Der falsche Umgang mit Ängsten kann nicht nur deinen Fortschritt hindern und deiner Karriere schaden, sondern dein Selbstbewusstsein zerstören. Die richtige Taktik im Umgang mit Ängsten: Mache sie zu Verbündeten!

Wenn du Angst hast, werden Gehirnareale aktiviert, die Flucht-Einfrieren-oder-Kampf-Reaktionen auslösen. Früher wärst du vor einem bedrohlichen Angriff eines Raubtiers geflüchtet. Wenn diese Strategie nicht aufgegangen wäre, hättest du alle deine Kräfte für den Kampf mobilisiert oder dich tot gestellt. Heute haben sich die Umstände geändert. Statt einem Raubtier werden wir mit einer Deadline, Kritik, einer unerwarteten Rechnung, einer Absage oder Krankheit konfrontiert.

Die Fluchtreaktion zeichnet sich nicht länger durch buchstäbliches Wegrennen aus, sondern nimmt subtilere Formen an. Anstatt sich der Herausforderung zu stellen, wird sie aufgeschoben oder eine Ablenkung gefunden. Auch buchstäbliches Kämpfen wird in deinem Leben wohl kaum zur Tagesordnung zählen. Und doch kämpfen wir alle viel zu oft mit Ängsten. Aber wie?

Ausrasten, hartnäckiges Diskutieren, Wutanfälle und fehlende emotionale Kontrolle sind einige moderne Kampfarten des 21. Jahrhunderts.

Gewinne Perspektive

Wenn du in den Klauen der Angst steckst, solltest du dich fragen: “In welchem Verhältnis steht diese Angst zum Rest meines Lebens?” Wenn du eine Präsentation halten musst und vor lauter Nervosität nicht klar denken kannst, wenn du Angst hast vor dem Fliegen und trotzdem nicht auf deinen Urlaub in Übersee verzichten möchtest, wenn du Angst hast, deine Meinung zu sagen, aber im Innersten weißt, dass du es tun musst, um nicht länger zu leiden, dann solltest du Perspektive gewinnen und dich aus dieser Angst herausheben.

Es gibt verschiedene Möglichkeiten, wie dir dies gelingt: Stell dir vor, dass du die Situation aus der Vogelperspektive betrachtest, meditiere oder mache Atemübungen. Angst löst eine Reihe von Stresshormonen wie Cortison und Adrenalin in deinem Körper aus, die dich förmlich aus dir fahren lassen. Komme zurück in deinen Körper, indem du in zwei Schritten
zum objektiven Beobachter werden: Nimm die Angst im ersten Schritt zur Kenntnis: “Nun, da ist diese Situation, die Ängste in mir auslöst. Ich befürchte, dass sie kein gutes Ende nehmen wird.” Gewinne nun im zweiten Schritt Perspektive: “Wie könnte ich die Situation noch sehen? Wie könnte sie sonst noch ausgehen?”

Verbünde dich mit der Angst

Ein Weg zur Überwindung der Angst ist, durch sie hindurch zu gehen. Das ist leichter gesagt, als getan. Der häufigere Weg im Umgang mit der Angst ist die Vermeidung. Nehmen wir an, du leidest an Höhenangst oder der Angst, vor Menschen zu sprechen. Wie könntest du diese beiden Ängste erfolgreich vermeiden?

Richtig, du verzichtest darauf, auf hohe Berge oder Türme zu klettern und du suchst dir eine Aufgabe, bei der du nicht vor Menschen reden brauchst. Diese Strategie funktioniert wunderbar, sofern dir das Erklimmen von Bergen und das Reden vor Menschen nicht wichtig sind. Aber die Angst bleibt dadurch weiterhin bestehen, weil du sie unterdrückst.

Unterdrückte Ängste haben eine unglaublich starke Kraft, die gerne unterschätzt wird und sich in Form von körperlichen und emotionalen Symptomen bemerkbar machen kann. Kein Problem, da hilft ein Schmerz-, Aufputsch- oder Beruhigungsmittel. Dass es sich hierbei um einen Teufelskreis handelt, müssen wir an dieser Stelle nicht weiter vertiefen. Aber es gibt eine weitere Komponente, die wir uns betrachten sollten.

Was passiert, wenn du an Höhenangst oder der Angst, vor Menschen zu sprechen, leidest und dir das Besteigen von Bergen und Sprechen vor Menschen etwas bedeutet oder es gar der nächste Schritt für deinen beruflichen oder persönlichen Durchbruch ist?

