Spirituelle Meister

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Spirituelle Meister
Sri Chinmoy war ein welt-aktiver spiritueller Meister

Dieser Artikel soll Mythen auflösen, die Begriffe näher bringen und die Scheu vor der unmittelbaren Realität spiritueller Meister nehmen. Auf diese Weise soll auch ein persönlicher Bezug zu lebenden Meister und ein Erkennen in der Begegnung erleichtert werden.

In diesem Artikel handelt es sich weitestgehend um spirituelle Lehrer und Meister im Gebiet von "Wahrheit" - nicht um Lehrer aus esoterischen Gebieten (einschließlich Aufstiegslehren oder Bewusstseins-Techniken).

Definitionen

Grundsätzlich ist die Aufgabe von Lehrern und Meistern, die spirituelle Entwicklung von Menschen zu katalysieren (anzustoßen) und in Bewegung zu halten. Auf diese Weise verändert sich das Weltbewusstsein dahingehend, dass von den Menschen nach und nach mehr "Wahrheit" von der Realität jenseits der Schleier des Vergessens verkörpert werden kann.

Dass mehr aus dem heraus gelebt werden kann, was wir "in Wirklichkeit" sind, als multi-dimensionale Wesen und Geschöpfe der universellen Liebe.

Die indischen Meister sagen, dass alles andere nur Illusion sei. Von ihrem Standpunkt her sagen Meister, dass erst ein Leben aus dieser Realität heraus überhaupt etwas wert ist: wenn ausschließlich das Göttliche im Menschen das Leben gestaltet - was dann völlig anders verläuft als ein Leben im gewöhnlichen, "mittelmäßigen" Bewusstseins-Zustand.

Nur diejenigen, die die Wahrheit erfahren haben,
können sie anderen mitteilen;
nur sie können große Lehrer der Menschheit sein.
Sie allein sind ein mächtiges Licht.

Swami Vivekananda

Lehrer

spirituelle Lehrer
Paramhansa-Yogananda brachte die Lehren der Selbstverwirklichung aus dem Osten in den Westen

Spirituelle Lehrer sind erwacht und leben mehr oder weniger konstant in der Erfahrung der Einheit. Sie haben nicht unbedingt spezielle übernatürliche oder esoterische Fähigkeiten. Sie sollen uns erinnern an das, was wir sind. Das geschieht durch Gespräche und Begegnung in Wahrheit (Satsang), die das Niveau alltäglicher Verhaltensformen beiseite lassen.

Von Schülern werden spirituelle Lehrer manchmal aufgrund ihrer Ausstrahlung leicht überschätzt und attackiert, wenn sie den Erwartungen nicht entsprechen. Die Erwartungen reichen von bestimmten Lebensweisen (Nichtraucher, Vegetarier) bis hin, dass der Lehrer Gedanken lesen kann. Dies gehört aber alles nicht zur Entfaltung des Bewusstseins, die der Lehrer im Schüler katalysieren soll. Die unberechtigten Erwartungen führen dann dazu, dass Interessierte enttäuscht sind. Der Lehrer muss lernen, mit der Zurückweisung weise umzugehen.

Der spirituelle Meister John de Ruiter wies auf folgende Ebenen von Erwachen und Erleuchtung bei Lehrern und Meistern hin. Sie sind nicht notwendigerweise als lineare Stufen zu betrachten, auch wenn sie häufig in der Reihenfolge auftreten:

  • Erwachen des mind ('Verstand') - was bereits sehr verbreitet ist - es ist aber keine Voraussetzung zu den beiden anderen Erwachens-Ebenen.
  • Erwachen des Herzens - was schon sehr viel seltener ist - und auch nicht immer so echt ist, wie Erwachte von sich denken. Es kann sich aber auch völlig ohne Erwachen des "mind" manifestieren, in Menschen, die einfach und ungebildet sind, aber die stille Wahrheit ausstrahlen.
  • Erwachen und die Entspanntheit des Willens - was höchst selten sei, noch seltener dann anzutreffen.

Mehr zum Erwachen findest du in unseren Advaita,_Satsang,_Erleuchtung-Artikel.

