Die Urlaube meiner Kindheit, an die ich mich am besten erinnere, sind die Campingurlaube. Meine Eltern haben schon immer auf die Verbundenheit mit der Natur Wert gelegt. Sich spontan in den (VW-)Bus setzen und in das nahe Italien oder weiter zu fahren, ist beiden der größte Ausdruck von Freiheit. Ich bin dankbar dafür, dass sie mir dieses Gefühl mitgegeben haben.

Alles inklusive Langeweile

Nur einmal im Leben habe ich das ausprobiert, was die meisten Deutschen als das ultimative Reisen empfinden: einen All-Inclusive-Urlaub an einen beliebten Tourismusort. Eine Woche lang lagen meine damalige Schwiegerfamilie und ich am Strand und haben uns durch das Buffet probiert. Das war für mich für zwei Tage angenehm und spätestens nach dem dritten Tag langweilig.

Es fühlte sich so an, als sei ich nicht imstande, irgendetwas alleine zu unternehmen, und von dieser Hotelanlage abhängig. Die Umgebung war so auf Tourismus ausgerichtet, dass es nur Märkte voller Souvenirs und Kitsch gab und es so schien, dass die Region ihr traditionelles Gesicht versteckte. Die Kellner versuchten sogar deutsch zu sprechen, um den Urlaubern ein heimisches Gefühl zu geben. Eine Erfahrung, die ich in meinem zukünftigen Leben meiden werde, obwohl auch ich Flüge und Hotelaufenthalte genieße.

Campingbusse werden immer beliebter

Immer beliebter wird das Reisen in sogenannten Reisemobilen, deren Neuzulassungen sich im Zeitraum von 2008 bis 2022 vervierfacht haben. Ungefähr acht Prozent aller deutschen Urlaube sind Campingreisen. Das fand eine Umfrage der Forschungsgemeinschaft Urlaub und Reisen kürzlich heraus. Ich bewerte diesen zunehmenden Trend positiv, denn es ist aus meiner Perspektive die flexibelste und spannendste Art zu reisen.

Außerdem gibt es in der nächsten Nähe ebenso sehenswerte Destinationen, wie zum Beispiel die sächsische Schweiz, die Seen und Berge in Bayern oder die Heide in Niedersachsen. Auch unsere europäischen Nachbarländer haben viel zu bieten. Es muss also nicht immer das exotischste Reiseziel sein, um Abwechslung zu haben.

Das „Vanlife“ der Influencer – realistisch oder idealistisch?

Das Buzzword Vanlife, das vor allem durch Influencer in den letzten Jahren enorm an Bedeutung gewonnen hat, glamurösiert das Leben im Bus. Es gibt viele Paare, die davon leben können, mit ihren Fotos das Fernweh in anderen Menschen zu erzeugen. Grundsätzlich habe ich nichts gegen Influencer, nur manchmal stört mich deren Weichzeichnung der Realität.

Die Herausforderungen des Campens werden auf social media meist ausgeblendet: die Gegebenheiten und Sprachen fremder Länder, die oft fehlende Möglichkeit, Wäsche zu waschen und aufzuhängen, einige Tage nicht duschen zu können, die Kommunikation auf engem Raum und einige weitere. Gerade diese jedoch zu überwinden macht für mich das Abenteuer und den Reiz aus.

Auch sollte Interessenten bewusst sein, dass selbst anspruchsloses Campen Geld kostet, vor allem das Tanken und die Parkplatzgebühr auf Campingplätzen fallen ins Gewicht. Es gibt dafür eine empfehlenswerte App: Park4night zeigt dir weltweit Stellplätze mit und ohne sanitären Anlagen an, die günstig und oft auch gratis sind.

Warum ich weiterhin Campingreisen unternehmen werde

Freunde von mir haben sich nach ihrer Hochzeit einen Camperwagen gekauft und reisen seitdem um die Welt. Sie haben davor genug Geld gespart und wenn sie doch welches brauchen, gehen sie für eine Zeitlang in ihre erlernten Berufe zurück. Diese Einstellung finde ich bewundernswert.

Ich selbst habe mit dem alten Peugeot-Bus von meinem Papa (wir nennen ihn immer “den blauen Bus”) schon zwei größere Reisen unternommen. Einmal im Sommer über Italien nach Südfrankreich und über die Schweiz zurück, und einmal im Herbst über Dänemark nach Norwegen. Das Schöne am Campen: an jedem Ort so viele Stunden oder Nächte zu bleiben, wie ich will.

Egal ob Kurztrip oder Weltreise, ich kann die Freiheit des Campens jedem empfehlen. Nur Rücksicht auf die Umwelt zu nehmen, das sollte selbstverständlich sein.