Alle elf Minuten verliebt sich in Deutschland ein Single, was eigentlich – zumindest für die Frischverliebten – ein Grund zur Freude sein sollte. Immerhin gibt es kaum etwas, das mehr beflügelt als die Liebe und das Verliebtsein. Für eine lange Beziehung ist dieses Verliebtsein aber immer nur der Anfang, wichtiger ist das Danach: Was passiert, wenn die Glückshormone irgendwann nicht mehr im Überfluss produziert werden und der Blick durch die bis dahin rosarote Brille klarer wird? Dann braucht es eben doch einen gehörigen Schuss Realismus, so unromantisch das klingt. Aber eine (funktionierende) Beziehung ist eben ein vielschichtiges Geflecht, bei dem die richtigen Zutaten fest miteinander verwoben werden müssen.

Nichts wahrhaft Gutes war jemals einfach

Manchmal schafft es Hollywood eben doch, die Dinge auf den Punkt zu bringen. In „Zwei an einem Tag“ müssen Anne Hathaway und Jim Sturgess die oben angeführte Erkenntnis machen. Nichts wahrhaft Gutes war jemals einfach – und das gilt eben auch für Beziehungen. Wenn zwei Menschen einen Großteil ihres Lebens miteinander verbringen oder verbringen wollen, kann nicht immer alles perfekt sein. Aber mit dem richtigen „Rüstzeug“ kann es trotz aller Höhen und Tiefen auf jeden Fall gut sein.

Die Frage ist, woraus genau dieses Rüstzeug bestehen soll. Die ernüchternde Erkenntnis hierzu: Diese Frage lässt sich kaum beantworten, zumindest nicht pauschal oder im Sinne einer Schritt-für-Schritt-Anleitung. Wäre das der Fall, wer bräuchte dann noch weitere Beziehungsratgeber? Deshalb erhebt dieser Beitrag auch gar keinen Anspruch darauf, die „Problematik“ einer langen und glücklichen Beziehung vollständig erfassen zu können.

Stattdessen werden die wichtigsten Aspekte herausgegriffen, die letztlich über Wohl und Wehe in einer Beziehung entscheiden können. Dass es nicht in allen Partnerschaften dieselben Faktoren sind oder die Gewichtung anders ist – völlig klar. Das macht einerseits die Schwierigkeit aus, mit einiger Berechtigung über das Thema zu schreiben und ist andererseits ein erfreulicher Beweis dafür, dass es ganz unterschiedliche Wege zum Glück gibt.

Gleich und gleich gesellt sich gern

Wenn es um die grundlegenden, charakterlichen Voraussetzungen für eine andauernde Partnerschaft geht, gibt es im Prinzip nur zwei Erklärungsmodelle. „Gegensätze ziehen sich an“ ist dabei so etwas wie ein Joker, weil es ansonsten nach allgemeinem Dafürhalten keine Anknüpfungspunkte zwischen den beiden Partnern zu geben scheint. Die Redewendung bietet Ratlosen eine Erklärung, die jedes weitere Nachdenken über Beziehungen zwischen gegensätzlich veranlagten Menschen erübrigt.

Gemeinsamkeiten und Ähnlichkeiten – beim Aussehen, dem Charakter, den Interessen – sind zwei wichtige Faktoren, um den richtigen Partner für eine lange Beziehung zu finden.

Dabei wäre es überaus spannend, hinter das Geheimnis solcher Paare zu kommen. Denn deutlich weiter verbreitet ist die ebenfalls sprichwörtlich gewordene Annahme, dass sich gleich und gleich zusammenfinden muss, damit es mit der langfristigen Bindung funktioniert. Eine Gemeinsamkeit haben beide Aussagen jedenfalls, nämlich die mangelhafte Funktion, tatsächlich die elementaren Prinzipien einer funktionierenden Beziehung zu erfassen oder gar aufzuzeigen. Dabei scheint zumindest das „Gleich und gleich gesellt sich gern“ nicht nur ein weit hergeholter Spruch zu sein.