Wie zufrieden bist du dann mit der Vermeidungsstrategie? Wenn du spürst, dass du diese Sachen gerne tun würdest, aber der Angst mehr Kraft gibst? Oder wie hilfreich ersiehst du das Vermeiden im Falle einer unerwarteten Herausforderung, die Ängste in dir auslöst?

Du hältst die niederschmetternden Laborresultate in deinen Händen, dein Partner verlässt dich unerwartet nach 30 Jahren Ehe, du gehst gut gelaunt ins Büro und erfährst von deiner sofortigen Kündigung. In solchen Situationen stellt uns das Vermeiden und Unterdrücken von Ängsten vor eine Wand. Der einzige Weg, der dich um diese Wand herumführt, ist dich mit deinen Ängsten zu verbünden. Wie gelingt dir das?

Vertraue auf deine Fähigkeit, es zu schaffen

Wenn alle Stricke reißen und du vor lauter Angst nur noch Schwarz siehst, bleibt dir nicht viel mehr übrig, als zu vertrauen. Vertraue, dass du diese schwierige Phase deines Lebens trotz deiner Angst meistern wirst. Vertraue darauf, dass am Ende dieses dunklen Tunnels ein Licht auf dich wartet.

Stell dir vor, du bereist die Weltmeere auf einem großen Schiff. Was erwartet dich? Ruhige, klare und sonnige Passagen? Keine Frage! Tiefe, raue, unruhige, stürmische Abschnitte? Mit Sicherheit hast du dich auch darauf eingestellt. Das Leben ist wie eine Reise durch die Weltmeere. Wechselnd durchschwimmen wir ruhige, klare, sonnige Passagen und raue, unruhige, stürmische Abschnitte.

Zurück zu deiner Kreuzfahrt: Wie würdest du dich verhalten, wenn deine Reise durch eine bedrohliche, stürmische Zone führt? Hättest du ein mulmiges Gefühl? Sehr wahrscheinlich. Wäre es dir lieber, wenn du den Sturm umfahren könntest? Davon gehen wir aus. Aber kann deinem Wunsch immer gerecht werden? Nein. Und das weißt du, zumindest im Falle einer
Kreuzfahrt.

Käme es dir in den Sinn, den Kapitän zu überreden, das Schiff anzuhalten? Würdest du ausrasten oder aufgeben, weil du dich in diesem Unwetter befindest? Würdest du dir einreden, dass du zu schwach bist, um aus diesem Sturm jemals wieder herauszukommen?

Natürlich nicht! Was würdest du tun? Vielleicht würdest du mit der Übelkeit kämpfen. Vielleicht wünschtest du dir, dass der Sturm bald vorbeizieht. Vielleicht kämst du an die Grenzen deiner Komfortzone, aber du würdest nichtsdestotrotz darauf vertrauen, dass der Sturm vorbeiziehen wird und du ihn überstehen wirst. Du würdest den Sturm und den unruhigen Abschnitt akzeptieren, auch wenn er unangenehm und unerwünscht ist.

Ängste sind wie unruhige, stürmische und bedrohliche Abschnitte auf unserer Lebensreise. Sie gehören dazu, aber es liegt in unserer Macht, wie wir damit umgehen. Wenn du sie vermeidest oder unterdrückst, verhältst du dich in etwa gleich, wie wenn du wegen der hohen Wellen und den stürmischen Bedingungen aufhörst zu schwimmen oder noch schlimmer, deine Kräfte mit Schreien und panischen Bewegungen aufbrauchst.

Die Kraft, die dich weiterbringt, liegt erstens in der Akzeptanz der Situation und zweitens im Weiterschwimmen, also dem Vertrauen auf deine Fähigkeit, dass du es schaffen wirst.

Höhen und Tiefen, Stürme und Schönwetterphasen gehören zum Leben. Es ist niemals das Ziel, alle Ängste loszuwerden. Angst kann dich zum Aufgeben bewegen, so wie sie dich ebenso gut anspornen kann, weiterzugehen. Umgebe dich mit positiven Menschen, mit denen du über deine Ängste sprechen kannst, die dich anfeuern und an dich glauben.

Gewinne Perspektive, verbünde dich mit deinen Ängsten und vertraue auf deine Fähigkeit, es zu schaffen