Imposter-Syndrom

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Imposter-Syndrom
Fühlst du dich auch manchmal wie ein Hochstapler, der die eigenen beruflichen Erfolge nicht verdient?

Das Imposter-Syndrom bezeichnet das psychologische Phänomen, wenn der eigene Kopf zum schlimmsten Kritiker wird und du dir deine persönlichen Erfolge absprichst oder kleinredest. Dieser Artikel wird das Syndrom erklären und Möglichkeiten aufzeigen, wie du es dauerhaft und nachhaltig los wirst.

Warst du bei einem Meeting schon einmal unsicher und voller Selbstzweifel? Schleicht sich ein kleiner roter "Betrüger"-Alarm ein, während du deine Meinung äußerst? Fragst du dich manchmal: „Was, wenn alle merken, dass ich keine Ahnung habe?“ Das können Anzeichen für das Imposter-Syndrom sein.

Was ist das Imposter-Syndrom?

Das Imposter-Syndrom (oder Hochstaplersyndrom, da Imposter das englische Wort für 'Hochstapler' ist) beschreibt das Gefühl, dass man seine Erfolge nicht wirklich verdient hat. Das Syndrom betrifft gleichermaßen Männer und Frauen. Betroffene ordnen ihre Erfolge nicht ihren Fähigkeiten und Kompetenzen zu, sondern Glück oder Zufall, was zu ständigen Selbstzweifeln und im schlimmsten Fall zu Burnout oder Depressionen führen kann.[1]

Die meisten Menschen sind mehr oder weniger stark davon betroffen, egal ob Professor*in, CEO eines Start-ups oder Eltern – die Selbstzweifel nagen an dir wie der Wurm im Apfel. Die Folgen können dramatisch sein. Die Auswirkungen können bei den Geschlechtern unterschiedlich sein, zum Beispiel trauen Frauen sich oft weniger zu, erhalten dadurch weniger Chancen im Job, verdienen weniger und machen seltener Karriere. Männer neigen öfter zur Überkompensation und zur Selbstüberschätzung. Depression, Burnout, Konflikte und Streit mit der Familie, Kontaktabbrüche sind nicht selten.

Fast jeder von uns hat diese Gedanken, egal wie erfolgreich oder talentiert wir sind. Eine Umfrage unter gut verdienenden Menschen hat ergeben, dass mehr als 70 % der Befragten über Imposter-Gefühle geklagt haben. Sogar berühmte Persönlichkeiten wie Tom Hanks oder Michelle Obama leiden unter dem Gefühl, nicht gut genug zu sein.[2]

Wie erkennst du das Imposter-Syndrom bei dir?

Die folgenden Fragen gelten für “Ich bin nicht gut genug”: Stellst du dir solche und ähnliche Fragen?

  1. Bin ich wirklich gut genug für diese Aufgabe/Rolle?
  2. Was, wenn meine Leistung nicht ausreicht und andere es merken?
  3. Wie kann ich sicherstellen, dass ich nicht entlarvt werde?
  4. Bin ich nur hier, weil ich Glück hatte oder jemand anders mich begünstigt hat?
  5. Wann wird jemand merken, dass ich eigentlich keine Ahnung habe, was ich tue?
  6. Wie kann ich mein Wissen und meine Fähigkeiten kontinuierlich verbessern, um meine Unsicherheiten zu überwinden? Ich brauche noch diese und jene Ausbildung.
  7. Was, wenn ich einen Fehler mache und damit beweise, dass ich nichts kann?
  8. Wer bin ich, um andere anzuführen oder zu unterrichten?
  9. Warum habe ich das Gefühl, dass ich nicht genug tue, obwohl ich hart arbeite?

Es ist wichtig zu beachten, dass diese Fragen von Person zu Person variieren, da jeder das Imposter-Syndrom auf seine eigene Weise erlebt. Die Liste ist nicht vollständig. Mehr dazu findest du in dieser US-amerikanischen Studie aus dem Jahr 2020[3].

Die sieben Formen des Imposter-Syndroms

Es gibt sieben Formen des Imposter-Syndroms. Man kann diese Ausprägungen des Imposter-Syndroms an unterschiedlichen Ergebnissen im Leben erkennen, die du auf der Website von Martina Brandes nachlesen kannst.

