Trauer begleiten

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Trauer begleiten
Trauer kann überwältigend sein -
und beängstigend für Freunde und Angehörige

In diesem Artikel soll Wissen und Verständnis vermittelt werden zum Gebiet Trauer,
wie auch zum Umgang mit Menschen, die gerade den Verlust eines nahen Menschen erleiden oder erlitten haben.

Spirituelle Aspekte

Es gibt Länder und Kulturen (meist arabische), wo Trauer so gravierend ist, dass sie den Rest des Lebens bestimmen. Ebenso gibt es Länder, in denen die Trauer eher ein Ritual ist und Länder, in denen Trauer eine untergeordnete Bedeutung hat, weil der Tod dort als ein Übergang, ein "Nach-Hause-gehen" gilt oder mehr noch: als Befreiung aus dem Leid der Welt (in östlichen Religionen). Mehr dazu im Artikel Tod

In der westlichen Welt sieht die Realität meist anders aus:
dem Menschen in unserer Nähe können wir bei einem Trauerfall oft nicht mit unseren spirituellen Erkenntnissen und Haltungen begegnen - das würde entfremdend wirken. Wir müssen seine Bedürfnisse respektieren und unsere spirituelle Erfahrenheit zurückstellen, um die umsichtige, bescheidene Haltung eines spirituell bewussten, mitfühlenden Menschen einzunehmen.

Die menschlichen und spirituellen Aspekte gehen inzwischen immer mehr verloren:

  • Bräuche (siehe zum Beispiel Abschnitt Trauerphasen) werden durch Internetforen abgelöst, wo Trauernde sich virtuell verbinden können oder einen Platz zum Trauern einrichten können.
  • Freunde und Verwandte des Trauernden sind mit Arbeit und Alltag beschäftigt. Dadurch ersparen sie sich den Umgang mit der Trauer und dem Trauernden.

Die bittersten Tränen die wir an Gräbern vergießen,
vergießen wir wegen ungesagter Worte und Taten,
die nicht vollbracht wurden.

Harriet Beecher Stowe

Was ist Trauer?

Trauern ist sehr individuell - und dies sollte total respektiert werden. Für Trauer wird heutzutage gesellschaftlich nicht viel Zeit und Tiefe eingeräumt - was verheerende Folgen für später haben kann. Verdrängung raubt die scheinbar gewonnenen Kräfte und verbannt sie ins Unterbewusste.

Oft genug hat man das Gefühl, nicht nur den Toten sondern auch den trauernden Verbliebenen verloren zu haben. Man weiß nicht recht, ob eine Abweisung persönlich oder natürlich ist, wie weit man den Trauernden in Ruhe lassen oder auf ihn zugehen soll, Bewegung hineinbringen soll. Manches Mal zieht man sich zurück, weil immer wieder das gleiche Leid ausbricht und die Trauerzeit einem unnatürlich lange vorkommt.

Wenn der Verstorbene nach vielen Jahren immer noch das Hauptthema ist, hat der Trauernde meist schon viele Freunde verloren - weil er die Vergangenheit zur Gegenwart gemacht hat. Freunde empfinden es als unnatürlich und belastend, wenn er den Toten nicht loslassen will.

Trauer kann eine Welle von Angst vor Gebrochenheit, Hilflosigkeit, Leistungsschwäche und drohender Lebens-Unfähigkeit auslösen. Aus Unerfahrenheit gibt es häufig Überreaktionen:

  • Trauernde "reißen sich zusammen", platzen fast vor verborgenen Gefühlen und zurückgehaltenen Tränen, ziehen sich zurück aus Scham oder stürzen sich in Aktivismus.
  • Begleitende signalisieren ihre Ängste in der Unterstützung solcher Bewältigungsmechanismen und der unterschwelligen Botschaft "du musst jetzt aber mal...". Wenn es nicht schnell genug oder zu tief geht, wird es zu einer Krankheit gemacht und medikamentöser oder therapeutischer Beistand ins Auge gefasst.