Diese Ebenen sind ein Hinweis auf das Niveau des Lehrers oder Meisters, das der Lernebene der Schüler angepasst ist. Wenn man keine Resonanz zu einem Lehrer hat, bedeutet das in-etwa soviel wie, wenn eine Universität nicht für Besucher des Kindergarten geeignet ist oder umgekehrt. Es wäre unfair, den Lehrer oder Meister allein wegen seines Niveaus zu verurteilen, besonders wenn man nichts vom Wesen des Meister-Seins versteht.

Meister

Spirituelle Meister können gleichzeitig auf verschiedenen Niveaus lehren. Solche Übermittlung geschieht nonverbal über die Präsenz, sozusagen "mundgerecht" für die anwesenden Studenten gemäß ihres Entwicklungsstands auf persönlicher und Seelen-Ebene. Das Sprechen wirkt gehaltvoller oder wie John de Ruiter seine oft kritisiertes Redeweise erklärte: "In den Worten gibt es eine Beziehung mit Energie. Bei der direkten Übertragung ist das timing zwischen Worten und Energie entscheidend."[1]

Spirituelle Meister haben stufenweise spirituelle Kräfte erhalten, entweder durch

  • Einweihungen (eher früher, in Geheimbünden, Yoga, erwachte Kundalini-Energie beziehungsweise Lebenskraft - oder
  • im Rahmen ihrer Entwicklung, wo sie die Kräfte aus dem Inneren heraus erhalten haben.

Es gehört eine Reife des Bewusstseins dazu, weil im Umgang mit Kräften eine große Verantwortung liegt: Sie haben sehr viel mehr Einfluss auf das Bewusstsein der Schüler und der Welt, wenn es nicht so laufen soll wie im Film "Bruce Allmächtig". Die Verführung, solche Kräfte insgeheim anzuwenden oder öffentlich zu nutzen, um sich zu beweisen, ist groß.

Wenn der Meister nicht rein in Absicht und Herz ist, hat sein Lehren den Beigeschmack von Selbstzweck, der sich auf den Schüler überträgt. Der Meister gerät dann schnell an die Grenze zum Magier - was dann keinerlei Bedeutung für die spirituelle Entwicklung der Menschen hat.

Im Allgemeinen sprechen Meister nicht über ihre Fähigkeiten, eher sickern manchmal Erlebnisse durch als Erzählungen. Ein spiritueller Meister ist Meister wegen dessen, was er verkörpert - keinesfalls aber wegen seiner Fähigkeiten. Er vermeidet Sensation.

Für Lehrer, die ihre Fähigkeiten in den Vordergrund stellen, gibt es den Ausdruck "masters of energie" ("Energie-Meister", manchmal auch "esoterische" Meister).

Meister der Energie entwickeln sich selbst und werden von ihrem Selbst geleitet.

Meister der Wahrheit werden von der Wahrheit gefunden und geleitet.

Tiefe Liebe zur Wahrheit hat eine unwiderstehliche Anziehungskraft auf die Wahrheit.

Wenn man selbst mal solche Fähigkeiten erlebt (wie zum Beispiel Bi-lokation oder Manifestationen), ist das Ziel, dies eher "stille zur Kenntnis zu nehmen", anstatt begeistert den Meister aufs Podest zu heben und in seinem Windschatten zu segeln:

  • es kann das Wissen und die Gewissheit um größere Mächte stärken,
  • es kann Vertrauen und Hingabe stärken,
  • es kann helfen, die Aufregung des Egos zu besänftigen, das lieber nach solchen Fähigkeiten als nach echter Entwicklung des Bewusstseins strebt,
  • es kann bedeuten, dass der Meister die Reife des Schülers testet, ob ihm solche Fähigkeiten anvertraut werden können, oder er ihn lehrt, damit umzugehen.

Es dient auf keinen Fall dazu, sich damit eine besondere Autorität zu verschaffen und Schülern darin eine Verbündung mit dem Besonderen, Mächtigen zu erlauben, wie es leicht im engeren Kreis geschieht.

Letzteres gelingt nicht leicht und ist auch eine Herausforderung für den Meister, der persönlich von solchen Entwicklungen oft nichts mitbekommt (publik gewordenes Beispiel: Baghwan Osho).

Linien und Traditionen

In Indien ist es die Regel, dass Meister spirituellen Linien früherer Meister oder Lehren zugeordnet werden, die sich auch verzweigen können. Mehr zu Lehrern und Meistern, die nach der Advaita-Tradition lehren siehe unter Satsang.

