Wie schafft es ein Baby, einen deiner vermeintlichen Glaubenssätze auf den Kopf zu stellen? Und was passiert dann? Die Antworten darauf liest du im Start meiner neuen Artikelserie „Erkenntnisse eines Vaters“.

Ich hatte es ja angekündigt: Ich teile meine Erkenntnisse als frisch gebackener Vater mit dir. Das könnte nicht nur für dich interessant sein, als bestehende oder zukünftige Mama oder Papa. Sondern es tut auch mir gut, mal zu Papier zu bringen, was mir bis jetzt lose im Kopf rumgesprungen ist. Schreiben hilft, die Gedanken und Gefühle zu strukturieren.

Affirmationen im Jahr 2011

Zu Affirmationen mag man unterschiedliche Ansichten haben. Ich persönlich glaube, dass sie einem helfen können, wenn der Weg (in’s Unterbewusstsein) sozusagen frei ist. Wenn keine zu einschränkenden anderen Glaubenssätze vorhanden sind, die die Affirmationen blockieren.

Vor allem um 2011 herum habe ich viel mit Affirmationen gearbeitet, unter anderem mit der guten Silent Subliminal-Software von Tim Daugs*. Eine meiner Affirmationen von damals lautete:

Ich bin erfolgreich bei allem was ich tue.

Irgendwo aufgeschnappt und gedacht: „Ja, das klingt gut. Das übernehme ich in meine Glaubenssätze.“

Die Grundschule legt Grundsteine

Ich muss dazu sagen: Ich hatte seit dem Grundschulalter ein Problem damit, wenn ich etwas nicht geschafft habe, was ich mir vorgenommen hatte.

Warum Grundschulalter? Weil ich damals von meiner Klassenlehrerin eingetrichtert bekam, dass man seine Hausaufgaben schaffen muss, und das am besten alleine, ohne die Hilfe Anderer. Das nahm ich ernst, anscheinend zu ernst.

Meine Mutter erinnerte mich nämlich vor ein paar Jahren, dass ich mir bei den Hausaufgaben fast nie helfen lies. Und wenn ich etwas nicht schaffte, war ich stinksauer, vor allem auf mich selbst. Diese Eigenheit habe ich heute noch manchmal – wenn ich etwas nicht schaffe, was ich mir vorgenommen hab, dann bin ich oft unzufrieden mit mir selbst.

Hoher Anspruch meets schreiendes Baby

Was hat das nun alles mit unserer Tochter zu tun? Nun, ein Kind schreit ja manchmal. Unsere Tochter macht das zum Glück selten, aber manchmal halt doch. Als unsere Kleine dann ihr Organ in den ersten Tagen zum Besten gab (übrigens von Anfang an sehr lautstark), hatte ich natürlich das Ziel sie zu beruhigen. Das klappte auch oft, aber eben nicht immer.

Das Problem: Meine Anspruch an mich selbst war, dass ich bei allem erfolgreich bin, was ich tue (siehe oben) – also am besten jedes mal unsere Tochter beruhigen kann. Das konnte ich natürlich nicht. Also war ich unzufrieden mit mir, sauer auf mich… Und du kannst dir vorstellen: Wenn der Papa schlecht drauf ist, spiegelt das Kind diese schlechte Laune – und schreit gleich noch mehr. Lose-Lose statt Win-Win.

Bewegung führt zur Erkenntnis

Es war circa 2, 3 Wochen nach der Geburt bis ich drauf kam, dass der Satz „Ich bin erfolgreich bei allem was ich tue“ mir einfach nicht gut tut. Die Erkenntnis war plötzlich da, während ich irgendwo außen unterwegs war. Ich glaube Bewegung hilft um auf neue Ideen zu kommen und die Alten ein bisschen wachzurütteln und zu hinterfragen.

Jedenfalls fiel es mir wie Schuppen von den Augen: Dieser Satz ist einfach nicht wahr (für mich). Ich kann nicht bei allem erfolgreich sein, was ich tue. Man wird immer wieder Dinge tun, die nicht funktionieren. Oder die andere Menschen besser können. Unsere Tochter lässt sich zum Beispiel von meiner Partnerin meistens besser beruhigen als von mir. Ist ja auch klar, denn die Bindung zwischen Kind und Mutter ist halt die Allergrößte, die es gibt.

