Ergänzend möchte ich nun aber anmerken, daß der inflationär genutzte Begriff „Liebe Grüße“, gerne auch abgekürzt mit LG, für mich ebenso unerträglich ist wie das „alles gut.
Liebe Grüße möchte ich eigentlich nur von m i r wirklich lieben (also nahe stehenden) Menschen bekommen, nicht aber von Menschen die ich wenig, kaum oder garnicht persönlich kenne… Wie wäre es mal mit ein paar Gedanken dazu?“
eine Anregung.
mit vielen Grüßen – ich bin gespannt…. Karin
Ja, das ist ein guter Punkt, über den ich auch schon ein paar mal nachgedacht habe. Jedenfalls schreibe ich kein „Liebe Grüße“, wenn ich zum Beispiel einer Firma mitteile, dass Sie mir nicht mehr unaufgefordert Werbung zuschicken soll 😉 Vielleicht schreib ich da in ein paar Jahren mal drüber.
Ist doch derselbe Murks wie „Wie geht’s?“. Nix Neues hier, bitte weitergehen. Aber durchaus schön aufgedröselt – einer muss es ja machen.
„Wie geht’s?“ ist im Gegensatz zu „Alles Gut?“ eine offene Frage. Vor allem wenn ehrlich auf die Fragen geantwortet wird, ist das in meinen Augen alles andere als der selbe Murks. Ansonsten Danke für das Kompliment.
Danke, danke, danke…ich dachte schon, dass ich die einzige Person bin. Das „alles gut“ ist die gleiche Liga wie „okay“, oder „genau“, oder „weißt“.
„Okay“ sage ich auch häufig. Damit will ich meinem Gegenüber vor allem signalisieren, dass ich ihm zuhöre / oder das verstehe, was er gerade erzählt. „Weißt du“ verwende ich nur ganz selten, das finde ich ein Stück weit bevormundend…
Durch Stefans Mail bin ich auf das Thema „Alles gut“ gestoßen und möchte mein Verständnis dazu aufschreiben, vielleicht fügt das eines Lesers Selbstverständnis eine neue Perspektive hinzu, mit der er besser mit „alles gut“ auskommt.
Nach einem Schlaganfall und einem Herzinfarkt hat sich mein Denken geändert. Der Schlaganfall war das Beste, was ich erleben durfte (alles gut), ich würde den Infarkt für nichts in der Welt eintauschen, er schenkte mir in der Reha eine grandiose
Zwillingsseelenbegegnung. Ich denke, ich bin nicht zu esoterisch, habe zB gerade Kreissäge und Oberfräse abgeschaltet.
Am Ende ist alles gut, und wenn es nicht gut ist, ist es nicht zu Ende – notierte Oscar Wilde,
ich ziehe vor zu sagen: Ist es nicht gut, ist es eine Lektion und eine Lektion ist immer gut. Also alles gut!
Alles gut scheint mir richtig, was diskutiert werden kann ist die Resonanz dazu. Das mantra-ähnliche Aufsagen bringt eine positive Energie in meinen Erlebensraum, nur sollte es keine leere Worthülse sein, es sollte im Bewusstsein ein entsprechendes Gefühl etabliert sein, wenn man es spricht. Dankbarkeit, Wertschätzung, Anerkennung
sind passend, um Wirkung zu erzeugen und ich bin überzeugt, mit jedem „alles gut“ wird es tatsächlich etwas besser.
Für mich ist jedes „alles gut“ eine Erinnerung an meine Überzeugung und ich danke dafür, es ist jedesmal ein kleines Licht in meinem Herz, warum also sollte ich mir nach deutscher Manier darüber Gedanken machen?
Höre ich diese Phrase ohne erkennbare Leidenschaft, dann füge ich der Realität meine Dankbarkeit hinzu und es ist gut.
Im hawaiianischen Ho’oponopono wird die Frage gestellt: Warum habe ich DAS in mein Leben gezogen?
Dieser Ansatz hilft mir, abseits vom „Außen“ die Lektion zu erkennen und daran zu reifen. Die Frage ist also, aus welcher Sicht kann ich erkennen, das alles gut ist. Ich bin jedenfalls zu der Überzeugung gelangt, dass tatsächlich alles gut ist und mir diese Einsicht einfach gut tut.
Der Dalai Lama hat übrigens recht – er hat einfach die richtige Einstellung dazu.
Die anderen Ansichten dieses Blogs waren richtig – für die Person, die sie geschrieben hat und zu der Zeit des Aufschreibens, doch das darf sich auch ändern, dazu gibt es den Blog und das Wiki. Wir lernen und wir lieben.
Zurzeit reibe ich mich an dem oft gehörten „gerne“, doch es ist ebenfalls ein Statement mit einer positiven Energie.
Auf die Frage, wie es mir geht ist „Besser gut“ auch eine schöne Antwort 😉
Danke für deine ausführlichen Kommentar. Ich stimme dir zu: Wenn das „Alles gut“ aus tiefstem Herzen kommt, dann hat es wohl positive Wirkung – auf den Menschen, der es spricht und womöglich auch auf sein Umfeld. Ich wage jedoch zu behaupten, dass 95 % der Menschen die Floskel als leere Worthülse gebrauchen… Hoffentlich wird dieser Anteil über die Zeit geringer.
Interessant, dass du dich „gerne“ stört. Das ist in meinen Augen um Welten besser als „kein Problem“ oder „keine Ursache“.
Hi, „mein Problem“ mit „gerne“ wurde gerade bei Urban Priols Jahresrückblick angesprochen und wir diesbezüglich sind einer Meinung. Es ist ein Adverb, es fehlt diesem Fragment das Bezugsobjekt, zB „das glaub ich gerne“
Ob ein „Alles gut“ aus tiefstem Herzen kommt ist mE irrelevant, es wird mit dem Aussprechen manifestiert und wirkt bereits auf diese Weise – so meine Überzeugung. Mit einer Resonanz im Herzen ist es allerdings kräftiger, für mich ist es in beiden Fällen ein positives Element.
„Um Welten besser“ ist eine Bewertung, das erlaube ich mir nicht mehr.
„Gerne“ steht in meinen Augen stellvertretend für „Gern gemacht“ und das wiederum für „Das habe ich gern gemacht“.
Schön, dass hier nicht jeder die gleiche Meinung hat – das wäre ja langweilig 😉
Mich nervt gerne auch! Toll, dass es hier Leute gibt, denen es genauso geht. Mein Lebensgefährte sagt das zu oft. Nun wird es Zeit, dass ich ihm es sage, weil es nur noch nervt.
Ich beschäftige mich auch gerne mit der Bedeutung von Wörtern, weil sie so viel in sich tragen können (Siehe das Gebiet der Semantik). Smalltalk fand ich schon immer zu oberflächlich und die Frage „Wie geht’s“ auf die Schnelle unbeantwortbar. Danke Stefan für deinen Impuls. Wegen deinem Blogartikel achte ich jetzt auch mehr auf „Alles Gut“, sowohl bei mir als auch meinen Gegenübern. Ich habe, dadurch angeregt, auch einen anderen Beitrag gefunden, der diese „Nichtfrage“ beziehungsweise „Nichtantwort“ neu verhandelt: https://literaturkritik.de/alles-gut,29446.html