Fit, vital, leistungsstark und natürlich gesund – der Idealzustand eines Angestellten. Denn nur solche Mitarbeiter werden seltener krank, sind stattdessen produktiver und fördern maßgeblich die Wirtschaftlichkeit eines Unternehmens. Die Realität sieht heutzutage allerdings anders aus: Nur jeder vierte Arbeitnehmer schafft es, bis zur Rente durchzuarbeiten, ohne berufsunfähig zu werden. Hinzu kommt die Tatsache, dass sich die Anzahl der Krankentage pro Mitarbeiter in den letzten Jahren stark erhöht hat. Doch was können sowohl Arbeitgeber als auch –nehmer für mehr Gesundheit am Arbeitsplatz tun?

Die häufigsten Ursachen für Fehlzeiten

Laut des Gesundheitsreports 2018 der DAK sind rund 16,7 Prozent aller Krankentage auf psychische Probleme zurückzuführen – dazu zählen auch Erschöpfung, Burn-out und Stress. Völlig überraschend kommt das Ergebnis nicht. In der Regel verbringen Angestellte mindestens acht Stunden am Tag am Arbeitsplatz. Hinzu kommen die Fahrtzeiten für die Hin- und Rückfahrt. Allein damit erreichen viele von uns bereits deutlich mehr als neun Stunden. Dadurch verringert sich der Anteil an Freizeit – eine Erhöhung des Stresslevels ist vorprogrammiert. Für einige von uns hört die Arbeit auch nicht auf, nur weil wir das Büro verlassen. Es kommt immer häufiger vor, dass in den eigenen vier Wänden weitergearbeitet wird. Wenn Körper und Geist so stark in Anspruch genommen werden, klopft das Burn-out bereits im Hintergrund an die Tür.

Für Fehltage sorgen weiterhin mit 15,4 Prozent Atemwegserkrankungen und mit rund 21,8 Prozent Erkrankungen am Muskel-Skelett-System. Gerade Muskel-Skelett-Erkrankungen (MSE) sind nicht auf bestimmte Berufsgruppen beschränkt. Wirklich jeder von uns kann gesundheitliche Probleme mit dem Bewegungsapparat bekommen. Sogenannte Bürohengste klagen oftmals über Rückenschmerzen und Entzündungen, während bei Arbeitnehmern im Baugewerbe zum Beispiel noch Bandscheibenvorfälle und hohe körperliche Belastung hinzukommen. Ursachen dafür sind unter anderem:

  • Schwere Lasten
  • Stress
  • Ganzkörpervibrationen
  • v.m.

Abgesehen davon gibt es jedoch noch andere Einflussfaktoren, die sich negativ auf den Gesundheitszustand auswirken können:

Je höher die Arbeitsauslastung eines Betriebs ist, umso mehr steigen die Krankentage der Angestellten an. Das liegt oftmals am zusätzlichen Stress sowie der hinzukommenden Belastung. Befindet sich die Firma hingegen im Sommerloch und verzeichnet weniger Aufträge, wirkt sich die Situation positiv auf die Gesundheit der Arbeitnehmer aus. Gleichzeitig bedeutet eine schlechte Auftragslage aber oftmals, dass Stellen gestrichen werden müssen. Und wenn wir mal ehrlich sind: Wie viele von uns versuchen daraufhin seltener krank zu werden, um keinen Grund für eine Kündigung zu liefern? Gleichzeitig stehen wir aber unter hohem emotionalem Stress, was wiederum negativen Einfluss auf unsere Gesundheit hat. Einen guten Mittelweg gibt es nicht wirklich, um die Höhe des Krankenstandes auszubalancieren. Allerdings können sowohl Arbeitnehmer als auch –geber Präventionsmaßnahmen unternehmen, die den Gesundheitszustand nachweislich verbessern.

Gesundheit am Arbeitsplatz hat viele Gesichter

In Deutschland legt der Gesetzgeber viel Wert auf die Gesundheit der Arbeitnehmer:

  • Das Arbeitsschutzgesetz besagt, dass mindestens elf Stunden zwischen den einzelnen beruflichen Tätigkeiten liegen sollen. Das gilt im Übrigen auch dann, wenn ihr einen Haupt- und einen Nebenjob habt. Dann dürft ihr einerseits die 50 Stunden pro Woche nicht überschreiten, andererseits sollten immer elf Stunden zwischen den Jobs liegen. Wenn es ab und an nicht klappt, ist das nicht schlimm. Aber es sollte die Ausnahme, nicht die Regel sein.
  • Weiterhin besteht die Möglichkeit der arbeitsmedizinischen Vorsorge. Jeder Angestellte hat das Recht darauf, sich beraten bzw. untersuchen zu lassen. Wer in einem gefährlichen Job arbeitet, kann die Vorsorge vom Arbeitgeber einfordern. Mehr Informationen zu diesem Thema erhaltet ihr beim Bundesministerium für Arbeit und Soziales.
  • Selbstverständlich muss ein Unternehmen für den Schutz eurer Gesundheit am Arbeitsplatz sorgen, wenn die Tätigkeit gefährlich oder stark belastend ist. Zu den Schutzmaßnahmen zählen zum Beispiel Arbeitsschuhe, Helme, Handschuhe, Kittel, usw. Im Normalfall werden euch diese Sachen gestellt. Denn wenn ihr dazu verpflichtet seid, Schutzkleidung zu tragen, muss der Arbeitgeber diese auch bezahlen. Nicht zu verwechseln mit Arbeitskleidung: Dann kann es sein, dass ihr diese selbst bezahlen müsst. Oft wird das über die Lohn- und Gehaltsabrechnung erledigt. Euer Arbeitgeber trägt die Zahlungen lediglich in seine Software ein; ihr seht den Abzug dann in eurem Lohnschein. Weiterführende Informationen zum Thema Lohnabrechnung und Software gibt es hier.