Übrigens kam mir während dem Schreiben der obigen Zeilen eine weitere Erkenntnis: Dass der Satz für mich nicht wahr ist, hatte sich tatsächlich schon angedeutet. Bei der vorletzten Mastermind-Klausur mit meinem Umsetzungspartner Michael (und anderen) machte ich eine Glaubenssatz-Übung. Ich trug meine vermeintlichen Glaubenssätze zu einem bestimmten Thema vor der Gruppe vor.

Beim Satz „Ich bin erfolgreich bei allem was ich tue“ bekam ich das ehrliche Feedback, dass das nicht rüberkomme, dass da kein oder nur wenig Gefühl dabei wäre… Das war also schon ein Vorbote, dass ich mich von diesem bloß gedachten, aber nicht gefühlten Glaubenssatz lösen würde.

Ich erreiche meine Ziele

Nachdem ich dank unserer Tochter also gecheckt hatte, dass der Satz für mich nicht passte, machte ich mich auf die Suche nach einem neuen Leitsatz. Nach etwas Überlegen und Reinfühlen fand ich das hier:

Ich erreiche meine Ziele.

Das war schon mal gut. Denn es lenkte den Fokus weg vom durchgehend erfolgreichen Tun (nicht möglich) auf das eigentliche Ziel. Es ist in Ordnung, wenn ich während dem Tun auch mal scheitere. Denn dadurch weiß ich, dass ich einen anderen Weg gehen muss um mein Ziel zu erreichen.

Und: Wenn mal ein paar Aktionen nicht klappen, heißt das nicht, dass ich erfolglos bin. Langfristig erreiche ich das Ziel und bin dadurch erfolgreich. Die Vogelperspektive ist wichtiger als das Kleinkarierte.

Mit Leichtigkeit

Der Satz klang in meinen Ohren in dieser Form aber noch zu anstrengend, wie eine Durchhalteparole. Deshalb fügte ich noch ein bisschen Leichtigkeit hinzu, im wahrsten Sinne des Wortes. Heraus kam somit:

Ich erreiche meine Ziele mit Leichtigkeit.

Das heißt nicht, dass ich den ganzen Tag nur rumchille und drauf hoffe, dass das Ziel mir von alleine zufliegt (wobei es das auch geben soll 😉 ). Nein, mir ist bewusst, dass ich dafür etwas tun muss, jeden Tag.

Doch der Satz hilft mir, dass ich entspannt zu Werke gehe. Dass ich weiß: Ich bewege mich in die richtige Richtung. Ich muss mich nicht hetzen. Lieber mal mehr Zeit mit der Familie verbringen, mich bewegen, früher Feierabend machen. All das hilft zu entspannen und mit mehr Leichtigkeit meine Ziele zu erreichen.

Die mysteriöse Pause

Bezogen auf unsere Tochter, lege ich den Satz so aus:
…PAUSE…
Falls sie schreit und ich sie nicht beruhigen kann, dann gebe ich sie an meine Partnerin weiter. Mein Ziel ist es, dass es unserer Tochter gut geht. Und bei meiner Verlobten beruhigt sie sich meistens schnell. Wenn ich sie also nicht beruhigen kann, gebe ich sie weiter und sie beruhigt sich. Ziel erfüllt. Und das mache ich ohne schlechtes Gewissen, dass ich etwas nicht geschafft habe.

Eigentlich wollte ich in diesem Beitrag alle meine bisherigen Erkenntnisse mit unserer Tochter auflisten. Doch ich seh grad, dass der Beitrag schon mit dieser einen Erkenntnis lang genug ist. Also schreibe ich einfach schon bald den nächsten Beitrag über die Erkenntnisse eines Vaters 🙂

Stay tuned,
Stefan

PS: Rat mal was in der PAUSE passiert ist 😉

PPS: Haben sich durch dein(e) Kind(er) auch vermeintliche Glaubenssätze oder Leitsätze geändert? Schreib es gerne in einen Kommentar unten.