Im Westen sind aber auch spirituelle Lehrer und Meister bekannt, die außerhalb der Advaita-Tradition und ohne ein Lehrer-Verhältnis, sozusagen "eigenständig" erwacht und/oder erleuchtet sind. Zu den in Deutschland bekanntesten spirituellen Lehrer und Meistern zählen zum Beispiel Eckhart Tolle, John de Ruiter und Byron Katie, Bastian Aue - auch Artur von Artur-sein.de ist der Advaita-Tradition nicht direkt zuzuordnen.

Jesu Lehre beruht auf Glauben, Buddhas Lehre beruht auf Handeln.
Beide Lehren sind die Verwirklichung von Liebe, Wissen, Wahrheit, Verständnis und Weisheit.

Biographische Entwicklung

Spirituelle Lehrer und Meister entwickeln sich im Mensch-sein. Sie werden nicht erleuchtet geboren wie Avatare. Bei vielen Lehrern und Meistern gibt es signifikante Momente oder früh ersichtliche ungewöhnliche Orientierungen und Einstellungen. Eine Andersartigkeit der Wahrnehmung und der Welt ist ebenfalls zu finden.

In vielen Biographien tauchen frühe mystische Erlebnisse oder die Erfahrung von Einssein auf.

Meist sind ihre spirituellen Erfahrungen zunächst unbewusst und vergehen wieder, sodass ein unwiderstehlicher Drang entsteht, bewusst wieder dorthin zu gelangen.

In den meisten Biographien liest man von frühem Interesse an Meditation, spirituellen Tätigkeiten und Orientierung an schöpfungsfreundlichen Lebensweisen. Oft (aber nicht immer) ist vegetarische Lebensweise für sie schon als Kind selbstverständlich gewesen, gepaart mit einem großem Unverständnis für das Essen getöteter Tiere.

In Indien und Tibet ist es kein Wunder, wenn sie als Kinder schon schwierige religiöse Schriften leicht lernen. Da die Menschen dort meist spirituell aufgeschlossener sind, erinnern sich viele Eltern von spirituellen Meistern eher an Besonderheiten oder besonderen Fähigkeiten ihrer Kinder, an ungewöhnliche Begebenheiten (wie Regenbogen) zur Geburt oder auch Vorankündigungen im Innern oder unvermittelt von Meistern, den sie begegneten.

Wendepunkte

Es finden sich immer markante Wendepunkte im Leben, häufig im nach-pubertären Alter. Die meisten erwähnen mystische Erfahrungen, die ihnen völlig anderes Weltempfinden vermittelten oder auch bestätigten - Erlebnisse, die dann ihren Lebenssinn und ihr Ziel entscheidend prägten.

Wendepunkte führen zu einer Phase von oft etwa 4-6 Jahren Rückzug, in der sich alles nach innen zieht und verändert. Nicht alle Biographien weisen so eindrückliche, zum Teil spektakuläre Lebensgeschichten auf wie bei den folgenden Beispielen:

  • Bastian Aue war als erfolgreicher Unternehmer und Business-Coach vollkommen in der materiellen Welt zuhause, ohne jegliche Verbindung zu Spiritualität. Er wurde immer energieloser bis zu einer eindringlichen spirituellen Erfahrung, die ihn aufforderte, sein komplettes bisheriges Leben abzuwickeln und durch einen 5-jährigen Prozess der Läuterung führte.
  • Thomas Hübl, deutscher Mystiker und spiritueller Lehrer, brach aufgrund eines starken inneren Rufs sein Medizinstudium ab und zog sich 4 Jahre zurück, bevor er mit einer tiefen Wandlung in die Öffentlichkeit zurückkehrte.
  • Der Kanadier John de Ruiter hatte mit 17 eine tiefgreifende Erfahrung davon, in die Einheit zu fallen. Sie dauerte 1 Jahr an und verließ ihn dann genauso unvermittelt, wie sie gekommen war.
  • Der junge amerikanische Satsang-Lehrer Bentinho Massaro sagt von sich, dass er, seit er sich erinnern konnte, den Sinn für die unendlichen Möglichkeiten hatte; mit 10 kam er in Kontakt mit Meditation, mit 16 praktizierte er eine Weile Telekinese - und beschloss in diesem Alter wegen seiner Frustration durch die Welt, sein Leben der Suche nach der Quellen von Allem zu widmen, der letztendlichen Antwort.
  • Bei Eckhart Tolle löschte im Alter von 29 Jahren eine tiefgreifende Transformation sein Ich-Gefühl aus und führte zu einer grundlegenden Änderung seines Lebens.
  • Byron Katie erlebte im Alter von 44 Jahren in einem Hotelzimmer ihr Erwachen: In ihrem plötzlich völlig verändertem Bewusstseinszustand tauchten die 4 Fragen der späteren "The Work" in ihrem Gewahr-sein auf.
  • Bei Dr. David R. Hawkins - Psychiater, wissenschaftlicher Bewusstseins-Forscher - stellte sich im Alter von 3 Jahren plötzlich ein Bewusstsein von Existenz ein, begleitet von einem vollständigen Verständnis der Bedeutung von "Ich bin". Er berichtet von der Geburt seines persönlichen Selbst, dem Bewusstsein des dualen "ist" und "ist nicht". Der letztendliche Verlust von Ego geschah im Alter von 38: Als er wegen einer tödlich verlaufenden Krankheit seines Todes gewiss war, ergab er sich völlig dem Göttlichen. Trotz der jetzigen Bedeutungslosigkeit aller weltlichen Werten erhielt er seine psychiatrische Praxis aufrecht (und wurde 85 Jahre alt).

Entwicklungsphasen

Spirituelle Lehrer und Meister durchlaufen verschiedene Entwicklungsphasen.

Kapitulation

Alle Lehrer und Meister sind irgendwann an einem Punkt der Aufgabe gekommen, wo sie aufhörten, sich an anderen Lehren und Meistern zu orientieren und sich nur noch auf ihr Inneres verließen. In vielen Biographien finden sich mehrjährige intensive Phasen der Suche, die in totaler Erschöpfung und letztendlichen Hingabe enden:

  • Bastian Aue schrieb, dass er sich oftmals das Leben nehmen wollte, aber keine passende Methode fand. Wenn es unterträglich war und er um Führung bat, antwortete ihm eine Stimme, dass er vertrauen solle - bis er irgendwann feststellte, dass es 'keinen mehr gab'.
  • John de Ruiter: Er verbrachte 5 bis 6 Jahre mit einer verzweifelten, selbst-quälerischen Suche danach, diesen einjährigen Zustand wiederzufinden, von dem er intuitiv wusste, dass er die Wahrheit gewesen war - bis er eines Tages völlig zerrüttet alles aufgab. In diesem Moment der völligen Hingabe fand der Zustand ihn und blieb.
  • Bentinho Massaro: Eine Periode von 6 Jahren intensiver Suche und extremen Tendenzen erschöpfte ihn. Er probierte viele Lehrer und Methoden aus, extrahierte die Essenz daraus und verließ umgehend alles, was ihm nicht mehr diente - bis er desillusioniert und in völliger mentaler Erschöpfung aufgab, Erleuchtung und anderen Zielen nachzujagen, um sich selbst zu vertrauen. Es dauerte nicht lang, bis er eine Bewusstseinsverschiebung erfuhr und den Zustand der Existenz realisierte.

Alles spirituelle Tun mündet in einen Zustand der Verzweiflung, weil wir nie erreichen, was wir ersehnen.
Alle spirituellen Lehren sind Tun; darum gehören sie in das Reich der Mythen.

Satyam Nadeen[2]

Phasen von Dysfunktionalität

Häufig finden sich auch Phasen von Unfähigkeit, das Leben zu bewältigen. Oft hatten die Lehrer und Meister Helfer, oft waren sie dabei auch allein und einsam: So manches Mal wurden sie von Nahestehenden verlassen, weil die Zustände beängstigend waren und die mystische Erfahrungswelt von anderen als psychische Erkrankungen gedeutet wurden. Oder das Erwachen und später die Erleuchtung fanden an den unmöglichsten Orten in unvorhersehbaren Situationen statt.