  1. Ich bin nicht gut genug.
  2. Ich bin nicht liebenswert, etwas nicht wert, wertlos.
  3. Ich bin nicht wichtig, unwichtig.
  4. Ich bin machtlos, ohnmächtig.
  5. Ich bin anders, besser, besonders, etwas Besonderes.
  6. Ich bin zu klein, zu dumm, zu doof, zu schwach.
  7. Ich bin schlecht, falsch, böse.

Tipps und Tricks, wie du damit umgehen kannst

Hier ein paar Tipps, wie du mit dem Syndrom umgehen kannst:

  • Erstelle eine Liste deiner Erfolge.
  • Rede darüber.
  • Sei gnädig zu dir selbst.

Leider hilft das auf Dauer nicht, denn es ist reine Symptombekämpfung. Die Ursache bleibt weiterhin bestehen. Wieso ist das so?

Wir sind oft Jahrzehnte auf unsere Denk- und Verhaltensweisen neuronal vernetzt. Jede Wiederholung einer Aktivität, jedes Lernen bedeutet die Bildung neuer neuronaler Verknüpfungen. Hier kommt die Kompetenzstufenentwicklung ins Spiel, die Noel Burch, ein Angestellter der Kommunikationsorganisation Gordon Training International, in den 1970er Jahren entwickelt hat[4]:

  1. Ich weiß nicht, dass ich nicht weiß. (unbewusste Inkompetenz)
  2. Ich weiß, dass ich nicht weiß. (bewusste Inkompetenz)
  3. Ich weiß, dass ich weiß. (bewusste Kompetenz)
  4. Ich weiß nicht, dass ich weiß. (unbewusste Kompetenz)

Demnach durchlaufen Menschen für jede neue Fähigkeit, die sie erlernen, diese vier Stufen. Im Folgenden wird das Kompetenzstufenmodell an einem Beispiel erklärt: Jede*r, der/die Auto fahren kann, hat die vier Stufen durchlaufen.

  1. Zuerst ist man überfordert mit Gas, Kupplung, Bremsen, Lenken und auch noch auf den Verkehr achten.
  2. Dann begeht man Fehler im Straßenverkehr, weil die Bewegungsabläufe der Fahrzeugsteuerung noch nicht gewohnt sind.
  3. Schließlich ist man in der Lage, ein Auto unter höchster Konzentration fehlerfrei zu fahren.
  4. Ein paar Jahre später hört man Hörbuch nebenher, telefoniert und plötzlich ist man am Ziel angekommen und kann sich nicht an die gefahrene Strecke erinnern. Die neuronalen Vernetzungen im Gehirn für das Autofahren übernehmen sämtliche Handlungen. Das Gehirn arbeitet ökonomisch, denn es ist auf Überleben und Energiesparen eingestellt.

So sind wir auch neuronal auf unsere Schlussfolgerungen und Überzeugungen, die der Verstand als Identitäten über uns bildet, vernetzt. Eine Liste der eignen Erfolge zu erstellen, kommt gegen die jahrzehntelange Vernetzung des Gehirns nicht an. Daher funktionieren Tipps und Tricks nicht nachhaltig.

Was kann ich also langfristig tun?

“Das geht ja nicht! Das kann gar nicht sein! Das kann man nicht loswerden. Wenn man das einmal hat, dann muss man damit umgehen lernen.” So etwas und Ähnliches hört und liest man immer wieder, wenn es um das Imposter-Syndrom geht. Dabei übersehen alle, dass sie so nicht auf die Welt gekommen sind. Sie haben sich das ich-bin-nicht-gut-genug Denken als Identität zugelegt, um sich eine unerwartete Situation als Kind erklärbar zu machen.

Hier eine kleine Geschichte als Beispiel:

“Der Sechstklässer ist nicht besonders gut in Mathe. Jetzt hat er aber eine 1 in der Mathearbeit geschrieben und ist außer sich vor Freude. Er läuft begeistert nach Hause und ruft “Mama, Mama, ich hab eine Eins in Mathe geschrieben”. Und die Mutter sagt: "Ja, ok, bring erst einmal den Müll herunter.”

