Sokrates einer der Urväter der griechischen Philosophie lebte ca. 500 vor Christus. Sein Lebenswerk, seine Herangehensweise an das menschliche Dasein sind gerade im heutigen Zeitbezug aktueller denn je. Ich zeige dir, was wir von ihm lernen können.

Sokrates, der Wahrheitsliebende

Sokrates strebte stets danach den Menschen durch gewisse Fragetechniken und die Art und Weise eines Dialoges zu mehr Selbsterkenntnis zu führen. Sokrates war ein Wahrheitsliebender, der Zeit seines Lebens damit verbrachte den Menschen das „Gute“ nahezubringen.

Aber was ist das „Gute“? Heute würde man es wahrscheinlich die Moral nennen.

Die Moral und damit verbunden das Erkennen von überpersönlichen Zielen als das höchste Gut, welches es gilt in seinem Dasein zu entwickeln, begleitete Sokrates stets. Damals wie heute stehen wir hier immer noch recht am Anfang.

Aber warum will ich gerade heute den Fokus auf Sokrates und sein Wirken legen? Und vor allem was hat Sokrates mit den in der Überschrift beschriebenen undurchsichtigen Medien zu tun?

Wie gesagt, er war ein Wahrheitsliebender und versuchte das Streben nach Wahrheit und Selbsterkenntnis in die Bevölkerung sickern zu lassen.  Ein Vermächtnis sind die Siebe des Sokrates.

Die Siebe des Sokrates sind gerade im Bezug zwischenmenschlicher Kommunikation  der wahrscheinlich unterschätzteste und meines Erachtens nach höchste Moralfilter der Menschheitsgeschichte.

Der Legende nach trat ein Schüler an Sokrates heran und wollte ihm, seinem Meister, etwas berichten. Sokrates gebot Einhalt und forderte seinen Schüler auf, die Nachricht erst durch die 3 Siebe laufen zu lassen, ehe er sie Preis gab. Der Schüler erkundigte sich nach den Sieben.

Das Sieb der Wahrheit

Das erste Sieb ist das Sieb der Wahrheit. Jegliche Nachricht, die man weitergeben möchte, sollte davor zwingend auf ihren Wahrheitsgehalt überprüft werden. Nachdem dies nicht immer klar herausgefunden werden kann, gibt es weitere Siebe, welche zur Prüfung herangezogen werden sollten.

Das Sieb der Güte

Das zweite Sieb ist das Sieb der Güte und du sollst dich hier selbst fragen: Ist es gütig für den Anderen, dass er diese Nachricht jetzt erfährt?

Das Sieb der Güte beinhaltet demnach überpersönliche Aspekte und führt zwingend zur Empathie. Derjenige, der die Nachricht weitergeben möchte, sollte sich somit damit auseinandersetzen, ob es denn für die andere Person gütig oder wohlwollend ist, was er zu sagen hat. Und genau hier bei der Empathie, beim Überpersönlichen wird es still und wir stellen unsere persönlichen Ziele, Emotionen und Befindlichkeiten zumindest für einen Moment hinten an und wenden uns bewusst dem anderen zu. Hier wirkt nur Mitgefühl und Liebe für den anderen, seine Situation und das große Ganze.

Die Frage der Güte ist der Schlüssel zu mehr Menschlichkeit, zu mehr miteinander, zu mehr Empathie und einfach zu mehr Liebe. Durch ein so einfaches Sieb eine so große unschätzbare Wirkung zu erzielen, macht mich nur unheimlich ehrfurchtsvoll, ob dieser großen Seele.

Und somit sind wir schon beim aktuellen Zeitbezug und beim 3. Sieb angekommen.

Das Sieb der Notwendigkeit

Das Sieb der Notwendigkeit stellt die Frage: Ist es für die andere Person notwendig, dass sie die Nachricht erfährt?

Und auch hier geht es weiter mit den überpersönlichen Zielen. Ich frage mich, ob es für die andere Person jetzt förderlich ist, dass ich ihr meine Nachricht mitteile. Hier kommt nun neben dem Aspekt der Liebe noch die Hoffnung dazu. Mit Hoffnung als Tugend meine ich hier konkret den Wunsch nach Ent-wickelung, nach Entfaltung. Ich mich frage mich, ob meine Nachricht in einem positiven Sinne den anderen zur mehr Ent-wickelung verhilft. Und zwar Ent-wickelung im doppelten Sinne: Ent-wickelung der einzelnen Person, um der Menschheit willen. Wie wunderbar, wie großartig.