  • John de Ruiter wurde zwar bewundert für seine außergewöhnlichen Interpretationen und Darlegungen der Bibelinhalte - jedoch auch gefürchtet, sodass er ausgegrenzt wurde. Seine erste Frau erlebte sein Erwachen als untragbare Verantwortungslosigkeit der Familie gegenüber und verließ ihn unter verhöhnenden "Messias"-Presse-Schlagzeilen. Sein inneres Wissen gebot ihm unkonventionelle, zum Teil sehr umstrittene Handlungen (wie die Beziehung zu 2 Frauen mit sich ergänzenden Eigenschaften und Aufgaben) - die Präsenz darin war für Außenstehende nicht spürbar, sodass sein Verhalten überwiegend rational und intellektuell beurteilt wurde.
  • Auch Bentinho Massaro erwähnt in seiner Biographie eine Phase von Dysfunktionalität.
  • Eckhart Tolle beschreibt in seiner Autobiographie, wie er arbeitslos und obdachlos wurde und auf der Straße die Existenz der Wahrheit erlebte und die Entfaltung der Lebenskraft an sich erkannte. Die Wiedereingliederung ins Leben kam auf ihn zu, was er als "vom Leben gegeben" aufnahm.
  • Byron Katie erlebte den Endpunkt einer jahrzehntelangen Abwärtsspirale in Depression, Suchtkrankheit und Selbstmordgedanken mit ihrem Erwachen, sozusagen "abgewrackt" in einem heruntergekommenen Zimmerchen.
  • Satyam Nadeen (Autor von "Vom Sucher zum Finder" und anderen Büchern) berichtet, wie er seine Erleuchtung sorgfältig mit der Errichtung eines Zen-Gartens auf einem 'perfekten' Berg "begünstigt" hatte - dann aber wegen Drogengebrauch ins Gefängnis kam und dort seine Bewusstseins-Verschiebung erlebte. Seine Erkenntnis dazu findest du auf zenartblog.wordpress.com zusammengefasst.
  • Ein Anderer erlebte ein umfassendes Erwachen in einem beinahe tödlichen Überfall im Urlaub - vorher innerlich angekündigt.
  • David R. Hawkins erlebte über seine Jahre hinweg immer wieder, besonders in lebensbedrohlichen Situationen, Zustände von Anwesenheit unendlicher Liebe, Körper- und Zeitlosigkeit und unbeschreiblicher Unendlichkeit. Er erlebte, wie das persönliche Selbst immer wieder zurück schlüpfte in ein größeres unpersönliches Selbst. Dies war begleitet von der Furcht vor Nicht-Existenz und wiederkehrender fundamentaler Angst vor dem Nichts, die sich mit Mitgefühl für diese Furcht und einem Gefühl für die Absurdität des Konzeptes von Tod abwechselte.[3]

In allen Fällen machten die Lehrer deutlich, dass ihr Erwachen völlig unabhängig von "günstigen" Lebensumständen war - sondern eher ein Beispiel war für die sich selbst entfaltende Kraft der Wahrheit in jeglichem Leben.

Mit der Freiheit kommt die Erkenntnis, dass es im Universum keinen Ort gibt - weder in der Kathedrale noch im Bordell -
wo Bewusstsein mehr oder weniger vorhanden ist als anderswo.

Keine Aktivität ist mehr oder weniger spirituell als eine andere,
weil alles Handeln von der Quelle ausgeführt wird.
Es gibt keine Umgebung, die den Geist mehr anzieht oder abstößt,
denn alles ist Geist.

Satyam Nadeen[2]

Mehr zum Thema Erleuchtung kannst du in unserem Advaita, Satsang, Erleuchtung-Artikel nachlesen.

Aufgaben und "Arbeit" spiritueller Meister

Der Schwerpunkt, den die Lehrer setzen, und ihre Art zu lehren sind unterschiedlich. Sie können eine eigene Terminologie haben, die nicht ohne Weiteres übertragbar ist auf gängige Ausdrucksweisen in Advaita oder Religionen (zum Beispiel dem Christlichen).

Eine Aufgabe mancher spirituellen Lehrer und Meister ist es, unsere Denkmuster zu sprengen und Untiefen ans Licht zu heben.