Wenn man in Jahreszeiten denkt, ist Trauer naturgemäß ein Winter - eine Zeit von nach-innen-gehen, Reinigung und Klärung, eine Zeit zwischen Sterben und Geburt. Die Herauslösung aus der Intensität der Beziehung zum Verstorbenen kostet Zeit. Ebenso das Sortieren, was durch das Verschwinden der gewohnten Präsenz geht und was an eigener Essenz verbleibt. Das bedeutet für einen Trauer-Begleiter, dass er

  • Geduld mitbringt,
  • Furchtlosigkeit vor dem Trauerprozess mitbringt
  • und Vertrauen in den Mantel hat, in den man den Trauernden in seinen wechselnden Gefühlsbädern einhüllt.

Trauer gehört zum Menschlichen - egal wie viel spirituelles Wissen der Begleitende auch haben mag. Das Wissen um die Ewigkeit des eigenen Wesens sollte nicht dazu führen, dass die Trauer umgangen wird. In diesem Fall ist Schweigen, Stille und die Bitte an das Göttliche sinnvoller. Respekt, Demut und einfach nur im Hier-und-Jetzt zu bleiben können heilend sein.

So manches Mal beharrt der Trauernde hartnäckig auf einem Standpunkt. Hier hilft es nichts, sich zu ärgern, abzuwenden oder zu korrigieren: solche Hilfshandlungen dienen dem Trauernden dazu, irgendwie die Nähe zum Verstorbenen aufrecht zu erhalten. Der Prozess der Verinnerlichung dieser Nähe stockt dort. Wenn der Trauernde Jahre später darin zu erstarren droht, können Trauergruppen-Mitglieder oder Therapeuten einen Ersatz für diesen Mechanismus suchen und anbieten.

Fast alle in dieser Eltern-Trauergruppe wollten keine Lösung und Loslösung, sondern sie wollten in ihrem Schmerz bleiben und ihn immer wieder von außen bestätigt bekommen. Es gibt eine Art Sucht in der Trauer.

Trauern Männer anders?

Der Trauerprozess ist zwar allgemein individuell, aber es gibt tendenziell deutliche Unterschiede zwischen Männern und Frauen:[1]

  • Männer haben eher die Tendenz, in Sprachlosigkeit zu verfallen und zu vereinsamen mit ihrer Trauer. Schmerz ist oft durch Scham gedeckelt. Männer können den Schmerz eher nach außen wenden und in Tat umsetzen. Frauen müssen die Sprachlosigkeit aushalten können, in Resonanz gehen statt Männern ihre eigenen Verarbeitungs-Werkzeuge aufzudrängen.
  • Solange die Beschäftigung, zum Beispiel Rückzug in den Hobbykeller, mit dem Schmerz verbunden bleibt, dient das der Verarbeitung. Auch Aktivität und Kreativität bedeuten nicht unbedingt Verleugnung sondern läßt die Energie fließen.
  • Wut gehört zu den "erlaubten" emotionalen Werkzeug und soll dem Schutz des Verletzbaren helfen. Allerdings ist es gekoppelt mit Hilflosigkeit, der Verstorbene ist nicht zurückholbar. Besonders für Männer in höheren Positionen ist es ein nicht zu unterschätzender Spagat zwischen der Trauer und der Vorbildfunktion als erfolgreicher Mann/Manager. Selbstfürsorge wie Krankschreibung kostet viel Mut, zumal Trauer keine Krankheit ist.
  • Männern hilft es, Solidarität und Verbundenheit zu fühlen. Allerdings nehmen nur 10% trauernder Männer eine Trauergruppe in Anspruch. Männer können nicht auf Knopfdruck Fragen nach ihrem Befinden beantworten und großzügige Empathie verschreckt eher. So bleibt Trauer für den Mann oft ein Lottospiel. In Männergesprächen entsteht der Bezug zum Befinden anders, die Solidarität entfaltet sich eher indirekt und oft stille. Trotzdem ist es schwierig, Interessenten zu finden für reine Männer-Trauergruppen mit zugeschnittenem Programm.