Manche Eigenschaften tragen dazu bei, dass Paare lange zusammenbleiben

Denn tatsächlich gibt es verschiedene Eigenschaften, die eine positive Wirkung auf die Beziehungsdauer haben können, sofern sie bei beiden Partnern gleichermaßen vorhanden sind – was im Übrigen nicht bedeutet, dass die Auswahlmuster bei der Partnersuche nicht durchaus unterschiedliche Prämissen bei den Geschlechtern aufweisen können. Attraktivität ist beispielsweise so ein Faktor, genauso wie die Intelligenz, die Religionszugehörigkeit, die gesellschaftliche Stellung oder das Einkommen. Gibt es in diesen Punkten ausreichend Gemeinsamkeiten, stehen die Chancen für eine lange Beziehung grundsätzlich gut.

Vor allem bei drei Eigenschaften ist es allerdings wünschenswert, eine möglichst große Übereinstimmung zu erreichen:

  • Gewissenhaftigkeit bezieht sich vor allem auf die Disziplin des Einzelnen sowie darauf, ob die Einstellung leistungsorientiert ist. Das Gegenteil wäre ein chaotischer und bequemer Partner – unter diesen Voraussetzungen ist dann auch keine Hingabe für die Beziehungspflege zu erwarten.
  • Offenheit für Neues umfasst sowohl die Phantasiebegabung wie auch das kulturelle und künstlerische Interesse. Diese Offenheit ist unter anderem wichtig, um die Routine in der Beziehung immer wieder aufzubrechen und diese somit „jung“ zu halten. Ist diese Eigenschaft allerdings in zu unterschiedlichem Maße bei den Partnern vorhanden, drohen stattdessen Konflikte – der eine sucht dann nach Abwechslung, der andere ist mit dem gewohnten Gang der Dinge zufrieden. Am Ende dürften beide recht unglücklich sein.
  • Verträglichkeit hilft dann unter Umständen wiederum dabei, kleinere Differenzen durchaus verkraften zu können, ohne daraus größere Probleme entstehen zu lassen.

Ähnliches Aussehen, was ja gerne auch als Kriterium bei der Partnerwahl angegeben wird, ist im Übrigen etwas, das sich bisweilen erst im Laufe der Partnerschaft ergibt. Denn bei Ähnlichkeiten kommt es nicht zwingend darauf an, ob diese bereits zur genetischen Ausstattung gehören. Die Partner können sich diese ebenso gut im Lauf der Zeit aneignen. Letztendlich spielt der Weg dann keine Rolle mehr, es zählt die funktionierende Beziehung.

„Beziehungsfähigkeit“ und was es dafür braucht

Wobei es ganz ohne eine gewisse Grundeignung für eine Beziehung auch nicht geht. Ausschlaggebend ist nämlich, zumindest aus psychologischer Perspektive, ebenfalls die persönliche Entwicklung. Hier sind vor allem zwei Aspekte, die nicht nur für die eigene Persönlichkeit, sondern gleichzeitig für das Zurechtfinden in einer Beziehung wichtig sind:

  • Die Erziehung. Das klingt vielleicht banal, aber die Erziehung vermittelt unterschiedlichste Werte – soziale, politische, religiöse –, die einen das ganze Leben in der einen oder anderen Form begleiten. Manche werden vielleicht mit zunehmendem Alter kritisch hinterfragt oder sogar abgelegt, aber die im Elternhaus erfahrenen Werte bilden immer den Grund, auf dem die Persönlichkeitsentwicklung aufbaut.
  • Die Erfahrungen. Erziehung ist längst nicht der einzige prägende Faktor, allerdings besteht ein Unterschied zwischen den Dingen, die man (unfreiwillig) beigebracht bekommt und denen, die man sich, den eigenen Interessen folgend, selbst aneignet. Auch hierbei geht es um Denkweisen und Werte – und wie diese im Alltag gelebt werden.