John de Ruiter gibt zum Beispiel in seinen Antworten eine Sichtweise wieder, die aus der Perspektive des verantwortlichen Bewusstseins kommt, also nicht von der persönlichen Erfahrung aus zum höheren Bewusstsein hin, sondern ungewohnt umgekehrt in der Schöpfungsreihenfolge: zuerst Bewusstsein, dann die entstehende Form. In vielerlei Hinsicht deckt er durch diese korrigierte Logik Motive auf, die nicht so unschuldig sind, wie sie aussehen: nämlich ein falsches Bild von sich generieren.

Zum Beispiel sagt er zum Thema Zweifel, dass Zweifeln, Zögern und Skepsis damit zu tun haben, dass man nicht auf das bauen will, was man im Innersten weiß, sondern auf der Basis von Sicherheit für das eigene Selbst.

Noch deutlicher: "Zweifel und Skepsis ist ein Missbrauch von Macht." Mehr dazu auf johnderuiter.com (in engl.).

Wahl des eigenen Meisters

Die Wahl des Lehrers beziehungsweise Meisters beruht meist auf Anziehung bei Kontakt durch Schriften, Fotos, Begegnung oder auch "Fügung" - eine aus dem Innern kommende Reaktion auf den Lehrer, eine Resonanz mit ihm.

Oft wird gesagt, dass man keinen Lehrer bräuchte - manchmal wird auch behauptet, dass jeder schon erleuchtet sei. Dies sind undifferenzierte Aussagen, meist aus einem Zusammenhang gerissen oder von Erwachten getätigt, die ihre Erfahrung falsch interpretieren. Wenn in der Entwicklung die Kundalini-Energie erwacht oder manipuliert wurde, ist es auf jeden Fall ratsam, einen Lehrer zu haben, damit die Entwicklung nicht entgleist und Schaden anrichtet.

Mutter Meera gibt zu der Frage, ob wir Lehrern folgen sollten die Leitlinie:

"Das kommt auf den Guru an. Unter außergewöhnlichen Umständen kann ein Guru notwendig, ja sogar entscheidend wichtig für die spirituelle Entwicklung sein. Im Allgemeinen ist es am besten, direkt zum Höchsten zu beten oder sich Ihm durch eine seiner göttlichen Inkarnationen (Anm. Autorin: Avatar) zu nähern. Das ist nützlicher."

Und:

"Wenn ein menschlicher Guru dir Belehrungen gibt, die dich in deinem Herzen dem Göttlichen näher bringen, so höre zu, sei dankbar und befolge sie. Aber sei dir über die Grenzen jedes menschlichen Gurus im Klaren. Er kann nur die Richtung weisen, er kann dich nicht zum Ziel bringen. Wenn du Gott sehen willst, warum bittest du Ihn nicht direkt?" [4]

In alten Zeiten war es oft sehr schwer, einem Meister zu begegnen. Warum ist es jetzt leichter?

Mutter Meera: Es ist immer noch schwer. Menschen mögen zu mir kommen, aber um zu erkennen, dass ein Avatar ein Avatar ist, sind Jahre wirklichen Strebens und Tapasyas (spiritueller Disziplin) nötig."[5]

Listen spiritueller Lehrer und Meister

Eine lange Liste von spirituellen Lehrern mit Videobeispielen und Texten gibt es auf Jetzt-tv.

Eine andere "Liste erleuchteter Menschen" gibt es auf spiritueller-blog.com.

Wieweit allerdings der zugehörigen Blog "Macken und Irrtümer von Erleuchteten" die spirituelle Entwicklung des Lesers fördert, ist sehr fraglich: meist ruft das Studium solcher Seiteninhalte das fachkundige Ego auf den Plan. Und mit seinem naturgemäßen Interesse an der Aufrechterhaltung seiner Existenz untergräbt das Ego dann alles, was unmittelbare Erfahrung, Gewissheit und Vertrauen zuvor im Herzen geöffnet hat. Es sperrt damit alle realen Einblicke in die Wahrheit in ein Gefängnis von Zweifel und brillanter Beurteilung.

Je interessanter und spektakulärer desto verwirrender und kontraproduktiver ist die Wirkung solcher kritischer Seiten.

Heike Witzel.jpg

Persönlicher Standpunkt von Heike Witzel:


Anmerkung der Autorin: Ich habe bewusst die Worte Lehrer und Meister in den Beispielen des Artikels nicht so "wissenschaftlich" exakt verwendet. Prozesse zu Erwachen und Erleuchtung sind graduell und komplette Wandlung (Erleuchtung) nicht immer endgültig.