Verhalten im Akutfall

Anregungen wie man sich als Trauerbegleiter im Akutfall verhalten kann:

  • Der Tod ist einmalig für den Sterbenden, einzigartig für den Verbleibenden. Es gibt keine korrigierbaren Versuche wie unser Verhalten als Trauerbegleiter bei diesem Sterbenden wirkt. Auch die Erinnerungen der Verbliebenen, die wir mit unserm Verhalten prägen, können wir kaum korrigieren. Die Einzigartigkeit macht das Geschehen, die Momente unwiederholbar kostbar und heilig. Daher ist Achtsamkeit gefordert.
  • Als besonders positiv wurde bei später Befragten in Erinnerung behalten eine Haltung von „angenehmer Zurückhaltung“.
  • Saloppes oder „kompetentes“ Verhalten wirkte unangenehm. Vorschnelle, intellektuelle Bemerkungen können die Intimität und das Heilige der Sterbestunde zerstören und die Erinnerung für den Rest des Lebens unglücklich prägen.
  • Valium-Gabe ist eine verbreitete Fehlbehandlung: es verändert die neuronale Denk- und Fühl-Struktur und hat eine noch Jahre später veränderte Realitäts-Wahrnehmung der Todesumstände zur Folge.
  • Über die Gefühle lässt sich am besten in Bildern und Metaphern sprechen, zum Beispiel von Landschaften und Atmosphären. Diese Symbolsprache kommt auch bei Sterbenden vor - Hinweise zu Bedeutung und Umgang damit gibt es hier.
  • In der ersten Zeit nach dem Tod wird vom Körper immer noch gesprochen in Form von "mein Mann/meine Frau". Das hat nichts mit Verleugnung der Tatsachen zu tun sondern damit, dass die Präsenz des Verstorbenen zunächst noch da ist - im Raum und im Verbliebenen selbst. Dieses Empfinden der Präsenz kann man nicht so schnell vom Körper abtrennen - besonders sprachlich nicht. Dazu kommt, dass die Verbliebenen nach der bisherigen Intensität gar nicht so schnell umschalten können von den Synapsen her im Gehirn.

Man soll einen Trauernden nicht zu trösten versuchen,
solange noch ein Toter vor ihm liegt.

Talmud

Neuanfang

Dieses Video lässt 'Neuanfang nach einem verlorenen Lebenssinn' direkt und sehr bewegend miterleben:

Trauer bei Suizid

Mehr dazu siehe im Artikel Suizid.

Trauerphasen

Bräuche haben in Kulturen hilfreiche Schutzräume entwickelt. In jüdischen Trauer-Riten zum Beispiel gilt: 3 Tage für Weinen, 7 Tage für Klagen und 30 Tage für Trauern. Der Trauernde bekommt zwar viel Besuch, aber es ist dem Besuch verboten, ein Gespräch anzufangen. Dies ist ein weiser Schutz für den Trauernden vor unpassendem Gerede und erlaubt dem Trauernden nach seinen Bedürfnissen ein Gespräch zu führen und lenken. Mehr dazu hier.

Dr. Kübler-Ross war die erste, die die unterschiedlichen Kennzeichen von Sterbephasen in Worte gefasst und niedergelegt hat.[2]. Diese Phasen fand man ähnlich auch bei den Trauernden und sie dienen noch heute als Ausbildungs-Vorlage - auch wenn sich eine Gesetzmäßigkeit dieser Phasen bei empirischen Nachforschungen nicht bestätigt hat. Daher sprechen manche davon schon als Trauermythen.