Erziehung und Erfahrung statten einen Menschen mit den Eigenschaften aus, für die es die bestmögliche Ergänzung zu finden gilt, wenn das Ziel eine lange Beziehung ist.

Warum auch Gegensätze (teilweise) funktionieren können

Aber was ist jetzt mit der Behauptung, dass sich Gegensätze anziehen würden? Immerhin ist die so weit verbreitet, dass es schwerfällt, sie als kollektive Fehleinschätzung abzutun. Tatsächlich können Gegensätze für eine gewisse Anziehungskraft sorgen. Weil andere Hobbys, Lebensweisen und Einstellungen eben durchaus ihren Reiz haben und neugierig machen. Langfristig sind sie als Beziehungsgrundlage jedoch ungeeignet, wie auch die New Yorker Paartherapeutin Rachel Sussman weiß. Ihrer Erfahrung nach ist es in den meisten Fällen nur eine Frage der Zeit, bis solche Gegensätze zum Problem werden.

Er will nur spielen, sie ist eher kulturell interessiert: Manche Gegensätze bilden keine gute Grundlage für eine Beziehung, wohingegen andere weniger problematisch sein können.

Was nicht heißt, dass durchweg alle gegensätzlichen Eigenschaften das Potenzial zum Beziehungskiller haben. Eher schwache Persönlichkeiten suchen beim anderen Stärke und mancher ist eben mehr zum Zuhörer geboren, andere reden dafür lieber. Sich ergänzende Gegensätze kommen also vor und können funktionieren. Ohne diese Ergänzung sieht es hingegen ganz anders aus – einer der Gründe dafür, warum die Menschen bei der Partnersuche prinzipiell mehr auf Gemeinsamkeiten achten. Das verringert das Risiko späterer Differenzen, die zum Bruch führen könnten.

Gemeinsam oder frei?

Was nicht bedeutet, dass eine auf Gemeinsamkeiten beruhende Beziehung frei von Streitpunkten oder zumindest offenen Fragen wäre, die es noch zu klären gilt. Das betrifft vor allen Dingen die Art und Weise, wie eine Partnerschaft gestaltet werden soll – oder genauer: wie das Miteinander gestaltet werden soll.

Über die Bedeutung persönlicher Freiheiten in einer Beziehung

Denn obwohl man so lange wie möglich mit einem Partner oder einer Partnerin zusammenbleiben möchte, sollte eine Beziehung nicht dazu führen, die eigenen Bedürfnisse aufzugeben. Immerhin geht es um zwei Individuen, die selbst bei noch so vielen Gemeinsamkeiten zwei unterschiedliche Menschen sind. Wichtig sind persönliche Freiräume aber nicht nur für die Partner selbst, sondern eben auch für die Beziehung: Je stärker die Bemühungen sind, in allen Lebensbereichen übereinzustimmen und gemeinsam zu agieren, desto größer ist die Wahrscheinlichkeit eines unglücklichen Verlaufs der Partnerschaft.

Dem Gegenüber Freiheiten zu gestatten, hängt deshalb mit der realistischen Einschätzung zusammen, dass eine Beziehung eben nicht darin bestehen kann, alles zu jeder Zeit mit dem einen Partner zu machen. Das mag in der ersten Phase des Verliebtseins noch funktionieren, aber selbst dann ist mit der vielen gemeinsam verbrachten Zeit ein perspektivischer Zweck verbunden – nämlich genau die Art von Vertrauen zu schaffen, die im Verlauf der Beziehung ausreichend Distanz zulässt, damit sich beide Partner noch individuell entfalten können.

Kinder zu bekommen und gemeinsam großzuziehen, das ist eines der Lebensziele, auf die Paare zusammen hinarbeiten und die einer Beziehung einen Mittelpunkt geben können.

