Der 2014 verstorbene Psychotherapeut und Autor Nathaniel Branden legt in seinem Buch „How to raise your self-esteem – the proven action-oriented approach to greater self-respect and self-confidence” (zu Deutsch: Wie Du Dein Selbstwertgefühl erhöhst – der bewährte, praktische Ansatz für mehr Selbstrespekt und Selbstbewusstsein) unterschiedliche Konzepte vor, die für mehr Selbstwertgefühl sorgen können.

Der Grund, warum ich genau dieses Buch für eine Buchzusammenfassung ausgewählt habe, liegt bereits im Titel. Hätten wir nicht alle gerne oftmals etwas mehr von diesem „Stoff“, den die Glücklichen und Erfolgreichen scheinbar im Übermaß haben? Wer von uns sucht nicht immer wieder einmal nach dieser Extra-Portion Selbstvertrauen, die viel zu gerne abhanden kommt, egal, wie sehr wir uns nach außen hin „aufblasen“?

Das SELBST wertschätzen – Anders als gedacht

Wenn die meisten von uns an einen Menschen mit einem – vermeintlich – hohen Selbstwertgefühl denken, denken wir häufig an den erfolgreichen, lauten Managertypen, der genau weiß, was er will und das auch entsprechend durchsetzt – komme was wolle. Jemand der zeigt, dass er überlegen ist, seine Gefühle stets unter Kontrolle hat und dessen Bankkonto und Karriere zeitgleich in die Höhe schnellen. Doch ist das wirklich so? Was bedeutet Selbstwertgefühl wirklich? Branden geht dieser spannenden Frage in seinem Buch auf den Grund.

Das innere Kind – Der Schlüssel zur Selbsterkenntnis

Wie Branden in „How to Raise your Self-Esteem“* immer wieder unterstreicht, ist der „schöne Schein“ selten mit echtem Selbstwertgefühl gleichzusetzen. Er behauptet, dass Menschen, die die Maske der potentiellen „Perfektion“ tragen, darunter nicht selten ein leidendes inneres Kind verbergen, das sich im Privatleben zeigt und beispielsweise aus dem erfolgreichen Manager einen verbitterten kleinen Jungen macht, der eine Beziehung nach der anderen „in den Sand setzt“ und unter schlimmen Selbstvorwürfen leidet.

Der Schlüssel zur glücklichen Gegenwart liegt in der Vergangenheit

Auch, wenn wir dem Kindheitsalter längt entwachsen sind, ist das innere Kind unser stetiger Begleiter, der immer in uns weiterleben wird. Häufig hat dieses viele Verletzungen erlitten, die dafür sorgen, dass wir immer wieder in ungesunde Muster verfallen, unseren Eltern oder auch Partnern nicht vergeben können und Dinge auf andere Menschen übertragen, die am allermeisten mit uns selbst zu tun haben. Wie der Autor und Psychotherapeut in seinen Praxisbeispielen immer wieder zeigt, müssen es nicht immer die schlimmsten Misshandlungen sein, die das kindliche Ich verletzen. Auch kleinere Vorkommnisse, die jedoch aus Kindersicht gravierende Ereignisse sein können, können Schäden hinterlassen, die sich erst Jahre später zeigen.

Branden zeigt hierzu Beispiele aus seiner Arbeit mit seinen eigenen Patienten und stellt deren Ausgangssituation, die Zusammenarbeit mit ihm als Therapeuten sowie die Ergebnisse der therapeutischen Arbeit dar. Der Leser merkt instinktiv, dass der Autor ein großes Verständnis für Menschen und ihre zumeist komplexen Probleme hat, es jedoch trotzdem schafft, die nötige Distanz zu wahren. Nicht umsonst galt der bereits verstorbene Nathaniel Branden als einer der besten Psychotherapeuten unserer Zeit.

Eine berechtigte Hoffnung – Die Heilung des inneren Kindes

Glücklicherweise gibt es einen Weg aus dem Dunkel – die Lösung liegt darin, das innere Kind zu heilen. Dies ist immer möglich – ganz egal, ob man nun 18, 28 oder 68 ist. Von dieser These war Branden überzeugt. In „How to raise your self-esteem“ bietet er seinen Lesern praktische Übungen an, die Schritt für Schritt dafür sorgen sollen, dass das kindliche Ich wieder vollkommen in die Psyche integriert und somit zu einem gesunden Teil des erwachsenen Selbst wird.

Interessant finde ich persönlich den Aspekt, dass Nathaniel Branden nicht nur – wie die meisten Psychologen – auf das innere Kind aufmerksam macht, sondern betont, dass es diverse „Ich-Variationen“ in jedem von uns gibt – da gibt es zum einen das rebellische „Teenager-Ich“, das männliche Ich sowie den weiblichen Gegenpart. Es geht dem Autor stets darum, dass eine gesunde Persönlichkeit nur dann bestehen kann, wenn alle Teile wirklich integriert sind und akzeptiert werden. Nur dann kann es zu einer psychischen Balance kommen, bei der jeder Anteil seine Daseinsberechtigung hat.

Fazit: Ein Praxisbuch für alle, die WIRKLICH an sich arbeiten wollen

Zugegeben, das innere Kind heilen zu wollen ist keine einfache Aufgabe, denn schließlich liegen die größten seelischen Wunden und die Ursache für viele Probleme, die im späteren Leben auftreten, in der Kindheit. Die Arbeit mit Brandens Prinzipien erfordert eine grundlegende und schonungslose Ehrlichkeit zu sich selbst, die auch bedeutet, sich schmerzhaften Erinnerungen zu stellen und eine große Empathie für sich selbst zu entdecken.

Trotzdem ist „How to raise your self-esteem“ kein Buch, das zum kollektiven Selbstmitleid aufruft: Vielmehr geht es dem Autor darum, seine Leser dazu zu inspirieren, sich selbst besser kennen zu lernen und die Wurzeln der eigenen Beweggründe besser zu verstehen. Branden arbeitet hier mit psychologische Archetypen, gibt dem Ganzen jedoch durch die sehr praxisorientierten und für die damalige Zeit (1980er Jahre) einzigartigen Selbstreflexionsübungen einen individuellen Schliff. Dieses Buch eignet sich für alle, die wirklich an sich arbeiten möchten und den langen Blick in den Spiegel nicht scheuen.

Das Buch ist auf Amazon erhältlich*.

Die Fakten zum Buch im Überblick
Titel: How to raise your self-esteem – a proven action-oriented approach to greater self-respect and self-confience
Verlag: Bantam Books
Autor: Nathaniel Branden
Vorliegende Version: Englischer Originaltitel
Seitenanzahl: 166