Bei den empirischen Forschungen erschien ein eher "Duales Trauermodell", wo die Leute parallel zurück und nach vorn schauen und mehrfach täglich zwischen den beiden wechseln.[3]
Die meisten Modelle für den Verlauf von Trauer und den Umgang mit dem Trauernden stammten allerdings bisher nur aus dem medizinischen und psychotherapeutischen Bereich – kaum aber aus einem Feedback von Betroffenen.

Modell "Trauer erschließen - Gezeiten der Trauer"

Dieses Trauerphasen-Modell von Dr. R. Smeding (und M. Heitkönig-Wilp) beruht auf ihrer Eigenerfahrung als mehrfach Hinterbliebene und Interviews mit Betroffenen, die über ihre Trauer und der Wirkung von Verhaltensweisen von Begleitern berichtet haben. Die wichtigsten Phasen in Auszügen sind:

"Sterbe-Zeit"

Die Zeit vor dem Tod hat inzwischen eine größere Bedeutung für die Trauer erhalten. Durch langwierige Krankheiten wie Demenz/Alzheimer und Lähmungs-Erkrankungen wie MS, ALS, Parkinson oder langsame Krebs-Arten beginnt die Abschiednahme schon lange vor dem Tod.

Es ist gut, sich dessen bewusst zu sein: Begleitung beginnt sozusagen schon bei der Diagnose - vor dem, was man mit der Trauer verbindet die bei Todesnähe einsetzt. Es verändert auch die Art und Qualität der späteren Trauer: die Anstrengungen, die mit der Pflege verbunden waren, können den Tod mit Erleichterung verbinden.

Einen Einfluss hat auch, ob der pflegende Angehörige weitgehend auf sich gestellt ist oder ob Ehrenamtliche mitgewirkt haben, wie Selbsthilfegruppen, ein Palliativ-Pflegedienst, ambulanter Hospizdienst - oder ob das Sterben stationär in einem Hospiz geschah.

Man kann gegen Wellen ankämpfen,
oder sich von ihnen in die Zukunft tragen lassen.

Unbekannt

"Schleusen-Zeit"

Als Schleusenzeit gilt die Zeit vom Todeszeitpunkt bis zur Bestattung. Es ist die letzte gemeinsame Zeit. Wie bei einer Schleuse füllt sich das Niveau „tot“ langsam auf, von "bisher vertraut" auf "jetzt ohne den Verstorbenen".

Es gibt nicht viel Bewegungsfreiheit darin, man ist zwischen den Toren eingeschlossen und der unausweichlichen Veränderung ausgeliefert.

Die Bestattung gibt dann dem Toten einen neuen Platz – ebenso wie dem Verbliebenen.

Umstände

Es hat sich immer wieder gezeigt, wie wichtig es ist, den Körper zu sehen, ihn zu berühren zum Beispiel die Hand zu nehmen, übers Gesicht zu streichen. Hierbei sollte auch keine unbegründete Scheu oder Abwehr die spontanen Bedürfnisse unterdrücken. Diese Erfahrung erleichtert die Akzeptanz des Todes und verringert die eher quälenden Phantasien bezüglich der Wirklichkeit, dessen was ist.

Wenn es für den Verbliebenen keine Möglichkeit gibt, den Toten zu sehen oder er dies auf keinen Fall möchte, hilft es dennoch, wenn die Anwesenden dem Verbliebenen berichten von ihren Eindrücken. Die Wahrnehmungen helfen auch zu versichern, dass kein Lebender begraben wird (weil er noch so lebendig empfunden wird im Innern).

Die gesetzlich erlaubte Verweilzeit im Haus ist bis zu 36 Stunden. Bekannt ist die Regel „3 Tage über Erden stehen“ für die Aufbahrung – am Besten durch Kühlhalten mit Kühlakkus an der Seite. Möglich sind bis zu 6 Wochen, mit Kühlunterlagen vom Bestatter.