Gemeinsame Ziele als Bindemittel einer Beziehung

Wichtig ist dabei nur, sich am Ende auf gemeinsame Ziele in der Partnerschaft einigen zu können – und zwar langfristige Ziele. Heiraten, sich den Kinderwunsch erfüllen, ein Haus bauen, das sind Klassiker, die in vielen Beziehungen die Motivation für eine lange Bindung bringen. Das ist tatsächlich wichtiger, als alle Interessen miteinander zu teilen. Weil Ziele dem Leben und der Partnerschaft eine Richtung vorgeben, weil sie (im Idealfall) weniger flüchtig sind als ein Hobby oder Zeitvertreib.

Es geht dabei um eine Vorstellung, eine Vision davon, wohin die gemeinsame Reise führen soll, welche Meilensteine es unterwegs zu entdecken und zu erreichen gibt. Kurzum, die Ziele sind schlussendlich das, worauf sich die Partner immer wieder einigen können. Dazu kann übrigens bisweilen auch eine ordentliche Portion Kompromissbereitschaft notwendig sein, denn Ziele müssen nicht zwangsläufig starr und ewig gleich bleiben. Aber es gehört eben zu einer funktionierenden Beziehung dazu, diese bei Bedarf neu auszurichten – vorzugsweise gemeinsam.

Akzeptanz und Respekt

Mit Kompromissbereitschaft, Nähe und Distanz sind schon einige Eigenschaften genannt worden, die im Prinzip alle in einen größeren Rahmen gefasst werden können. Grundlegend für eine lange und glückliche Beziehung ist nämlich zweifellos der gegenseitige Respekt und die Fähigkeit, den anderen so wie er ist zu akzeptieren. Allerdings sind Akzeptanz und Respekt keine Einbahnstraßen.

„Verständnis haben“ und „Verständnis einfordern können“ als Grundlagen für eine gesunde Beziehung

Denn hier gilt: Gleiches Recht für alle. Soll heißen, dass die Forderung nach Verständnis – für persönliche Eigenheiten, für Hobbys, für alles, was eher keine Gemeinsamkeit, sondern vielmehr einen Störfaktor darstellen könnte – niemals einseitig ausgesprochen werden darf. Wer sich Verständnis wünscht, muss in der Lage sein, dem Partner selbiges entgegenzubringen.

Gegenseitiges Verständnis für die „Macken“ der Beziehungspartner ist keine Garantie für das Ausbleiben von Konflikten, sorgt aber für deutlich mehr Harmonie.

Das bedeutet unter anderem, mit den Schwächen des Partners umgehen zu können oder es zu lernen. Keine einfache Aufgabe, denn je länger die Beziehung anhält, desto mehr kann sich die Wahrnehmung den negativen Seiten zuwenden. Grund genug aber, dem etwas Positives entgegenzusetzen und sich selbst zu hinterfragen: Verhalte ich mich immer so, wie es wünschenswert wäre? Gibt es nicht auch Eigenschaften an mir, die meinen Partner womöglich stören? Würde ich mir nicht auch wünschen, mein Partner könnte darüber hinwegsehen, ohne mir einen „Fehler“ ständig auf die Nase zu binden?

Wer ehrlich zu sich selbst ist, wird auf alle diese Fragen nur eine Antwort finden und sie wird „Ja“ lauten. Dieses Eingeständnis ist ein wichtiger Schritt, denn eine Veränderung schwieriger Verhaltensweisen und Eigenheiten kann nur aus einem selbst erfolgen.

Vertrauen als elementare Stütze einer Beziehung

Das eigene Verhalten zu reflektieren ist auch aus einem anderen Grund wichtig, hierbei geht es um die „Beziehungspersönlichkeit“. Im ersten Moment mag es irritierend klingen, aber häufig ist es so, dass unser Verhalten gegenüber Freunden oder Kollegen ein anderes ist als das, was wir bei unseren Partnern zeigen. Im Grunde genommen ist das nicht außergewöhnlich, die Soziologie lehrt uns schließlich, dass wir in verschiedenen Lebens- und Alltagssituationen unterschiedliche Rollen einnehmen.