Was passiert jetzt im Denken des Jungen? Zum Beispiel: "Was? Eine Eins reicht immer noch nicht (= ich bin nicht gut genug), um die Anerkennung meiner Mutter zu bekommen? Was soll ich denn noch tun?"

Das denkt er nicht bewusst. Bei ihm macht sich lediglich Enttäuschung breit, denn die Gedanken denkt er in Nanosekunden und bekommt das nicht einmal mit. Was er jedoch mitbekommt, ist das Gefühl von Trauer und/oder Ärger. Und in dem Moment beginnt das “ich bin nicht gut genug Denken” und dann steigen wir in das Hamsterrad der Leistung ein, um zu beweisen, dass wir doch gut genug sind. Der Gedanke und das Gefühl sind bereits auf der “mental-emotionalen Festplatte” abgespeichert und laufen nun als Programm im Hintergrund. Sie bestimmen nicht oder nur halb bewusst unser weiteres Denken in Form von Selbstzweifeln, Fühlen und Handeln. Perfektionismus und viel und hart arbeiten sind davon ein Ausdruck mit all den unerwünschten Folgen, die das haben kann.

Da wir immer wieder so denken, glauben wir, der Gedanke gehört zu uns, er wäre eine Wahrheit über uns. Wir haben uns darauf neuronal vernetzt. Natürlich bestätigen uns unsere Gefühle und Ergebnisse, dass das auch stimmt. So glauben wir. Die Ursache ist aber der Gedanke, von dem wir absolut überzeugt sind, ja, wir haben uns mit ihm identifiziert.

Diesen Gedanken kann man lösen oder, um im Bild zu bleiben, von der mental-emotionalen Festplatte deinstallieren, wenn man die ursprüngliche Situation findet, contextuell® untersucht und die Gedanken darüber verwandelt. Es ändert nichts an den Fakten, die einmal stattgefunden haben, jedoch unsere Sichtweise darüber ändert sich vollständig.

Um das Imposter-Syndrom nachhaltig loszuwerden, reicht manchmal schon ein Gespräch mit einem zertifizierten Coach. Es gibt im Contextuellen® Coaching circa 150 Unterscheidungen für Bewusstseinswandel. Für das Imposter-Syndrom werden gerade einmal drei davon benötigt. Eine davon ist der Sokratische Dialog. Mit diesen sogenannten Unterscheidungen lassen sich alle dysfunktionalen Standpunkte auflösen. Funktional bedeutet, es funktioniert für ein glückliches, erfülltes und erfolgreiches Leben. Hinter nicht glücklich, erfüllt und erfolgreich sein, liegen verdeckte, also nicht bewusste Absichten, die glücklich, erfüllt und erfolgreich sein verhindern und die bewusst gemacht werden können. Wenn sie bewusst sind, geben Menschen diese gerne auf.


Über die Autorin des Artikels:

Martina Brandes ist seit 2012 zertifizierter Contextueller® Coach und Businesscoach. Sie liebt es, den Menschen ihre Selbstzweifel zu nehmen.

Martina ist glücklich verheiratet, hat einen Hund und einen Kater und lebt seit 2023 unter der kroatischen Sonne. Sie konnte dank ihres Imposter-Syndroms Mengen an Zertifikaten sammeln, 10 Berufe, mehrere Ausbildungen und ein Philosophiestudium abschließen. Bis sie selbst zum Coaching kam und in ihrem Leben gründlich aufgeräumt hat. Danach hat sie ihre Beweiseritis aufgegeben und chillt sich seither mit guten Ergebnissen und hoher Lebensqualität durchs Leben. Dadurch sind Coachingtermine auch kurzfristig möglich.

Auf Martinas Website kannst du dir zwei kostenfreie Webinare ansehen:

  1. Konflikte mal ganz anders lösen
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Aktiv sein

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Alles Wissen ist schön und gut. Doch um dein Leben wirklich zu verbessern, musst du schlussendlich aktiv werden.

Deshalb erhältst du im Abschnitt „Aktiv sein“ wertvolle Tipps, wie du zum Thema „Imposter-Syndrom“ in die Umsetzung kommst - sei es mit Online-Kursen, Online-Kongressen, Coaches oder Büchern.

Also, such dir das passende Medium raus und dann rein in die Praxis!

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