Einflüsse auf die Verarbeitung

Die Art und Heftigkeit der Trauer wird nicht nur durch Persönlichkeits-Struktur, spirituelle Haltung und Vorerfahrungen beeinflusst, sondern auch konkret durch Todesumstände wie:

  • wo der Körper jetzt ist (zum Beispiel Obduktion)
  • in welchem Zustand (zum Beispiel Verstümmlung, Verwesung)
  • plötzlicher Tod, Unfälle, Häufung von Todesfällen innerhalb kurzer Zeit
  • Gewalteinwirkung oder Suizid
  • ob es eine wichtige Bezugsperson war
  • Tod des Kindes
  • Werte und Ungerechtigkeits-Empfinden, wie zum Beispiel bei Tumor-Erkrankungen junger Menschen
  • lange Abschiedszeit und Trauer schon zu Lebzeiten; Persönlichkeitsveränderungen wie bei Demenz-Erkrankungen
  • Lebensumstände, wie Zeiten beruflicher oder wohnlicher Neuorientierung

Anforderungen

Circa 40 Prozent der Trauerprozesse verlaufen mild. In 10 bis 20 Prozent der Fälle kann eine krisenhafte Trauer entstehen. Wichtig ist es in jedem Fall, die Kompetenz des Trauernden bezüglich seiner Art und Weise zu trauern zu stärken („Du wirst wissen, was für dich wichtig und richtig ist“).

Als Trauerbegleiter ist man „Schleusenwärter“ und muss in dieser Zeit besonders achtsam sein: die Stress-Hormone führen beim Trauernden zu einer hoch-sensiblen Wahrnehmung und Bemerkungen können sehr schnell missverstanden werden.
Äußerungen können jetzt sehr prägend sein und dadurch zu hilfreichen Trittsteinen genauso wie zu ewigen Stolpersteinen in der späteren Erinnerung werden.

Es ist eine Zeit des konkreten Abschiednehmens, in der häufig übersinnliche Wahrnehmungen stattfinden, wie die Präsenz des Verstorbenen – diese sollte ermöglicht und nicht abgestritten werden. Der Verstorbene wird auch immer noch als reale Person angesprochen, zum Beispiel als „mein Mann“.

Im Versuch, die Wahrheit zu erfassen sollte man als Trauerbegleiter eher fragen, ob jemand erzählen möchte, als von sich aus Ratschläge zu geben oder über-behilflich zu sein.

"Janus-Zeit"

Als Januszeit wird die anschließende Zeit nach der Bestattung bezeichnet.
Janus ist der doppelgesichtige, römische Gott der Durchgänge und Neu-Anfänge und steht für den Wechsel von Rück- und Vorschau in dieser Zeit.

Umstände

Jeder Trigger katapultiert den Trauernden in die Vergangenheit und ruft den Schmerz und das Verlassenheitsgefühl hervor - während der Tag bewältigt und geplant werden muss und eine Zukunftsperspektive ohne den Verstorbenen mehr Raum bekommen muss.

In dieser Zeit pendelt der Trauernde zwischen der Mühe des Wahrhabens des Geschehenen und dem Gefühl, dass der Verstorbene gleich wieder zur Tür hereinkommt.

Anforderungen

Hilfreich ist wenn der Trauerbegleiter fragt ob seine Anwesenheit okay ist, die Präsenz als hilfreich empfunden wird, statt einfach zur Seite zu stehen.

Vermeidbare Fettnäpfe sind es, eigene Erfahrungen aus der Tasche zu holen. Eher toleriert werden:

  • Hinweise von anderen, neutralen Autoritäten, in Form von „das habe ich mal von anderen Betroffenen gehört..." oder
  • rückverweisende Redearten wie „Das können Sie mir besser sagen“ oder
  • vorbehaltloses „Erzähl doch mal…“ (so wie Kinder bzw. die Enkel den Opas/Omas mehr über die Kriegserlebnisse entlockt haben als die eigenen Kinder oder Leidensgenossen).

