Etwa 60% der zwischenmenschlichen Kommunikation findet auf nonverbale Art und Weise statt. Ohne die körperlichen Signale unseres Gegenübers fällt es uns meist schwer, die Botschaft dessen Nachricht richtig zu deuten.

Da wir heute durch Messenger-Dienste nahezu pausenlos im schriftlichen Austausch mit Freunden, Bekannten und Verwandten stehen, kommt es somit häufig zu Missverständnissen und Ungereimtheiten. Allerdings nicht nur dort. Auch in der verbalen Kommunikation in Angesicht unseres Gegenübers drücken wir uns häufig unklar aus oder nehmen die Aussage des Gesprächspartners falsch wahr.

In diesem Beitrag möchte ich dir aufzeigen, wie zwischenmenschliche Kommunikation auf Augenhöhe sowohl verbal als auch nonverbal gelingt. Darüber hinaus verrate ich dir, wie du im Hinblick auf die Psyche deines Gegenübers Sympathien gewinnen und herausfinden kannst, ob die Person sich zu dir hingezogen fühlt.

Eine Definition von „Augenhöhe“

Augenhöhe meint in dem Fall nicht die körperliche Größe beider Gesprächspartner. Kommunikation auf Augenhöhe bedeutet schlichtweg, das Gespräch und den Gesprächspartner ernst zu nehmen, ihn zu respektieren und sich dessen Position zu Gute zu führen. Auf Augenhöhe zu kommunizieren bedeutet auch, das Gegenüber ganz einfach so zu akzeptieren, wie es ist.

Es ist alles andere als leicht, Konversationen auf gleichem Niveau zu führen. Nur in den seltensten Fällen weisen beide Partner denselben Intellekt auf. Die Kunst liegt daran, sich an den Gesprächspartner anzupassen und eine gemeinsame Kommunikationsbasis zu finden.

Der Ursprung nonverbaler Kommunikation

Schon bevor Menschen sich verbal verständigen konnten, kommunizierten sie durch ihre Körpersprache. Bereits in der Steinzeit machte man seine Kameraden mithilfe von nonverbalen Signalen auf den potenziellen Angriff eines Säbelzahntigers aufmerksam oder wies ihn zu einem überlebenswichtigen Wasserloch. Beinahe alle Signale, die unser Körper aussendet, lassen sich auf den Überlebenssinn der ersten Menschen zurückführen.

Im Falle eines Angriffs durch einen Feind, sei es ein wildes Tier oder ein kannibalistischer Kamerad, zeigte das limbische Gehirn drei Reaktionsweisen:

  1. Flucht
  2. Schockstarre
  3. Kampf

Noch heute lassen sich viele unserer Verhaltensweisen auf die Ursprünge zurückführen.

Nehmen wir zum Beispiel an, dass eine Tochter von ihrem Vater misshandelt wird. So wird man in der Anwesenheit des Vaters feststellen, dass die Tochter in eine Art Schockstarre verfällt und sich so wenig wie nur möglich bewegt. Damit will sie so wenig Aufsehen wie möglich erregen. Früher stellte man sich tot, um für die Tiere uninteressant oder von ihnen nicht mehr wahrgenommen zu werden.

Ein weiteres Beispiel für die Reaktion des Kampfes ist der breitbeinige Stand, den wir einnehmen, sobald sich eine verfeindete Person nähert. Gekreuzte Beine sieht man häufig bei Frauen. Dies ist ein Zeichen dafür, dass sie sich in ihrer Umgebung sehr wohl fühlen. Tritt jedoch plötzlich jemand in Erscheinung, gegenüber dem eine Frau negative Emotionen verspürt, so wird sie tunlichst ihren Stand verändern und eine breitbeinige Position einnehmen. Dieser sichere Stand bereitet die Person auf einen potenziellen Angriff vor.

Dies bedeutet für dich, dass jemand Sympathien gegenüber dir empfindet und sich wohl fühlt, sobald die Person sich in einen unsicheren Stand begibt.

Nonverbale Kommunikation auf Augenhöhe

Um die eigene Körpersprache richtig einzusetzen und so auf Augenhöhe zu kommunizieren, sollten einige Regeln befolgt werden. Im Folgenden möchte ich dir diese Regeln einmal vorstellen:

1. Den territorialen Imperativ beachten

Jeder Mensch hat sein individuelles Territorium, in das nur wenige gut bekannte Menschen eindringen dürfen. Diese Individualdistanz sollten wir tunlichst einhalten, damit wir bei unserem Gegenüber nicht auf Unbehagen stoßen. Um die gewünschte Distanz unseres Gegenübers herauszufinden, können wir uns eines einfachen Versuchs Gebrauch machen.