Dabei geht es hier nie um grenzüberschreitenden Übergriffigkeit, wie wir sie heutzutage allzu häufig in Konversationen bzw. Kommunikation erfahren. Jemand möchte uns seine Meinung aufdrängen und überzeugen. Es geht hier genau um das Gegenteil. Es geht hier um Herzoffenheit, um Milde, um Mitgefühl für die andere Person, um eine Läuterung des Egos, um Weitsicht, um Weltenfortschritt und Evolution.

Die Siebe des Sokrates im heutigen Zeitbezug

2500 Jahre später befinden wir uns nun in einem Zeitalter, in welchen wir so dermaßen reizüberflutet sind, dass wir uns kaum noch abgrenzen können von Nachrichten, Informationen usw. Unentwegt prasseln über diverse Kanäle Informationen auf uns ein, die wir mittlerweile kaum noch gefiltert bekommen. Und gerade jetzt, in dieser Zeit, mit der Spaltung durch Corona, mit der Rückkehr zum Verpfeifen der Nachbarn, mit dem vermeintlichen Gutmenschentum bekommen die Siebe des Sokrates eine Brisanz wie nie.

Die Siebe des Sokrates sind nämlich in ihrer Genialität noch größer und richten sich somit nicht nur an den Sender, sondern auch an den Empfänger und appellieren gerade in der heutigen Zeit an unsere Eigenverantwortung. An eine Eigenverantwortung, die an ein moralisches Denken gekoppelt ist. An ein Denken, welches ich selbst durch mich einleiten darf, welches nicht vorgekaut ist.

Indem ich die Fragen umkehre und mich als Empfänger frage, ob die Nachricht wahr ist, ob sie gütig für mich ist und ob sie wichtig für mich ist, kann ich für mich mein Informationschaos filtern und die Fragen, die ich mit „nein“ beantworte, gleich wieder loslassen. Ich steige somit gar nicht erst ein in das Drama von: „hast Du schon gehört“…. Wenn 2 von 3 Fragen nicht mit ja beantwortet werden können, lasse ich die Information gar nicht erst weiterlaufen, sondern entlasse sie umgehend. Dies gilt für den Empfänger.

Als Sender sollten 2 von 3 Fragen zutreffen. Bei 2 von 3 Fragen ist somit immer die überpersönliche Ebene gewährleistet. Und die überpersönliche Ebene wirkt immer stärker als die persönliche, weil sie frei von Ego, frei von Begierden, Leidenschaften und Egoismus ist und die Gesamtheit miteinbezieht.

So werde ich immun gegen Nachrichten, die keinen Zweck verfolgen oder den falschen Zweck. Ich stärke in mir ein Organ zur Wahrheitsfindung und zum eigenständigen Denken. Ich stärke mein Selbst und meine Ich-Kraft. In Zeiten des Einheitsbreis, Autoritätsglaube und dem Gegenteil von Authentizität ein wahrer Segen, für sich selbst und für andere.

Die drei wichtigsten Tugenden

Aber zurück zu Sokrates und der Moral. In den Sieben des Sokrates wirken die 3 wichtigsten Tugenden für Menschheitsentwicklung in einer Verschlüsselung, die ebenso einfach wie genial ist. Diese Tugenden sind: Glaube, Liebe, Hoffnung.

Glaube, Liebe, Hoffnung als Tugenden sind nicht leere Worte, sondern dahinter verbergen sich wahre spürbare Kräfte, welche uns wesenhaft begleiten, wenn wir uns ihnen in der richtigen Gesinnung zuwenden.

Glaube steht für unseren Wahrheitssinn, für das Ewige, für den Geist, der uns geschaffen hat, für das wo wir herkommen und wieder hingehen.

Liebe steht für uns Menschen, für das Hier im Miteinander. Für das Jetzt im Untereinander, welches wir entwickeln und zum Blühen bringen dürfen. Jetzt während wir hier leben, physisch inkarniert.

Hoffnung steht für den Fortschritt, für die Entfaltung und die Ent-wickelung, die wir Menschen (hoffentlich) bis im Physischen mitgehen, damit wir unseren Beitrag zur Evolution leisten, für die Zukunft.

Das bedeutet für uns:

Lasst uns bewusst unserer eigenen Kommunikation hinwenden. Spielerisch, nicht angestrengt und weich mit uns. 

Lasst uns mehr Eigenverantwortung entwickeln.

Lasst uns so Minischritte Richtung Moral und Wahrheit gehen.

Lasst uns so mehr Mitgefühl entwickeln für unsere Mitmenschen und uns selbst.

Lasst uns ein positives Zeichen setzen für die Zukunft. Eine Zukunft, die wir täglich selbst mitbestimmen, durch unser Denken, Fühlen und Tun im jetzt.