Und: "Qualifizierte", "kompetente" Urteile sind schnell nur die Anmaßung eines spirituellen Egos.

Schattenseiten der Meisterschaft

Meister sind auch im Umgang mit destruktiven Mächten und Kräften bewandert. Dies geschieht aber ganz anders, als wir es uns im Allgemeinen vorstellen. Inelia Benz gibt hierzu in ihrem Interview auf YouTube ein eindrucksvolles, aktuelles Beispiel: Sie berichtet, dass sie wusste, dass sie bei der Begegnung damit keinerlei Regung zu Bewertung oder Urteilen in ihrem Bewusstsein erlauben durfte, um nicht selbst überwältigt zu werden.

Ansonsten liest man eher in alten Schriften davon, wie dies eine Aufgabe von jeweiligen inkarnierten Meistern gewesen sei (landläufig bekannt zum Beispiel Jesus - was aber seine lebendige Realität inzwischen völlig verloren hat).

Mehr zum Thema spirituelle Fähigkeiten und Anzeichen von missbräuchlicher Anwendung findest du auch im Artikel Spiritualität mit Tücken und im Artikel Esoterik.

Mehr zu den Tücken der Dualität, in der auch Meister und Lehrer mit ihrem Erwachen und Erleuchtung leben, gibt es im Artikel Polarität in Lichtarbeit, Regenbogenkrieger und "Wahrheit".

Interessantes

Spirituelle Meister müssen nicht lehren und können auch im Verborgenen für andere Zwecke arbeiten: Oberto Airaudi, Begründer der Lebensgemeinschaft Damanhur, war ein erleuchteter Meister, der im Wesentlichen für die Regeneration von Erdlinien arbeitete. Er baute insgeheim eine ganze Tempelanlage in einen Berg. Der tatsächliche Nutzen war unvorstellbar, ebenso die nur einer handvoll Mitgliedern zugänglichen Einrichtungen (wie eine Zeitmaschine). Die Wirkung wurde später empfindlich gestört durch den Zwang von Obrigkeiten, das Ganze der Öffentlichkeit preiszugeben.

David R. Hawkins (oben genannt) hat sich deutlich vom Wahrheitsgehalt etlicher populärer esoterischen Konzepte abgegrenzt - besonders aus dem NewAge-Bereich. Er stellte ein System von Kalibrierungswerten (mit einer Liste) auf, nach denen er den Wahrheitsgehalt testete und maß. Er warnte vor Konzepten, die exotisch-spektakulär sind und bestimmte Personen (wie Indigo-Kinder) oder Dinge herausstellen.

  1. Zitat original englisch: "There’s an entire relationship with energy in words. In transmitting something directly, the timing between the words and the energy is crucial." ~John de Ruiter~
  2. a b Zitate von Satyam Nadeen auf https://zenartblog.wordpress.com/satyam-nadeen/
  3. Eine ausführlichere Beschreibung von David R. Hawkins' erstaunlichen Leben vor und nach der Erleuchtung ist zum Beispiel im Anhang vom Buch "Das All-Sehende Auge"zu finden
  4. Mutter Meera, Antworten Teil 1, S.53
  5. Mutter Meera, Antworten Teil 1

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  • Frühling, Sommer, Herbst, Winter und... Frühling - Mitten in einem See in den Bergen lebt ein Mönch mit seinem Schüler in einem Tempel. Er bringt ihm bei, das Leben zu ehren. Als eine kranke, junge Frau bei den beiden abgegeben wird, verliebt sich der Schüler in das Mädchen und verlässt den Tempel mit ihr Editieren.svg

 

Weblinks

  • de.srichinmoy.org - Antworten auf Fragen rund um Meditation und brennende Fragen unserer Zeit (auch die "was ist..."-Fragen) von Sri Chinmoya (-2007), Meditationslehrer und (verwirklichter) spiritueller Meister Editieren.svg
  • eckharttolle.com - Eckhart Tolles offizielle Website auf Englisch Editieren.svg

Jeder Autor hat seine eigenen Passagen zu diesem Artikel beigesteuert. Deshalb muss nicht jeder Autor alle Passagen des Artikels unterstützen.

Glück ist das Einzige, was sich verdoppelt,
wenn man es teilt.

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