Gehe einen Schritt rückwärts, nachdem du dich bei jemandem vorgestellt und der Person möglicherweise die Hand geschüttelt hast. Beachte dabei, wie die Person reagiert. Bleibt sie stehen, so ist sie mit der Distanz einverstanden. Kommt die Person wieder einen Schritt auf dich zu, so scheinst du ihr Gegenüber einen sympathischen Eindruck zu machen. Geht die Person jedoch ebenfalls noch einen Schritt zurück, solltest du dir möglicherweise Gedanken machen.

Beachte jedoch bei all den Deutungen der Körpersignale immer den Kontext. In der Zeit der Corona-Krise hat der Abstand, den andere zu dir halten, selbstverständlich keine persönlichen Gründe.

2. Keine dominanten Gesten ausführen

Der sogenannte Cobra-Effekt ist ein sehr einleuchtendes Beispiel für Gesten, die Dominanz ausdrücken sollen. Sobald ein Feind in der Nähe einer Cobra auftaucht, richtet sie sich auf und zeigt ihr Nackenschild. Dies soll den Gegner einschüchtern und die Oberhand der Cobra ausdrücken. Ein ähnliches Verhalten lässt sich bei Vorgesetzten in einer Besprechung beobachten. Die ranghöchste Person wird am ehesten dazu neigen, ihre Hände hinter dem Kopf zu verschränken. Dies sieht dem Verhalten der Cobra sehr ähnlich und gilt als dominante Geste.

Dominante Geste, die du unterlassen solltest, sind zum Beispiel ausgestreckte Zeigefinger.

3. Soziale Harmonie fördern

Man spricht von sozialer Harmonie, wenn sich beide Gesprächspartner sowohl verbal als auch nonverbal sehr gut verstehen. Ein Zeichen nonverbaler Kommunikation ist das Spiegeln unseres Gegenübers. Um herauszufinden, ob eine Person Sympathien gegenüber dir empfindet, kannst du einen kleinen Test durchführen. Dieser funktioniert folgendermaßen:

Wenn du der anderen Person gegenüber am Tisch sitzt, dann lehne dich hin und wieder mal ganz bewusst nach vorne oder nach hinten. Spiegelt dein Gegenüber dein Verhalten, so kann dies ein Indiz dafür sein, dass ihr gut miteinander harmoniert. Bitte beachte auch hier immer den Kontext.

Um selbst die soziale Harmonie zu fördern, empfiehlt es sich, selbst hier und da das Verhalten deines Gegenübers nachzuahmen. Achte dabei jedoch darauf, dass dies natürlich wirkt. Die andere Person soll sich nicht nachgeäfft fühlen.

4. Hände zeigen

Die Hände eines anderen Menschen werden durch unser limbisches Gehirn immer besonders unter die Lupe genommen. Schon früher waren es die Hände unserer feindseligen Mitmenschen, wo Gefahrenpotenziale lauerten.

Indem wir unserem Gesprächspartner unsere Hände und insbesondere die Handflächen offenbaren, nehmen wir ihm die unterbewusste Skepsis und wirken gleich sympathischer.

5. Gesten vermeiden, die Langeweile ausdrücken

Sobald uns langweilig ist, fangen wir häufig damit an, bestimmte Gesten auszuführen. Gleichzeitig senden wir hier jedoch Signale an unser Gegenüber und vermitteln der Person, dass sie uns langweilt. Versuche deshalb gezielt auf solche Gesten zu verzichten. Hier einige Beispiele dafür:

  • Auf die Uhr schauen
  • Mit den Fingern herumspielen
  • Mit den Füßen tippeln
  • Kopf auf Händen abstützen
  • Offenes Gähnen

Fazit

An dieser Stelle möchte ich abermals erwähnen, dass all die nonverbalen Signale, die wir wahrzunehmen vermögen, immer im Kontext betrachtet werden müssen. Versuche also nicht aus jedem noch so kleinen Wimpernzucken eine tiefere Bedeutung zuzuweisen.

Darüber hinaus möchte ich dir mitgeben, dass du es niemals übertreiben solltest. Denn wird deinem Gegenüber bewusst, dass du die Person beispielsweise spiegelst, dann wird sie sich nachgeäfft fühlen und verärgert sein.

Beachtest du jedoch die Regeln, so wirst du schnell sowohl Sympathien als auch Menschen für dich gewinnen.

Quelle: „Menschen lesen“* von Joe Navarro