Gesundheitsförderung durch den Arbeitgeber

Dank des demografischen Wandels werden deutsche Arbeitnehmer immer älter – also auch anfälliger für Krankheiten, Beschwerden und Verletzungen. Da ist es verständlich, dass Arbeitgeber durch betriebliche Gesundheitsförderung versuchen, ihre Angestellten solange wie möglich gesund zu halten. Was können Firmen und Betriebe also für die Gesundheit ihrer Mitarbeiter tun?

  1. Ergonomie ist sehr wichtig: Wer lange am Schreibtisch sitzt, klagt oft über Rücken-, Nacken- und Kopfschmerzen. Mit ergonomischen Sitzmöbeln kann man sie aber langfristig verhindern. Ein Beispiel: Nicht für jeden ist eine genormte Tischhöhe die ideale Wahl. Je nach Körpergröße benötigt ihr eine andere Arbeitshöhe. Ebenso verhält es sich mit der Sitzposition. Euer Bürostuhl sollte daher eine verstellbare Rückenlehne haben, sodass ihr euch bequem hinsetzen könnt. Die Durchblutung wird gefördert, wenn ihr ab und an aufsteht. Arbeitgeber sollten daher immer die Möglichkeit eines Stehpults anbieten. Ergonomische Computermäuse und –tastaturen reduzieren nachweislich die Gefahr einer Zerrung oder Sehnenscheidenentzündung.
  2. Gesunde Ernährung: Bekanntermaßen ist eine gesunde Ernährung gut für Körper und Geist. Fakt ist leider ebenfalls, dass sich viele Menschen auf der Arbeit sehr ungesund ernähren. Manchmal ist Stress das Problem, manchmal habt ihr keine Zeit, etwas zu kochen und geht daher lieber zum Bäcker nebenan. An diesem Punkt können Arbeitgeber ansetzen: Mit einer eigenen Kantine, einem Mittagsangebot oder kostenlosem Obst sorgt ihr als Chef nicht nur für gute Laune und einen volleren Geldbeutel bei euren Angestellten, sondern fördert zudem eine ausgewogenere Ernährung.
  3. Ideale Arbeitsatmosphäre: Wenn der Chef nur schreit, permanent Zeitdruck herrscht und die Kollegen auch nicht das Wahre sind, dann sind seelische Krankheiten vorprogrammiert. Denn wenn ihr euch auf der Arbeit nicht wohlfühlt oder ständigem Druck ausgesetzt seid, zerrt das langfristig an den Nerven. Arbeitgeber stehen immer in der Verantwortung, für eine gute Arbeitsatmosphäre zu sorgen, ein offenes Ohr für ihre Mitarbeiter zu haben und einen reibungslosen Ablauf zu garantieren.
  4. Bürosport: Sportliche Betätigung fördert die Durchblutung, macht den Kopf frei, schüttet Glückshormone aus und lockert die Muskeln. Arbeitgeber, die einmal am Tag Bürosport anbieten, werden schnell merken, dass ihre Angestellten deutlich fitter durch den Arbeitsalltag kommen.

Präventionsmaßnahmen – tragt euren Teil bei, es ist schließlich eure Gesundheit

Nicht nur euer Arbeitgeber steht in der Verantwortung, die Gesundheit seiner Mitarbeiter zu fördern – ihr müsst selbst auch etwas tun. Keine Sorge, ihr sollt jetzt nicht euer ganzes Leben auf den Kopf stellen. Diese kleinen Maßnahmen führen langfristig zu großen Erfolgen:

  1. Immer viel trinken: Mindestens 1,5 Liter pro Tag sollten es schon sein. Im Sommer werdet ihr deutlich mehr Wasser benötigen. Apropos: Versucht auf zuckerhaltige Getränke zu verzichten. Die lassen nur euren Insulinspiegel schnell ansteigen. Ihr werdet schneller müde und unproduktiv.
  2. Ab und zu aufstehen: Versucht alle anderthalb Stunden aufzustehen und ein paar Schritte zu gehen. Vielleicht macht ihr noch Streckübungen oder springt auf der Stelle. Das bringt den Kreislauf in Schwung und lockert eure Muskeln.
  3. Pause heißt Pause: Versucht daher wirklich abzuschalten. Entfernt euch von eurem Schreibtisch und sucht euch ein Plätzchen, an dem ihr euch wohlfühlt. Im Sommer könnt ihr bestimmt im Freien essen. Da schmeckt es gleich viel besser und ihr könnt gleichzeitig ein paar Sonnenstrahlen einfangen.
  4. Brainfood: Achtet darauf, was ihr über den Tag verteilt zu euch nehmt. Große Portionen des Mittagessens werden euch wahrscheinlich später schwer im Magen liegen. Wenn ihr bereits müde, unkreativ und ausgepowert seid, dann können sogenannte Brainfoods helfen. Dazu zählen zum Beispiel Nüsse.
  5. Angebote wahrnehmen: Wenn ihr bereits gesundheitlich angeschlagen seid, bieten viele Unternehmen und Krankenkassen Physiotherapie oder Kuren an. Informiert euch am besten bei eurem Arbeitgeber über das Thema. Denn diesem stehen pro Angestellten und pro Jahr 500 Euro zur Verfügung, die er für Gesundheitsmaßnahmen ausgeben und steuerlich absetzen kann. Ihr selbst braucht meistens nur eine Quittung als Nachweis. Nutzt dafür einfach eine kostenlose Vorlage, wenn ihr keinen Quittungsblock besitzt.
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