"Labyrinth-Zeit"

Das Labyrinth steht für die Art und Weise des folgenden Weges: Ein Vortasten zwischen den Begrenzungen durch Umstände, Erfordernisse und Gefühle. Das Ziel ist nicht sichtbar, aber der Weg führt ins Innere, zur eigenen Mitte und letztendlich wieder heraus.

Sie ist weg!

Du kannst Tränen vergießen, dass sie weg ist,
oder du kannst lächeln, weil sie gelebt hat.

Du kannst deine Augen schließen und beten, dass sie wiederkommt,
oder du kannst deine Augen öffnen und all das sehen, was sie hinterlassen hat.

Dein Herz kann leer sein, weil du sie nicht sehen kannst,
oder es kann voll der Liebe sein, die ihr geteilt habt.

Du kannst dem Morgen den Rücken kehren und im Gestern leben,
oder du kannst froh sein um das Morgen wegen des Gestern.

Du kannst sie erinnern - und davon nur, dass sie weg ist,
oder du kannst Erinnerung an sie hegen und das weiterleben lassen.

Du kannst weinen und deinen Verstand zumachen,
leer sein und deinen Rücken kehren,
oder du kannst tun was sie wollen würde:
lächeln, deine Augen öffnen, lieben und weitergehen.

David Harkins[4]

"Regenbogen-Zeit"

Der Regenbogen steht für den neuen Lebensweg - (wieder) lebenswert und farbenfroh. Man wird nicht mehr in die Vergangenheit hinein-katapultiert, sondern erlebt die Vergangenheit mehr aus einer Rückschau-Perspektive. Die Vorschau geschieht mit Zuversicht: es ist sozusagen ein Boden gewachsen aus dem Loch, das der Verlust gerissen hatte.

Das Loch, in das ich fiel,
wurde zur Quelle aus der ich lebe.

R. Smeding - Hinterbliebene, Autorin des Modells "Trauer erschließen - Gezeiten der Trauer"

Andere Traditionen

Jüdisch

Die jüdische Religion ist stark auf das Leben ausgerichtet. Um den Tod zu bewältigen und die Gefühle zu kanalisieren, gibt es eine festgelegte Trauerstruktur. Der Shabbat unterbricht die Trauer, denn an ihm schweigt jede Trauer.

  • 1-3.Tag: Hingabe an die Trauer, Verzweiflung, chaotischen Gefühle; völlig Enthaltsamkeit von Genüssen (auch Musik), auch religiöse Pflichten und Tora-Studieren, keine Schminke/Haare-schneiden/Rasieren; kein Bad-nehmen. Der Trauernde wird nicht allein gelassen und geht nicht aus dem Haus. Es werden wortlos Speisen gebracht, der Trauernde darf nur empfangen, braucht nicht grüßen.
  • 4.-7.Tag: Das Lesen der Tora ist wegen der Freude, die es macht, verboten - nur Klagetexte. Ansonsten soll er so oft wie möglich über den Verstorbenen reden, um langsam aus dem Rückzug herauszufinden .
  • 8.-30.Tag Der Trauernde darf wieder das Haus verlassen, arbeiten, aber nicht rasieren, keine neue Kleidung oder fröhliche Veranstaltungen.
  • bis 1 Jahr: nur beim Tod der Eltern darf der Trauernde 1 Jahr lang noch privat seine Trauerarbeit vollenden.


Aktiv sein

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Deshalb erhältst du im Abschnitt „Aktiv sein“ wertvolle Tipps, wie du zum Thema „Trauer begleiten“ in die Umsetzung kommst - sei es mit Online-Kursen, Online-Kongressen, Coaches oder Büchern.

Also, such dir das passende Medium raus und dann rein in die Praxis!