Die des Partners oder der Partnerin beinhaltet allerdings eine persönliche Nähe, wie sie ansonsten im zwischenmenschlichen Bereich in dieser Form nicht vorkommt. Das heißt, in einer Beziehung lernen die Partner Seiten voneinander kennen, die anderen vorenthalten bleiben. Eine Selbstverständlichkeit ist das wiederum nicht, es setzt eine solide Vertrauensbasis voraus, um sich einem anderen Menschen gegenüber soweit öffnen zu können.

Redet miteinander!

Wie groß die Bedeutung von Vertrauen in einer Beziehung sein kann, zeigt sich spätestens dann, wenn heikle Angelegenheiten angesprochen und geklärt werden müssen. Eine Voraussetzung ist hier einerseits, dem Gegenüber überhaupt soweit zu vertrauen, dass sensible Themen (beispielsweise persönliche Kritik) besprochen werden können und andererseits das Wissen, damit niemanden zu verletzen, vor den Kopf zu stoßen oder schwerwiegendere Probleme heraufzubeschwören.

Über alles reden können, ohne sich gegenseitig zu verletzen – das ist eine unschätzbare Qualität in einer gesunden Beziehung, die lange halten soll.

Wie wichtig Kommunikation in einer Beziehung ist

Eine vertrauensvolle Kommunikation ist daher unabdingbar, in jeder Hinsicht und vor allem, wenn eigene Bedürfnisse formuliert werden sollen. Das ist nicht nur am Anfang einer Beziehung wichtig, wenn es etwa darum geht, bestimmte Grenzen zu ziehen. Auch im weiteren Verlauf spielt die Bedürfniskommunikation eine große Rolle, da sich die Bedürfnisse je nach Lebenssituation durchaus ändern können. Dann müssen sie bei Bedarf neu „verhandelt“ werden und bei solchen Gelegenheiten ist es für eine glückliche Beziehung eine Notwendigkeit, sich auf das offene Ohr des Partners verlassen zu können.

Umgekehrt muss natürlich eine ebenso große Bereitschaft bestehen, auf die Belange und Wünsche des anderen einzugehen. Paartherapeuten sind übrigens zu dem Schluss gekommen, dass eine offene Kommunikation in einer Partnerschaft zwar wichtig, aber keineswegs die maßgebliche Grundlage ist. Sie erleichtert vieles, ist aber in mangelhafter Form eher ein Symptom einer nicht funktionierenden Beziehung als die Ursache dafür. In solchen Fällen sind die Differenzen dann schon so unüberwindbar, dass selbst alles Reden über die zugrundeliegenden Probleme keine Abhilfe mehr schaffen kann.

Warum richtiges Streiten durchaus zu einer Beziehung gehört

Trotzdem muss Kommunikation zwischen Partnern in einer Beziehung nicht immer nur harmonisch verlaufen. Im Gegenteil: Streiten gehört (in Maßen) grundsätzlich dazu, es hat allerdings nichts mit dem allseits bekannten „sich Luft machen“ zu tun – oder sollte es zumindest nicht. Das Problem damit, seinen Frust ungebremst herauszulassen besteht nämlich darin, dass diese Herangehensweise vollkommen unproduktiv ist.

Anschreien ist genauso wenig hilfreich wie Anschweigen. Da kleinere und größere Streitpunkte von Zeit zu Zeit unvermeidlich sind, will die richtige Streitkultur deshalb gelernt sein.

Im ersten Moment mag es befreiend sein, die aufgestaute Last losgeworden zu sein, aber die anschließende Frage lautet: War das wirklich zielführend? Konnten tatsächlich die Dinge angesprochen oder besprochen werden, die den Frust überhaupt erst verursacht haben? Oder wurden am Ende nur Vorwürfe ausgesprochen, die nur zu einer Verschlimmerung der Lage, nicht aber zu ihrer Lösung beitragen? Will man sich wirklich darauf verlassen, dass der Partner oder die Partnerin den verbalen Ausbruch schon irgendwie verzeihen wird?

Bevor es also aus einem heraussprudelt – einmal kurz durchatmen, die Problemlage für sich selbst analysieren und dann sachlich und ruhig ansprechen, was gerade für die persönliche Missstimmung sorgt. Auf diese Weise kann der Partner ebenso sachlich mit dem angesprochenen Thema umgehen, ohne sich angegriffen zu fühlen.

Mit welchen Mitteln kann ein harmonisches Miteinander geschaffen werden?

Rücksichtnahme gegenüber dem anderen ist daher ebenfalls eine tragende Säule für eine langdauernde Beziehung. Was also sollte jeder mit in die Partnerschaft einbringen, damit die bisher genannten Aspekte in ausreichendem Maße berücksichtigt werden? Im Grunde nicht viel:

  • Die Fähigkeit, sich in die Gefühlswelt des anderen hineinzuversetzen, ganz gleich, wie es um diese gerade bestellt ist. Empathie und Verständnis schaffen Vertrauen, sind somit also eine wichtige Grundlage für die Beziehung.
  • Die Erkenntnis, dass die Verbindung mit einem anderen Menschen auf einem gegenseitigen Geben und Nehmen beruht. Nicht im Sinne des profanen Güteraustauschs. In einer Beziehung gibt man sich Nähe, Geborgenheit, Kraft, Unterstützung und vieles mehr, was durch die kleinen Gesten im Alltag ausgedrückt wird. Das Verhältnis sollte dabei ausgewogen sein, ohne die Erwartung, Forderung oder Notwendigkeit einer Erwiderung.
  • Die Fähigkeit zur Selbstreflektion und sei es nur deswegen, weil – so platt das klingen mag – zu einer Beziehung immer zwei gehören und Probleme niemals nur von einem Partner alleine verursacht werden. Und weil nur die Einsicht eigener Fehler zu einer Verbesserung beitragen kann. Ändern kann man, auch in einer Partnerschaft, am Ende nur sich selbst.

Ansonsten sind gemeinsame Unternehmungen, gemeinsame Erfahrungen und vor allem das gemeinsame Lachen wichtige Mittel, um nicht nur für Harmonie zu sorgen, sondern die Beziehung auch immer wieder aufzufrischen, zu erneuern. Übrigens gehört Sex nicht zwingend dazu und das ist eine wissenschaftliche Tatsache. Die Häufigkeit nimmt schon nach drei bis fünf Jahren in einer Beziehung deutlich ab.

Nicht so wichtig, zumindest perspektivisch: Das Sexleben wird im Laufe der Beziehung durch andere Aspekte abgelöst, die für die Bindung zwischen den Partnern sorgen.

Bedeutet das, dass Paare für eine langfristig erfolgreiche Beziehung ihre sexuelle Erfüllung aufgeben müssen? Ganz sicher nicht. Einen anderen Stellenwert nimmt das Sexleben trotzdem ein, je länger die Beziehung dauert. Andere Faktoren sind dann wichtiger, weil die Bindung auch ohne ständige körperliche Nähe gefestigt ist. Aber auch in diesem Punkt muss klargestellt werden – es kommt immer auf den jeweiligen Fall an.

Was lange währt…

Im Hinblick auf Beziehungen müsste der zweite Teil dieses Spruchs wohl abgewandelt werden: Es wird nicht erst irgendwann gut, was lange währt, es ist vielmehr schon gut, weil es ansonsten gar nicht so lange währen würde. Das bedeutet wiederum nicht, dass Partner in einer Beziehung nicht einiges dafür tun müssten, um dieses „gut“ aufzubauen und zu erhalten.

Im Gegenteil ist eine lange Partnerschaft keine Selbstverständlichkeit, egal wie gut die Voraussetzungen sind. Bedürfnisse und Lebenssituationen ändern sich, das Miteinander der Partner und diese selbst, jeder für sich genommen, eingeschlossen. Es hilft deshalb, sich immer wieder bewusst zu machen, welche Aspekte der Beziehung funktionieren und wo es Handlungsbedarf gibt – meistens nämlich bei einem selbst.

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