Online-Kongresse

  • Trauer trifft Leben von Gudrun Murina. Editieren.svg
    Trauer trifft Leben
    Stichworte Persönlichkeitsentwicklung, Tod, Trauer begleiten, Glaubenssätze
  • Regenbogenbrückenkongress von Anita Zoder, Christian Enengl. Editieren.svg
    Mensch-Hund-Beziehung verstehen / Verlustschmerz anerkennen
    Stichworte Natur und Tiere, Trauer begleiten, Tiere, Hund

Bücher

Weiterlesen


Artikel

Videos

  • Byron Katie - "The Work in Action" - live zum Thema Verlust (Tod). Beispielhaft auch zum Untersuchen des eigenen Gedankenguts im Vergleich zur Realität. Die Arbeit führt aus der Vergangenheit und Gewohnheiten zurück in die Gegenwart - ins Hier und Jetzt. - mit deutschen Untertiteln Wenn keine Untertitel zu sehen sind:
    Klicke innerhalb des YouTube-Videos unten rechts auf das Symbol Untertitel/Captions. Wähle dort "Deutsch" aus und klicke auf "Ein".
    Editieren.svg
  • Psychologie der Schuld - vom Wiener Psychiater Raphael M.Bonelli, RPP-Institut, unter anderem über den Umgang mit Schuld und Schuldgefühlen, der Wirkung von Fremd-Beschuldigung und des kausalen Denkens von Psychiatern und Patienten. Vom 31.5.2018. Editieren.svg

Filme

  • Blaubeerblau* - Fritjof stolpert in ein Hospiz, zu einem alten Schulfreund mit Pankreaskrebs. Die Freundschaft läßt ihn seine Lebensängste überwinden. Editieren.svg
  • Das Ende ist mein Anfang* - Der Auslands-Journalist Tiziano Terzani (Bruno Ganz) gibt in seinem Sterbeprozess die Geschichte seines Lebens an seinen Sohn weiter. (Dokumentarisch und mit wundervollen Aufnahmen verfilmt von seinem Sohn) Editieren.svg
  • Marias letzte Reise* - Maria besteht darauf, zum Sterben nach Hause zu gehen - eine Herausforderung für Krankenhaus-Arzt, Krankenschwester und Angehörige Editieren.svg
  • Rendevous mit Joe Black* - In das Leben eines erfolgreichen Managers tritt der Tod (Brad Pitt) - und verändert den Umgang miteinander hin zu dem, was wichtig ist. Viele unterschiedliche Art und Weisen der Betroffenen, auf den Tod zu reagieren. Editieren.svg

 

Weblinks

  • frnd.de - Freunde fürs Leben klären über Suizid und Depression auf. Durch gezielte Informationsvermittlung über Warnsignale und Hilfsangebote ist Suizdprävention möglich. Freund*innen und Familie werden so zu Lebensretter*innen. Editieren.svg
  • gute-trauer.de - mit Artikeln zu Trauer, ihren Modellen, Umständen und Folgen; sowie Begleitung, und angrenzenden Themen wie Bestattung Editieren.svg
  • trauernetz.de - Vielfältiges Angebot rund um Trauer Editieren.svg

Jeder Autor hat seine eigenen Passagen zu diesem Artikel beigesteuert. Deshalb muss nicht jeder Autor alle Passagen des Artikels unterstützen.

  1. Der Abschnitt beruht auf Seminar-Inhalten von Ferdi Schilles, Sensus Dülmen - Praxis für Trauerbegleitung, Fortbildung und Supervision (6.5.19 im Johannes-Hospiz Münster, Heike Witzel)
  2. https://www.betanet.de/sterbephasen-nach-kuebler-ross.html
  3. https://www.planet-wissen.de/alltag_gesundheit/tod_und_trauer/trauerwege/trauerwege.jsp
  4. Originaltitel "She is gone!" von David Harkin, übersetzt von Heike Witzel


Anmerkung der Autorin Heike Witzel: der Artikel ist zusammengestellt aus den Notizen eines Kurz-Seminars von Fr. M. Heitkönig-Wilp am Johannes-Hospiz Münster und persönlichen Erweiterungen. Er ist daher im Modell-Bereich (noch) unvollständig.